Anwesenheitslisten sind keine Lösung
In Nachbarländern wie der Schweiz oder Deutschland ist das Prozedere nicht unbekannt. Am Eingang eines Lokals liegen Listen auf, in die sich alle Gäste mit Namen und weiteren Kontaktdaten eintragen müssen bzw. freiwillig können, um im Falle einer Coronainfektion eventuell andere Betroffene schneller warnen zu können. Jetzt wird auch in Österreich eine ähnliche Lösung im Kampf gegen das Virus angedacht – vorerst allerdings auf freiwilliger Basis, wie seitens der Regierung versichert wird.
Die Sache hat bloß mehrere Haken: Denn gerade aus den Nachbarländern hat man inzwischen die Erfahrung, dass viele Gäste bei Freiwilligkeit keinen Namen angeben und bei einer verpflichtenden Kontaktangabe erstaunlich viele Max Mustermänner & Co in den Lokalen zusammentreffen. Klar, da wird der Datenschutz seit Jahren als höchstes Gut gehandhabt und dann soll jeder öffentlich bekanntgeben, mit wem er wann in welchem Lokal war inkl. Wohn-, Mailadresse und/oder Telefonnummer? Das stößt nicht nur untreuen Ehepartnern sauer auf, auch manche Politiker oder prominente Geschäftsleute sind nicht immer erpicht darauf, dass jedes semioffizielle Treffen der Nachwelt erhalten bleibt. Zumal eine Ausweiskontrolle, um die Richtigkeit der Angaben sicherzustellen, wohl keinem Gastronomen zumutbar ist.
Hinzu kommt, dass handschriftlich verfasst Angaben, selbst wenn sie korrekt sind, oft genug eher ägyptischen Hieroglyphen ähneln als lateinischen Buchstaben und gerade bei Mailadressen ein falsch gelesener Buchstabe bereits das ganze System unbrauchbar macht.
Nächster Punkt: Die Liste muss immer aufliegen, soll trotzdem nicht in fremde Hände gelangen und den dazugehörigen Kuli müsste man wahrscheinlich mit einem Kevlarband sichern.
Last but not least müssen sich Gastronomen bis dato „nur“ mit HACCP-Vorschriften, Allergenkennzeichnungen, Zeitaufzeichnungstabellen und der Dokumentation von zahllosen anderen bürokratischen Auflagen herumärgern, kämme hier gleich noch eine Liste dazu, die man wochenlang aufheben und bei Bedarf jederzeit parat halten müsste. Und was Herr und Frau Österreicher schließlich von „freiwilliger“ Überwachung halten, zeigt sich ja schon am eher mäßigen Erfolg der Stopp-Corona-App.