Wiesn 2024

„O’zapft is!“ – Oktoberfest 2024 ist gestartet

Oberbürgermeister Dieter Reiter beim Fassanstich
Mit zwei Schlägen zapfte Oberbürgermeister Dieter Reiter das erste Fass Bier an und eröffnete damit das diesjährige Oktoberfest. (Foto: © picture alliance/dpa | Peter Kneffel)
Traumstart für die Wiesn: Bei goldenem Spätsommerwetter hat das Münchner Oktoberfest begonnen. Viele Prominente waren beim traditionellen Fassanstich mit dabei. Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich dabei erstmals in einem für ihn eher ungewöhnlichen Outfit. 
Samstag, 21.09.2024, 19:44 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

„O’zapf is!“ – Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zapfte am Samstag um Punkt 12.00 Uhr im Schottenhamel-Zelt das erste Fass Bier mit zwei Schlägen an und eröffnete damit das wohl größte Volksfest der Welt. Auf volles Risiko gehen und es mit nur einem Schlag versuchen, das traue er sich nicht, sagte Reiter. Sonst blamiere er sich vor der ganzen Welt.

Die erste frisch gezapfte Maß Bier reichte Reiter traditionsgemäß Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), um mit ihm auf eine friedliche Wiesn anzustoßen. Böllerschüsse verkündeten dabei den Start des Volksfestes – und des Bierausschanks. 

Markus Söder erstmals in Lederhosen

Markus Söder machte vor allem durch sein neues Outfit von sich reden. Erst kürzlich hatte er sich einen Bart wachsen lassen. Und jetzt trug er auch noch zum ersten Mal beim Wiesn-Anstich Lederhosen – eine bestickte Miesbacher Hirschlederne, wie sie traditionell im Alpenvorland üblich ist. 

Markus Söder in Lederhosen
Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich erstmals in Lederhosen auf der Wiesn. (Foto: © picture alliance/dpa | Peter Kneffel)

„Die wollte ich schon immer haben, es hat sich aber nie eine Gelegenheit ergeben“, sagte der aus Franken stammende Ministerpräsident, der eigentlich zuhauf schon Gelegenheit dazu gehabt hätte, weil er jedes Jahr beim Wiesn-Anstich dabei ist. Aber im Sommer habe er dann Kontakt zu jemandem bekommen, der Lederhosen macht. Und von dem habe er dann eine bekommen. Zur Begründung, warum er eine Lederhose trage, sagte er kurz und knapp: „Weil es gut ausschaut.“

Für Oberbürgermeister Reiter war das Ganze ein ungewohnter Anblick: Er sei überrascht gewesen, dass er den Ministerpräsidenten, der sonst in schwarzen Stoffhosen zum Anstich kam, einmal so zu sehen bekomme. „Es steht ihm aber.“

Söder machte zudem noch eine Anspielung auf die vor wenigen Tagen gefallene Entscheidung, dass Friedrich Merz der Kanzlerkandidat der Union wird: „Berlin oder die Wiesn – die Wiesn ist einfach besser.“

„Ein Traumstart“

Bei herbstlich milden Temperaturen und Sonnenschein waren die Wiesnwirte in festlich geschmückten Kutschen zum Festgelände gefahren. Die Prognosen sehen fürs erste Wiesn-Wochenende gut aus – zumindest am Sonntag soll es um die 20 Grad warm bleiben. Danach soll es wieder kühler werden – und auch regnen.

Schon am frühen Morgen hatten die ersten Wiesn-Fans – zumeist in Dirndl und Lederhose – an den Eingängen auf die Öffnung des Festgeländes gewartet. Als sich die Tore gegen 9.00 Uhr öffneten, stürmten Hunderte im Laufschritt Richtung Festzelte, um einen guten Platz zu ergattern. Der Andrang war enorm – sicher auch wegen des sonnigen Wetters.

„Ich kann mich lange nicht erinnern, dass so viele Menschen am Straßenrand waren“, sagte Reiter. „Ich glaube, das war ein Traumstart heute.“

Den Anstich verfolgte traditionell auch eine Reihe von Prominenten, darunter etwa DJ Ötzi, Franz Herzog von Bayern, Carolin Reiber, Florian Silbereisen und die Schauspielerinnen Michaela May und Jutta Speidel, die zusammen fröhlich Selfies machten. Auch der frühere Dortmunder Torwart Roman Weidenfeller war da, Comedian Michael Mittermeier und „Tatort“-Kommissar Udo Wachtveitl waren ebenfalls mit dabei. 

„Die Wiesn ist die Mutter aller Feste“

An die sechs Millionen Besucher werden bis zum 6. Oktober zur Wiesn erwartet. Im vergangenen Jahr kamen zu dem auf 18 Tage verlängerten Fest 7,2 Millionen Gäste – nach der Zählung der Stadt München als Veranstalterin so viele wie noch nie seit Beginn der Statistik im Jahr 1980. 

Nach ersten Schätzungen der Festleitung kamen in diesem Jahr am ersten Tag bereits gut eine halbe Million Menschen auf die Theresienwiese. Die Polizei in München zeigte sich zufrieden mit dem Auftakt. Bis zum Nachmittag sei es „noch relativ ruhig“ geblieben, sagte eine Sprecherin. 

Augenscheinlich kamen schon zum Oktoberfest-Auftakt besonders viele Gäste aus dem Ausland in die bayerische Landeshauptstadt. Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner sagte: „Die Menschen sind fröhlich, die Menschen sind entspannt.“ Das sah auch Skandalkünstler Jonathan Meese so: „Es ist ein Gesamtkunstwerk“, beschrieb der 54-Jährige das Oktoberfest. 

„O’Kunst is“ – und weiter sagte er: „Hier ist keine Ideologie, es wird nur gefeiert – mit Liebe.“ Meese war mit seiner Freundin Gudny Gudmundsdottir zum Anstich gekommen. Eigentlich habe auch seine 95 Jahre alte Mutter mitkommen wollen, die liege aber nach einem Beinbruch im Krankenhaus. Meese sagte: „Die Wiesn ist die Mutter aller Feste.“

Verschärfte Sicherheitsvorkehrungen 

Die Wiesn startete unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen. Als Konsequenz aus den mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlägen von Solingen und München werden für die Festtage die Kontrollen an den Eingängen intensiviert, unter anderem kommen erstmals Hand-Metalldetektoren zum Einsatz. Rund 600 Polizisten sollen an den 16 Festtagen im Dienst sein. Dazu kommen Tausende Ordner. 1.200 bis 1.500 sind allein von der Stadt eingesetzt.

„Wir haben alles getan, was wir tun können“, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und warb für Verständnis: Es könne am Einlass ein paar Minütchen länger dauern. „Meine Vorgabe ist aber ganz klar, wir wollen keine Schlange vor der Eingangskontrolle sehen, wir wollen vor allem nicht große Menschenmengen vor der Eingangskontrolle sehen, weil das natürlich, siehe Taylor Swift Konzerte in Wien, genauso problematisch sein kann“, sagte er im Bayerischen Rundfunk. „Wir werden das genau beobachten, dass wir hier eine Balance hinbringen.“

Kontrollen an den Eingängen und hohe Polizeipräsenz gehören seit langem zum ausgeklügelten Sicherheitskonzept, ebenso ein Verbot von größeren Taschen, Messern und Glasflaschen. Über dem Gelände herrschen Flugverbote auch für Drohnen. Videokameras helfen bei der Überwachung des Geländes. 

Bier teurer, Trinkwasser kostenlos

Das Bier wird einmal mehr teurer. Die Maß kostet zwischen 13,60 und 15,30 Euro.

Tafelwasser liegt im Schnitt bei über zehn Euro pro Liter. Seit dem Vorjahr gibt es kostenlos Trinkwasser an Brunnen auf dem Festgelände. Im Südteil der Theresienwiese findet die traditionsgeprägte Oide Wiesn mit Blasmusik, Volkstanz und historischen Fahrgeschäften statt.

Oide Wiesn außer der Reihe

Die beliebte Oide Wiesn mit Blasmusik, Volkstanz und historischen Fahrgeschäften findet außer der Reihe statt – weil die Bauern nicht kommen. Der Bayerische Bauernverband hat alle vier Jahre für sein Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) Anspruch auf den Südteil des Festgeländes. Er hat aber im Januar abgesagt, weil sich zu wenig Aussteller angemeldet haben. 

Neu auf dem Fest

Auf der beliebten Oidn Wiesn löst das Musikantenzelt „Boandlkramerei“ das in den Vorjahren an der Stelle präsente Herzkasperlzelt ab. Zudem gibt es mehrere neue Fahrgeschäfte, unter anderem die Wildwasserbahn „Jim & Jasper’s Wild Wasser“, das „Hupferl“ aus dem Jahr 1987 und ein 12D-Kino, das „Live dabei“-Erlebnisse verspricht – laut Betreiber auch mit Wind, Regen und sogar Schnee. 

Auf dem Festgelände ist Schneefall aber nicht zu erwarten – auch wenn es zur Wiesnzeit manchmal schon kalt wird und 2022 bei nasskaltem Wetter an Eisständen sogar Glühwein ausgeschenkt wurde. Herbstlich mildes, sonniges Wetter sagt der DWD voraus. 

Mehr zum Thema

Erstmals gibt es die Wiesn auch virtuell: Zum Festbeginn geht ein Virtual-Reality-Game des Münchner Studios K5 Factory an den Start, bei dem Besucher als Avatare mit VR-Brille das Volksfest besuchen.

Zudem bietet die Münchner Inklusionsinitiative vr4kids einen virtuellen Wiesn-Besuch, für behinderte oder kranke Kinder oder alle, die es nicht selbst schaffen.

(dpa/SAKL)

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