Appell zu mehr Disziplin
Braucht es mehr Kontrollen oder sogar ein Alkoholverbot in Kneipen? Manche Gastronomen und auch ihre Gäste sind es inzwischen leid, sich an die strengen Auflagen in der Corona-Krise zu halten. Vielerorts stehen die Tische wieder eng beieinander. Masken sieht man seltener und Kunden tragen falsche Namen und Adressen in die Kontaktlisten der Wirte ein – sofern diese überhaupt noch verteilt werden. Dieses Verhalten hat vor allem in Berlin dazu geführt, dass der dortige Landesverband des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga zu mehr Kontrollen des Ordnungsamts in den Betrieben aufgerufen hat – „mit Augenmaß“, wie Geschäftsführer Thomas Lengfelder stets betont, also ohne gleich Bußgelder zu verhängen. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) brachte jüngst sogar ein Alkoholverbot für Kneipen ins Gespräch.
In anderen Städten gibt es dem Dehoga-Bundesverband zufolge ähnliche Diskussionen. „Deshalb geht erneut der dringende Appell an alle Unternehmer, Mitarbeiter und Gäste, die Schutzmaßnahmen umzusetzen“, sagte Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges jüngst der Deutschen Presse-Agentur. „Eine zweite Welle gilt es mit allen Kräften zu verhindern. Am Ende zählt, dass wir uns an das halten, was die Politik auf Basis der Expertise der Wissenschaft jeweils beschließt.“ Für die Akzeptanz sei es wichtig, dass die Regelungen „klar, nachvollziehbar und verhältnismäßig sind.“
Ein Großteil der Betriebe gibt aktuell an, dass die Maßnahmen und Regeln bei ihren Kunden auf Verständnis stoßen. Doch scheinen manche Wirte selbst die Sinnhaftigkeit anzuzweifeln. Mehr Kontrollen durch das Ordnungsamt könnten der Disziplin aus Sicht des Dehoga Berlin wieder auf die Sprünge helfen. Von einem Alkoholverbot allerdings hält Geschäftsführer Lengfelder wenig. „Wir alle sind mündige Bürger und müssen selbst entscheiden können“, sagte er. Auch ein solches Verbot müsse zudem kontrolliert werden. (dpa/CK)