„O’Zapft is“ – Oktoberfest 2023 ist gestartet
Das Münchner Oktoberfest hat begonnen. Mit zwei Schlägen zapfte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Samstag um Punkt 12.00 Uhr das erste Fass Bier an und eröffnete das Fest mit dem traditionellen Ruf „O’zapft is“.
Die erste Maß Bier reichte er Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), um mit ihm auf eine friedliche Wiesn anzustoßen. Böllerschüsse verkündeten den Start des Volksfestes – und des Bierausschanks.
„Es braucht Lebensfreude, um Kraft zu tanken“
Bei strahlendem Sonnenschein waren zuvor die Wiesnwirte in Kutschen zum Festgelände gezogen. Sie hoffen nach einer verregneten Wiesn 2022 mit Temperaturen um teilweise nur zehn Grad für die kommenden Festtage auf sonniges Herbstwetter. Anders als noch im Vorjahr sorgt sich niemand mehr groß um Corona.
„Der Wunsch der Menschen zu feiern, ist groß“, sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). „Wenn wir das Oktoberfest nicht machen würden: Dadurch würde kein Regentropfen weniger fallen.“ Wichtig sei zu helfen, wo es möglich sei – und dass die Hilfe ankomme. Er habe den Eindruck, dass es das „seit Jahren fröhlichste Oktoberfest“ werden könne.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, die Menschen brauchten auch das Feiern. „Es braucht Lebensfreude, um Kraft zu tanken.“ Und: „Wir sind die Visitenkarte für Lebensfreude.“ Mit Blick auf den strahlend-sonnigen Tag kreierte er gleich statt Kaiserwetter einen neuen Begriff „Ministerpräsidentenwetter“.
Prominente Gäste
Schon am frühen Morgen warteten die ersten Wiesn-Fans – zumeist in Dirndl und Lederhose – auf die Öffnung des Festgeländes. Als sich die Tore gegen 9.00 Uhr öffneten, stürmten Hunderte im Laufschritt Richtung Festzelte, um einen guten Platz zu ergattern.
Zum Anstich kamen in die Ratsboxe des Schottenhamel-Zelts unter anderen der Urenkel des letzten bayerischen Königs, Franz Herzog von Bayern. Im Zelt tummelten sich auch der österreichische Sänger Andreas Gabalier sowie das Volksmusik-Duo Marianne und Michael Hartl und die Schauspielerinnen Michaela May und Jutta Speidel. Auch die TV-Moderatoren Florian Silbereisen und Carolin Reiber waren dabei.
An die sechs Millionen Besucher werden bis zum 3. Oktober erwartet – mindestens. Im Vorjahr kamen nur etwa 5,7 Millionen Besucher. Es gibt keine besonderen Corona-Sorgen mehr. Das Fest dauert 18 Tage – zwei Tage länger als sonst. Es wurde über das erste Oktoberwochenende hinaus bis zum 3. Oktober – ein Dienstag – verlängert.
Söder spricht Mehrwertsteuer in der Gastronomie an
Anders als auf anderen Volksfesten – etwa dem Gillamoos in Niederbayern mit den traditionellen politischen Bierzeltreden – soll die Wiesn wahlkampffreie Zone bleiben. Die Betriebsvorschriften verbieten politische Veranstaltungen, einschließlich Wahlkampf. Doch drei Wochen vor der Landtagswahl in Bayern am 8. Oktober ist das nicht ganz einfach. Schließlich feiert traditionell auch die Polit-Prominenz auf dem Oktoberfest.
Söder wendet sich auf großer Bühne beim live im Fernsehen übertragenen Anstich im Schottenhamel mit einer politischen Forderung an die Bierzeltbesucher und das Fernsehpublikum: Die „Gastrosteuer“ dürfe nicht erhöht werden, sagt er. „Ich finde, Essen und Trinken ist eh schon zu teuer. Keine Erhöhung für Steuern auf Essen und Getränke“, ruft er den Menschen im Festzelt zu – und holt sich Applaus ab.
Die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie war während der Pandemie von 19 auf 7 Prozent gesenkt worden. Wie es Ende 2023 weitergeht, ist offen. Er habe das Thema angeschnitten, „weil es halt passt“, erläutert Söder später. „Die Wiesn ist eh schon teuer, aber sie soll noch für alle, für jeden normalen Bürger leistbar bleiben.“
Reiter, der mit der ersten Maß auf eine friedliche Wiesn anstößt, sagt dagegen, Steuerentscheidungen fielen nicht im Bierzelt – und für diese sei die Bundesregierung zuständig. Söder dürfe natürlich seine Meinung sagen. Er sei „im Wahlkampftunnel“ und habe das wahrscheinlich nicht ganz ausblenden können.
Die Maß Bier kostet zwischen 12,60 Euro und 14,90 Euro, durchschnittlich rund 6,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Erstmals gibt es auf dem Volksfest vier Wasserspender mit kostenlosem Trinkwasser. Der Durchschnittspreis für den Liter Tafelwasser in den Bierzelten liegt bei 10,04 Euro.
Vegane und vegetarische Gerichte auf der Wiesn
Auch politisch und präsent ist das Thema Nachhaltigkeit. Die Wirte haben ein ehrgeiziges Ziel: Die großen Festzelte sollen binnen fünf Jahren klimaneutral werden, wenn möglich sogar schon 2026. Nach einer Debatte, ob die Wiesn nur mit Bio-Produkten oder zumindest einer Bio-Quote möglich sein kann, bietet das Paulaner-Festzelt erstmals probeweise nur Bio-Hendl an.
In jedem Zelt soll es mindestens ein veganes Gericht geben – zudem mehr vegetarische Gerichte. Inzwischen gibt es – nach einer viel diskutierten veganen Weißwurst im Vorjahr – an Buden auch veganen Leberkäse.
Er wolle damit eine Alternative bieten, „weil es sehr fleischlastig ist auf dem Oktoberfest“, sagte Werner Franzl von Franzl’s Leberkäs Speiserei am Samstag. Schon im Vorjahr auf dem Oktoberfest hätten bei ihm vegane und vegetarische Speisen 20 bis 25 Prozent am Gesamtumsatz ausgemacht, dieses Jahr sehe es schon kurz nach der Öffnung am ersten Tag nach noch mehr Nachfrage aus.
„Auch der gestandene Trachtler kommt. Man denkt, der isst jetzt hundertprozentig Fleisch – mit doppelt Fleisch drauf“, sagt Franzl. Aber: „Selbst der sagt: Das mag ich mal probieren.“ Das Veggie-Produkt komme geschmacklich dem originalen Leberkäse sehr nahe.
Ministerpräsident Markus Söder ist allerdings kein Fan der neuen
Köstlichkeit: „Ich ess’ keinen Veggie-Leberkäs und ich würd’ auch kein Tofu-Hendl essen“, sagte er am Samstag nach dem Anstich. Er möge gutes bayerisches Essen. Aber: Jeder solle auf der Wiesn essen, „was er will. Und trinken, so viel er verträgt“.
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(dpa/SAKL)