Bagatellgrenze auch in Österreich gefordert
In Deutschland ist die Diskussion über die Kassenbonpflicht in vollem Gange. Aber auch in Österreich mehren sich die Kritiker, die in der Bonpflicht auch für Kleinbeträge hauptsächlich bürokratischen Unsinn und ein nicht zu vernachlässigendes Umweltproblem sehen. Einer davon ist etwa Kärntens Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl, der jüngst zu einem Pressegespräch in einem Klagenfurter Innenstadtlokal geladen hatte. „Ob Sie sich jetzt einen Lottoschein kaufen, einen Tee trinken oder zwei Semmeln beim Bäcker mitnehmen – in jedem Fall muss Ihnen ein Beleg übergeben und eine Durchschrift oder Kopie vom Unternehmer in die Buchhaltung übernommen und sieben Jahre aufbewahrt werden“, erklärte Mandl.
70 Prozent der Konsumationen in der Gastronomie unter 20 Euro
Diese Kritik unterstützt Stefan Sternad, Obmann der Fachgruppe Gastronomie. In Kärnten würden täglich knapp 90.000 Gäste in 3500 Gastronomiebetrieben bewirtet. Rund 70 Prozent der Konsumationen würde zwischen 15 und 20 Euro betragen. Sternad: „Wir Wirte müssen Unsummen an Kosten für Geräte und Papierrollen stemmen, den Müll entsorgen – und dafür Zeit aufwenden, die wir für unsere Gäste besser verwenden könnten. Ein Schildbürgerstreich!“ Durch den Wegfall von Belegen unter der 20-Euro-Wertgrenze könnten alleine in Kärnten mindestens 1,8 Millionen Papierbelege eingespart werden.
Keine Steuernachteile
Wie Sternad betonte, habe man im benachbarten Ausland längst erkannt, dass es sich bei der generellen Belegerteilungspflicht um Zeit- und Geldverschwendung handelt. So erwäge man in Deutschland die Einführung einer Bagatellgrenze von 10 Euro, in Frankreich werde die aktuelle Bagatellgrenze von 10 Euro in den nächsten beiden Jahren schrittweise auf 30 Euro erhöht. Sternad: „Das bedeutet, für Konsumationen, die unter dieser Bagatellgrenze liegen, muss kein Beleg ausgestellt werden. Dem Gesetzgeber entsteht dadurch übrigens kein Nachteil: Eine finanztechnische Kontrolle funktioniert durch die digitale verschlüsselte Speicherung auch ohne Papierbeleg!“
Thermopapier ist nicht recycelbar
Präsident Mandl fordert daher namens der Kärntner Wirtschaft die umgehende Einführung einer Bagatellgrenze bei der Belegerteilungspflicht: „Unsere Experten schätzen, dass man bei einer Freigrenze von 20 Euro 70 bis 80 Prozent der Kassenbons einsparen kann. Das nützt den Unternehmern, das nützt der Umwelt.“ Das deutsche Bäckerhandwerk habe vorgerechnet, dass allein bei den Bäckern fünf Milliarden Kassenbons pro Jahr anfallen, das entspreche dem 25-fachen Erdumfang oder der zweieinhalbfachen Wegstrecke von der Erde zum Mond. Mandl: „Und das Unsinnigste ist, dass die meisten Kassenbelege auf Thermopapier gedruckt werden und damit nachweisbar umweltschädlich sind: Sie dürfen daher nicht einmal ins Altpapier, wo sie recycelt würden, sondern müssen als Restmüll entsorgt werden.“