Oktoberfest 2024: Wiesnmaß knackt erstmals die 15-Euro-Marke
Im vergangenen Jahr reichte die Preisspanne für den Liter Festbier auf dem Oktoberfest von 12,60 bis 14,90 Euro – lag also knapp unter der 15-Euro-Grenze. In diesem Jahr hatte sich schon vorher abgezeichnet, dass der Preis für die Maß wohl zumindest in einzelnen Zelten die Marke von 15 Euro knacken wird.
Und so ist es auch: Die Maß Bier auf dem Oktoberfest kostet in diesem Jahr zwischen 13,60 und 15,30 Euro. Damit steigt der Preis für das Festbier durchschnittlich um 3,9 Prozent und knackt erstmals die Marke von 15 Euro, wie die Stadt München am Mittwoch mitteilte.
Die Stadt überprüft als Veranstalter des Oktoberfestes, ob die von den Wirten kalkulierten Preise angemessen sind. Dazu vergleicht sie sie mit den Preisen der gastronomischen Großbetriebe in München. Die verlangen aktuell zwischen 7,70 und 12,80 Euro pro Liter Export.
Allerdings kommen beim Wiesnbier Extra-Kosten dazu. Es wird eigens für das Volksfest gebraut und ist mit etwa sechs Prozent Alkoholgehalt besonders stark. Außerdem haben die Wirte erheblichen Aufwand durch den Auf- und Abbau der Zelte für die zwei Festwochen, und es gibt Live-Musik.
„Wir haben die Preise mit Augenmaß angepasst!“
Wirte-Sprecher Peter Inselkammer verwies auf die stark gestiegenen Kosten und sagte: „Wir haben die Preise mit Augenmaß angepasst!“ Die Lohnkosten seien aufgrund der höheren Tarifabschlüsse und des Arbeitskräftemangels kräftig gestiegen. Die Stromkosten hätten sich verdoppelt.
Die Kosten für den Auf- und Abbau eines großen Bierzelts seien vergleichbar mit dem Bau eines Reihen-Eckhauses in der Region München. Auch „die zunehmenden bürokratischen Auflagen schlagen in diesem Bereich massiv durch“, betonten die Wirte: Die wachsenden Anforderungen und Dokumentationspflichten „kosten immer mehr Personal und damit auch Geld“.
Wiesnstadträtin Anja Berger (Grüne) sagte: „Zumindest acht der großen Zelte und alle auf der Oidn Wiesn werden aber auch heuer weniger als 15 Euro verlangen. Bei den kleinen Zelten liegt nur eines von 17 über der 15-Euro-Marke.“
Nicht nur die Maß wird teurer
Seit 2004 haben sich die Bierpreise auf der Wiesn etwa verdoppelt: Vor 20 Jahren hatte die Maß noch zwischen 6,70 Euro und 7,10 Euro gekostet.
Auch die alkoholfreien Getränke auf dem Oktoberfest werden dieses Jahr teurer: Ein Liter Tafelwasser kostet durchschnittlich 10,48 Euro (2023: 10,04 Euro), Spezi 12,23 Euro (11,65 Euro) und Limonade 11,67 Euro (11,17 Euro).
Wasser gibt’s gratis
Die gute Nachricht: Im vergangenen Jahr gab es erstmals kostenlos Trinkwasser an extra installierten Brunnen. Diese Trinkbrunnen soll es auch in diesem Jahr wieder geben. Zehn Stück sollen dieses Jahr installiert werden – das sind doppelt so viele wie im vergangenen Jahr.
Aufbau der Festzelte
Der Aufbau der großen Festzelte auf der Theresienwiese hat bereits am Montag begonnen – früher als sonst. Das erfreut vor allem die Wirte, die damit gut eine Woche mehr Zeit haben. Sie hatten moniert, dass die Zeit nicht mehr genüge, dass sich die Arbeiten immer komplexer gestalteten.
Am 21. September heißt es dann wieder: „Ozapft is!“. Bis zum 6. Oktober werden dann sechs Millionen Besucher erwartet. Im vergangenen Jahr waren bei Traumwetter 7,2 Millionen Gäste gekommen – so viele wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Sie tranken 6,5 Millionen Maß Bier.
Wie viele Hendl und Ochsen verzehrt wurden, wurde nicht veröffentlicht. Auch sie dürften dieses Jahr um einiges teurer werden. Denn die Bundesregierung hat die Mehrwertsteuer auf das Essen in der Gastronomie im Januar wieder von 7 auf 19 Prozent wie vor der Corona-Pandemie erhöht.
Oide Wiesn statt Landwirtschaftsfest
Entgegen der Tradition haben die Bauern das eigentlich geplante Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) im Südteil der Theresienwiese dieses Jahr abgesagt. Wegen der hohen Kosten hatten zu wenige Aussteller Interesse angemeldet.
Deshalb findet im Südteil des Festgeländes in diesem Jahr die Oide Wiesn statt, die zu den 200-Jahr-Feiern des Oktoberfests 2010 entstand und mit historischen Fahrgeschäften und junger Volksmusik sehr beliebt ist.
Im Vorfeld gab es dieses Jahr Streit: Die Stadt erteilte den Zuschlag für ein Musikantenzelt mit Tanzboden an das neue Zelt Boandlkramerei. Der Wirt des in den vergangenen Jahren dort präsenten Herzkasperlzelts klagte dagegen bis zum Bayerischen Verwaltungsgerichtshof, jedoch erfolglos. Die Richter beurteilten die Vergabe als nachvollziehbar und rechtmäßig.
(dpa/SAKL)