Corona-Pandemie

Messewirtschaft will Planungssicherheit

Messegeschehen
2022 sind 390 Messen in Deutschland geplant. (Foto: © engeLac/stock.adobe.com)
2021 wurden in Deutschland rund 270 der geplanten 380 Messen abgesagt. Damit es 2022 wieder besser läuft, hat der Branchenverband jetzt seine Forderungen an die Politik vorgelegt.
Freitag, 10.12.2021, 08:41 Uhr, Autor: Martina Kalus

Nach zahlreichen Messe-Absagen wegen Corona hat die gebeutelte deutsche Messewirtschaft die Politik aufgefordert, mit „Messe-Machbar-Regeln“ für Planungssicherheit zu sorgen. Nötig seien Vorgaben in den Corona-Verordnungen, unter welchen Hygienemaßnahmen Messen 2022 stattfinden können, sagte der Geschäftsführer des Ausstellungs- und Messe-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (AUMA), Jörn Holtmeier, am Mittwoch bei einem digitalen Pressegespräch.

Messen seien Handelsplätze der Wirtschaft. „Messen sind kein Karneval, sie sind kein Fußballspiel.“ Bund und Länder hätten bereits im Mai 2020 beschlossen, dass Messen nicht als Großveranstaltungen gelten. Die jüngst besprochenen Maßnahmen des Bund-Länder-Treffens würden für freizeitorientierte Großveranstaltungen gelten. „Die Gesetzgeber in den 16 Ländern sind dringend aufgerufen, das nun unmissverständlich klarzustellen.“

Messen derzeit in drei Bundesländern untersagt

Laut AUMA sind derzeit in drei Bundesländern Messen untersagt – in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. In den anderen Bundesländern gälten 3G, 2G oder 2G+-Zugangsbeschränkungen. Der Verband der deutschen Messewirtschaft vertritt nach eigenen Angaben unter anderem alle großen und mittleren Messegesellschaften.

Die aktuelle Lage der Messebranche bezeichnete Holtmeier als „dramatisch“. 2020 seien 68 Prozent der geplanten Messen abgesagt worden, 2021 seien es 71 Prozent. „Der gesamtwirtschaftliche Verlust summiert sich mittlerweile auf sage und schreibe 46,2 Milliarden Euro seit Beginn der Pandemie“, sagte Holtmeier. Davon seien 21,8 Milliarden Euro auf 2020 entfallen, auf 2021 noch einmal 24,4 Milliarden Euro.

In den Summen sind nach Angaben des AUMA die Ausfälle der Messeveranstalter selbst sowie die Ausfälle von Dienstleistern wie Standbau, Agenturen, Hotellerie, Gastronomie, Taxi, Transport oder Deutsche Bahn enthalten. Etwa 165.000 der rund 235.000 Arbeitsplätze in der Messebranche hält der AUMA für gefährdet. „Unser Wirtschaftszweig ist die am härtesten betroffene Branche dieser Pandemie“, sagte Holtmeier.

Sonderfonds soll ergänzt werden

Anlässlich des Amtsantritts der neuen Bundesregierung forderte der AUMA gezielte Einzelmaßnahmen: So solle der Sonderfonds Messen um einen Absicherungsfonds für Aussteller und Messedienstleister ergänzt werden. Ausstellende kleine und mittelständische Unternehmen bräuchten ein Messe-Inlandsförderprogramm. Der AUMA forderte außerdem eine gemeinsame Werbeaktion der deutschen Auslandsvertretungen und der Messewirtschaft im Ausland für den Messestandort Deutschland.

Um den Messebesuch ausländischer Fachbesucher zu ermöglichen und zu erleichtern, forderte Holtmeier die Anerkennung ausländischer Impfungen. In Deutschland müsse als geimpft gelten, wer mit anerkannten Impfstoffen der Weltgesundheitsorganisation geimpft worden sei. Derzeit gelten in Deutschland nur Personen als geimpft, die mit einem der vier in Deutschland anerkannten Impfstoffe vollständig geimpft wurden. Er sprach sich auch für die Einführung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht in Deutschland aus, „um zu Stabilität und Planbarkeit zurückkehren zu können“.

110 Messen haben 2021 stattgefunden

Laut AUMA waren 2021 in Deutschland 380 Messen als Präsenzveranstaltungen geplant.  Stattgefunden haben rund 110. Dabei wurden seit dem Sommer bislang rund 2,1 Millionen Besucher gezählt und etwa 35.000 Aussteller. „Das ist ein Minus von rund 50 Prozent im Vergleich zu Veranstaltungen vor der Pandemie“, hieß es. Einige Messen fanden allerdings in einem Online-Format statt. Von November 2020 bis zum Sommer 2021 zählte der Verband insgesamt 60 Online-Messen.

Für das Gesamtjahr rechnet der Verband mit einem Umsatzrückgang von bis zu 75 Prozent bezogen auf das Vor-Corona-Jahr 2019. Damals lag der Umsatz der deutschen Messegesellschaften bei insgesamt 4,1 Milliarden Euro. 2022 sind 390 Messen in Deutschland geplant.

(dpa/MK)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Tui Reisebüro
Corona-Pandemie
Corona-Pandemie

Tui vor Rückzahlung erster Staatshilfen

Kann die Tourismusindustrie 2022 wieder richtig Tritt fassen? Bei Tui sind die Erwartungen an den Sommer hoch. Auch die umstrittene Unterstützung der deutschen Steuerzahler soll bald schrittweise zurückgefahren werden.
Impression vom Eingang West des Messegelände München. (Foto: © GHM)
Messe
Messe

Food & Life 2021 abgesagt

Das vom 1. bis 5. Dezember 2021 auf dem Messegelände München geplante Messeduo Heim+Handwerk und Food & Life kann nicht stattfinden. Die derzeitigen Umstände machen die Durchführung unmöglich.
Reinhold Hilbers
Corona-Maßnahmen
Corona-Maßnahmen

Finanzminister fordert Sparkurs bei Deutsche Messe AG

Im Rahmen der Diskussionen über Landeshilfen für die Deutsche Messe AG schlägt Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers eine Senkung der Personalkosten vor.
Eine Messehalle
Corona-Maßnahmen
Corona-Maßnahmen

Betreiber sehen keine neuen Einschränkungen bei Messen

Der Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft ist überzeugt, dass Messen von den aktuellen Corona-Beschlüssen unberührt bleiben. Zudem hätte es noch auf keiner Messe Beanstandungen gegeben.
Euro-Noten, ein Taschenrechner und Buchstabenwürfel mit dem Wort "Corona"
Wege aus der Krise
Wege aus der Krise

Hoffnung auf ein Rettungspaket

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart hat die Hoffnung auf weitere staatliche Unterstützung genährt. Demnach könnten bald besonders hart von der Corona-Krise betroffene Unternehmen zusätzliche Finanzhilfen erhalten.
Verschwommene Sicht auf ein Messegeschehen mit Besuchern an Messeständen
Coronavirus
Coronavirus

Deutscher Wirtschaftsmotor „Messe“ leidet stark

Für Deutschland sind Messen als internationale Marktplätze ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Absagen und Verschiebungen aufgrund des Coronavirus richten immensen Schaden bei allen Akteuren an.
Die Silhouette von Berlin
Corona-Virus
Corona-Virus

Berliner Gastgewerbe fordert Landeshilfen

Durch die Absage zahlreicher Messen und Großveranstaltungen ist nicht zuletzt die Berliner Hotellerie- und Gastronomiebranche in Mitleidenschaft gezogen worden. Jetzt fordert das Gastgewerbe Unterstützung vom Land.
Eine Messehalle auf der Internorga
Corona-Virus
Corona-Virus

Messebauer beklagen Millionenschaden

Durch die Absage etlicher Großevents aufgrund des Corona-Virus ist den Messebauern ein Schaden in dreistelliger Millionenhöhe entstanden.
Das Logo vder ITB
Corona
Corona

Aus für ITB

Die weltgrößte Reisemesse ITB wurde aufgrund des Corona-Virus abgesagt. Mehr als 10.000 Aussteller aus über 180 Ländern sind betroffen.