Wiesn-Wirte wollen bis 2028 klimaneutral werden
Am Donnerstagnachmittag trafen sich auf Einladung der Zweiten Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) erstmals Vertreter von Klima- und Lebensmittel-Initiativen, Wirten, Stadt, Schaustellern, Brauereien und Landwirten zu einem nicht öffentlichen Runden Tisch zum Thema nachhaltige Großveranstaltungen.
Beschlüsse gab es keine, wie es aus Teilnehmerkreisen hieß. Die Wirte kündigten aber an, dass die großen Festzelte binnen fünf Jahren – wenn möglich sogar schon 2026 – klimaneutral werden sollen. Das wäre deutlich schneller als die Stadt München, die das Ziel bis 2035 erreichen möchte. Der Freistaat Bayern will das bis 2040 schaffen.
Wie sollen die Festzelte klimaneutral werden?
Um klimaneutral zu werden, ermitteln die Wirte der großen Zelte nun zunächst ihren gesamten Verbrauch an Kohlenstoffdioxid, um dann ihren CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Außerdem wollen sie Projekte finanzieren, die das klimaschädliche CO2 binden. Durch Wiederaufforstung in der Region rund um München soll in den nächsten Jahren dadurch ein eigener Wiesn-Wald entstehen.
"Die jährlichen Kosten für die CO2-Maßnahmen insgesamt belaufen sich auf einen hohen sechsstelligen Betrag, den die Wiesn-Wirte dafür aufbringen werden", hieß es in einer Präsentation der Vereinigung.
Außerdem solle künftig jedes Zelt mindestens ein veganes Gericht anbieten. Auch wollen die Wirte den Anteil an vegetarischen Gerichten erhöhen.
Bio-Essen auf der Wiesn – Paulaner-Festzelt als Vorreiter
Beim Thema Bio-Lebensmittel machten die Wirte bei dem Runden Tisch keine Zusagen, zeigten sich aber dialogbereit. Über Bio-Bier sei gar nicht gesprochen worden, hieß es aus Teilnehmerkreisen. Die Wirte wollten aber bei Abfallvermeidung und Lebensmittelverschwendung weiter vorankommen.
Beim Bio-Essen macht das Paulaner-Festzelt dieses Jahr mit den Bio-Hendln den Vorreiter. „Das ist ein Versuch. Wenn unsere Gäste ihn nicht akzeptieren, müssen wir im nächsten Jahr eventuell umdenken“, erläuterte Wirtin Arabella Schörghuber am Donnerstag. Andere Speisen sollen aber weiter aus konventioneller Landwirtschaft kommen.
Die Debatte um mehr Tierwohl, mehr biologische Lebensmittel und mehr Nachhaltigkeit auf dem Oktoberfest ist nicht neu. Im Frühjahr hatte es in der Stadt einen hitzigen Disput darum gegeben, ob es möglich sein könnte, auf der Wiesn nur Bio-Lebensmittel anzubieten – oder wenigstens eine Bio-Quote einzuführen.
Kritiker warnten, ein Besuch könne dann unbezahlbar werden. Im Paulaner-Festzelt soll das halbe Bio-Hendl nun 20,50 Euro kosten – ein konventionelles in einem der anderen Festzelte wird voraussichtlich bei 14 bis 15 Euro liegen.
Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Bayern hatte schon im März den Vorstoß der Initiative „Faire Wiesn“ zu 100 Prozent regionalem Bio-Food scharf kritisiert. „Die Begrifflichkeiten fair, bio, regional und Fair-Trade hören sich gut an, aber Nachhaltigkeit umfasst auch den Begriff der Ökonomie“, sagte Landesgeschäftsführer Thomas Geppert. „Wir müssen endlich ökologische, ökonomische und soziale Aspekte zusammenführen. Einseitige Ideologie ist eine Einbahnstraße mit der Endstation Sackgasse“, ergänzte er nun.
Nachhaltiges Oktoberfest? Hier ist noch Luft nach oben!
Beim Thema Nachhaltigkeit ist auf dem Oktoberfest trotz mancher Veränderung in den vergangenen Jahren noch Luft nach oben: Bislang gelten nach Angaben der Vereinigung erst drei der 15 großen Stamm-Zelte als klimaneutraler Betrieb, vier machen bei Kompensationsprojekten mit.
Ökostrom haben hingegen alle 15 großen Zelte, das Wasser wird in acht Festzelten recycelt.
Das diesjährige Oktoberfest findet vom 16. September bis 3. Oktober statt und zieht Gäste aus aller Welt an.
(dpa/SAKL)