Arbeitsagentur will Holsboer feuern
„Sie ist hochkompetent, führungsstark, inspirierend und anpackend“ – diese Worte unterzeichneten mehr als 1.000 Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit (BA) und beschrieben damit die Arbeit des ersten weiblichen Vorstandsmitglieds Valerie Holsboer. Und dennoch soll sie nach dem Willen ihrer männlichen Vorstandskollegen jetzt plötzlich ihren Platz räumen. Holsboer war Hauptgeschäftsführerin beim Bundesverband der Systemgastronomie, bevor sie vor zwei Jahren in den BA-Vorstand einberufen wurde, wo sie für Personal, Finanzen und Controlling verantwortlich ist. Doch nachdem sie in der letzten Zeit zunehmend härter um ihren Posten kämpfen musste, droht Holsboer jetzt am 12. Juli die vorzeitige Abberufung durch den Verwaltungsrat – der erste Vorgang dieser Art seit 15 Jahren! Welche Gründe mag es für die werten Herren für den abgekarteten Rauswurf wohl geben?
1.000 Unterstützer unterzeichnen Petition für Holsboer
Über die Gründe schweigen sich zwar sowohl der Verwaltungsratsvorsitzende Peter Clever als auch die BA-Pressestelle aus, doch manche Herren hätten Medienberichten zufolge verlauten lassen, dass Holboer mit ihren Aufgaben „völlig überfordert“ gewesen wäre. Merkwürdigerweise sehen das mehr als 1.000 Kollegen Holsboers vollkommen anders und unterzeichneten spontan eine Petition für ihren Verbleib. Als Begründung hieß es, sie hätte in der BA unter anderem für neue Lernkulturen und weniger befristete Stellen gesorgt sowie wertvolle Gelder für die Jobcenter organisiert. Im Umfeld der Finanzchefin vermutet man als Grund für den Schachmatt-Zug daher etwas anderes: Peter Clevers persönliche Aversionen gegen die weibliche Kollegin. Wie unterschiedliche Medien berichten, habe Holboer sich etwa verweigert, immer nach dessen Pfeife zu tanzen – pardon, „zu wenig Loyalität gezeigt.“
„Wer mit den Krokodilen schwimmt, wird gebissen!“
Ein weiterer möglicher Grund für die vorzeitige Kündigung wird indirekt von Valerie Holsboer selbst angesprochen: Der Süddeutschen Zeitung gegenüber berichtete sie, dass manche Frauen von vornherein auf Führungspositionen verzichten würden. „Als Argument höre ich: Wer mit den Krokodilen schwimmt, wird gebissen!“, sagte sie im Rahmen eines Interviews mit der SZ. Von Krokodilen gebissen wurde sie auch, als sie ein Kind erwartete. „Je dicker mein Bauch wurde, desto mehr Interessenten für meinen Posten brachten sich in Stellung.“ Am 12. Juli 2019 wird nun die endgültige Entscheidung über Holsboers Zukunft fallen, denn an diesem Tag könnte sie vom Verwaltungsrat abgewählt werden – aus rein „fachlichen“ Gründen, wie es momentan zu hören ist. Und wenn ganz am Ende die Bundesregierung ihre Zustimmung zur Abberufung Holsboers verweigert? Dann werden wohl wieder mal einige dicke, männliche Krokodilstränen fließen… (sz/aachener-zeitung.de/TH)