Bonpflicht weiterhin unter Beschuss
Die nunmehr vor einem Jahr eingeführte Bonpflicht gegen Steuerbetrug an Ladenkassen sorgt weiterhin für Unmut. Beklagt wird nach wie vor mehr Bürokratie, Aufwand und Müll sowie weniger Zeit für die eigentliche Arbeit. In welchem Verhältnis die Kosten für Unternehmer bei der Anschaffung der Kassen mit Sicherungssystemen und der Nutzen für den Fiskus im Kampf gegen Steuerbetrug stehen, ist noch offen, wie eine Umfrage der Deutschen-Presseagentur ergab. Dafür sei es zu früh, sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums.
„Die Kunden nehmen die Bons nicht an“
Betroffen vom zusätzlichen Aufwand mit der Bonpflicht ist vor allem das Bäckerhandwerk, wie eine Sprecherin der Handwerkskammer Magdeburg sagte. Zumal in den Geschäften sich Bons stapelten, etwa beim Verkauf von Brötchen, wenn die Kunden auf den Zettel verzichten. Eine Sprecherin der IHK Halle-Dessau ergänzte, die schlimmsten Befürchtungen seien eingetroffen. „Wir wissen aus vielen Gesprächen mit betroffenen Händlern, Gastronomen und Unternehmen der Tourismus- und Freizeitwirtschaft: Die Kunden nehmen die Bons nicht an.“ Die Einrichtung und Anschaffung der Kassensysteme sei teuer. Zudem entstünden vermeidbare Abfälle.
Unnötige Kosten für Aufrüstung und Entsorgung
Die Entscheidung zur Einführung der Bonpflicht sei am „grünen Tisch“ getroffen worden, ohne die Realität zu kennen, so die IHK. Die Belegausgabepflicht, wie die Bonpflicht offiziell heißt, habe die Unternehmen in einem ohnehin schweren Jahr angesichts der Corona-Krise zusätzlich belastet. Die Umrüstung habe je nach Kassensystem zwischen 500 und 4000 Euro gekostet. „Für die Entsorgung der Bons fallen noch einmal weitere Kosten an“, sagte Antje Bauer, Geschäftsführerin für Starthilfe und Unternehmensförderung bei der IHK Halle-Dessau. (lah/TH)