Messe

Biofach Kongress 2024 stellt Frauen und die Zukunft der Ernährung in den Fokus

Jedes Jahr rücken der Internationale Schirmherr, IFOAM – Organics International, und der nationale ideelle Träger, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) ein Thema in den Fokus des Biofach Kongresses. Dieses Mal ist es die transformative und gestaltende Kraft von Frauen im Lebensmittel-sektor und ihre Rolle für eine nachhaltigere Zukunft des Ernährungs-systems. (Foto: © NuernbergMesse / Thomas Geiger)
Jedes Jahr rücken der Internationale Schirmherr, IFOAM – Organics International, und der nationale ideelle Träger, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) ein Thema in den Fokus des Biofach Kongresses. Dieses Mal ist es die transformative und gestaltende Kraft von Frauen im Lebensmittel-sektor und ihre Rolle für eine nachhaltigere Zukunft des Ernährungs-systems. (Foto: © NuernbergMesse / Thomas Geiger)
Vom 13. bis zum 16. Februar 2024 findet im Messezentrum Nürnberg die nächste Ausgabe der Biofach statt. Parallel dazu lädt auch der Biofach Kongress zum Diskutieren, Gestalten und Networken ein. Diesmal wird dabei die transformative und gestaltende Kraft von Frauen im Lebensmittelsektor und ihre Rolle für eine nachhaltigere Zukunft des Ernährungssystems in den Fokus gerückt.
Dienstag, 08.08.2023, 15:26 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

„Wenn es darum geht, die Zukunft der Lebensmittel zu gestalten, spielt Bio bereits eine Vorreiterrolle", sagt Tina Andres, Vorstandsvorsitzende des Bio-Spitzenverbandes BÖLW.

Sie ergänzt: "Dennoch herrscht in vielen landwirtschaftlichen Sektoren immer noch ‚business as usual‘ vor, was unsere Fähigkeit, künftige Generationen zu ernähren, beeinträchtigt. Der ökologische Landbau hat das Blatt gewendet. Das gilt auch für Frauen. Wir sehen immer mehr Frauen, die strategische, ganzheitliche, wirtschaftliche Lösungen entlang der ökologischen Wertschöpfungskette entwickeln, um den dringend notwendigen gesellschaftlichen, politischen und generationenübergreifenden Wandel anzugehen. Wir wollen Frauen in der Lebensmittel- und Landwirtschaft sichtbar machen. Frauen, die unabhängig und unverzichtbar sind als Change Agents, Leistungsträgerinnen und Vorbilder.“

Biofach Kongress lädt zum Perspektivwechsel ein

„Die Zukunft ist weiblich“, ist Tina Andres überzeugt. "Hochmotivierte und kreative Frauen verändern die Zukunft von Ernährung und Landwirtschaft nachhaltig. Überall auf der Welt durchbrechen Frauen mutig und entschlossen gläserne Decken und entwickeln nachhaltige Innovationen, um die Landwirtschaft vom Feld bis auf den Teller zu verbessern. Frauen bauen integrative Teams auf, die eine Vielzahl von Standpunkten in die Entscheidungsfindung einbringen, was letztlich unsere Erfolgschancen für die Menschen und den Planeten erhöht – so wird die Bio-Branche die Talente anziehen, die sie braucht, um zukunftsfähig zu sein.“

Steffen Waris, Veranstaltungsleitung Biofach und Vivaness, ergänzt: „Beim diesjährigen Kongressschwerpunkt geht es konkret darum, zu einem Perspektivwechsel einzuladen. Die Branche zeigt mit dem Thema auf, welche Kraft Geschlechtergerechtigkeit für eine nachhaltige Zukunft dieses Planeten hat, und welchen positiven Impact. Frauen sind dabei eine treibende Kraft und im Sinne der Geschlechtergleichheit, die gleichzeitig eines der Nachhaltigkeitsziele der vereinten Nationen darstellt (SDG No. 5), gilt es für uns, alle Diversität, Inklusion und Gerechtigkeit geschlechter-übergreifend und gemeinsam zu schaffen!“

Die Landwirtschaft neu denken, die Wirtschaft überdenken

Kate Raworth stellte die konventionellen Wirtschaftstheorien mit einem Doughnut in Frage. Die „abtrünnige Ökonomin“ hat das Konzept der Befriedigung der Lebensbedürfnisse innerhalb der planetarischen Grenzen auf das menschliche Wohlbefinden ausgeweitet. Die Doughnut-Ökonomie will ermutigen, vom Konzept des endlosen Wachstums abzurücken und zu einer Wirtschaft überzugehen, die regenerativ und verteilungsorientiert ist. 

Das Ziel ist es, einen sicheren und gerechten Arbeitsraum für alle zu schaffen. So schreibt Kate Raworth: „Eine Studie über alle 50 US-Bundesstaaten ergab, dass die Staaten, die sich durch große Machtunterschiede in Bezug auf Einkommen und ethnische Zugehörigkeit auszeichnen, eine schwächere Umweltpolitik betreiben und eine stärkere Umweltzerstörung aufweisen. Darüber hinaus ergab eine Studie in über 50 Ländern, dass die biologische Vielfalt einer Landschaft umso eher bedroht ist, je ungleicher ein Land ist.“ 

Da die Agrar- und Ernährungswirtschaft ein wichtiger Arbeitgeber für Frauen und Männer ist, hätte ihre nachhaltige Umgestaltung weitreichende Auswirkungen. Sie würde es den Gemeinschaften ermöglichen, nicht nur zu überleben, sondern auch in der Zukunft zu gedeihen.

Um dies zu erreichen, müssten Frauen an den Entscheidungsprozessen beteiligt werden, damit der Sektor von ihren Erkenntnissen und ihrem Fachwissen profitiert. Hier könne Bio der Zeit voraus sein, indem es das gesamte Potenzial der Frauen – von der Aufbewahrung des Saatguts über die Bewahrung des traditionellen landwirtschaftlichen Wissens bis hin zur Unternehmensführung – ausschöpft und gleichzeitig nach Fairness für alle strebt.

„Die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter kann positive Auswirkungen auf die dreifache Herausforderung der Lebensmittelsysteme haben“

Karen Mapusua, Präsidentin, IFOAM – Organics International, sagt: „Chancengleichheit ist nicht genug! Menschen haben unterschiedliche Ausgangspositionen, daher erfordern echte Eingliederung und Zugehörigkeit gleichberechtigte Maßnahmen. Gleichberechtigung erkennt an, dass jeder Mensch unterschiedliche Lebensumstände hat, und weist die richtigen Ressourcen und Chancen zu, die für ein gleiches Ergebnis erforderlich sind. Gleichberechtigung bedeutet, allen die gleiche Leiter zu geben, um die Mangos in der Spitze eines Baumes zu pflücken. Gleichheit bedeutet, dass wir erkennen, dass wir nicht alle dieselbe Leiter benutzen können, und dass wir jedem unterschiedliche Mittel an die Hand geben, um die Spitze auf seine eigene Weise zu erreichen.“

Die OECD weist darauf hin, dass „die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter positive Auswirkungen auf die dreifache Herausforderung der Lebensmittelsysteme haben kann, die darin besteht, Ernährungssicherheit und Ernährung für eine wachsende Bevölkerung zu gewährleisten, den Lebensunterhalt von Millionen von Menschen zu sichern, die in der Lebensmittelversorgungskette arbeiten, und dies auf umweltverträgliche Weise zu tun“1. Dies bedeute, dass Maßnahmen ergriffen werden müssten, um die historischen, kulturellen und sozialen Nachteile auszugleichen, die Frauen und Männer daran hinderten, unter gleichen Bedingungen zu arbeiten.

Das US-Außenministerium hebt hervor, wie die Zukunft mit mehr Vielfalt und Integration aussehen könnte: "Studien haben gezeigt, dass Unternehmen mit einer ausgewogenen Geschlechterverteilung in der Führung sich stärker für nachhaltige Geschäftspraktiken einsetzen. Eine solche Studie, in der mehr als 11.700 Unternehmen befragt wurden, ergab, dass ein Frauenanteil von mindestens 30 Prozent in den Vorständen der Unternehmen die Klimagovernance verbessert und die Wachstumsraten der Emissionen verringert.“2

Frauen in der Bio-Branche – Was sagen die Daten?

„Zwar ist erhoben, dass es über 3,7 Millionen Produzenten gibt, die in 191 Ländern auf mehr als 76 Millionen Hektar ökologisch wirtschaften. Dennoch haben wir keine nach Geschlecht aufgeschlüsselten Daten. Diese Informationen würden es den Entscheidungsträgern ermöglichen, gerechte politische Maßnahmen zu entwickeln, um die Lebensbedingungen der Bio-Bauern überall zu verbessern“, sagt Tina Andres, BÖLW.

Sie ergänzt: „Auch die Wirtschaft hat hier eine Rolle zu spielen, indem sie eine integrative Unternehmenskultur schafft und pflegt, um die nächste Generation von Talenten anzuziehen und sicherzustellen, dass der ökologische Landbau einer der am schnellsten wachsenden Sektoren in der Landwirtschaft bleibt.“

Karen Mapusua, IFOAM, fügt hinzu: „Der ökologische Landbau spielt eine zentrale Rolle bei der Gestaltung nachhaltiger Lebensmittelsysteme. Er kann auch eine führende Rolle dabei spielen, sicherzustellen, dass die Landwirtschaft integrativer wird und alle Formen der Vielfalt anerkennt und wertschätzt. Auf diese Weise können wir sicherstellen, dass wir künftige Generationen nachhaltig ernähren und beschäftigen können, und dem ‚business as usual‘ endlich ein Ende setzen.“

Ideen einreichen – den Kongress 2024 mitgestalten!

Ab Mitte August können auf der Website der Biofach Ideen für den Biofach Kongress eingereicht werden. Dann startet der Call for Ideas. In den verschiedenen Foren, unter anderem zu den Themen Nachhaltigkeit, Politik und Wissenschaft wird der Weg in die Zukunft durch einen engagierten Austausch aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette geebnet. Für mehr Bio, für mehr Nachhaltigkeit und mehr Geschlechtergerechtigkeit.

1 www.oecd.org/publications/gender-and-food-systems-355ba4ee-en.htm

2 www.state.gov/the-power-of-women-and-girls-in-the-global-economy-womens-entrepreneurship-day-2022/#:~:text=Studies%20have%20shown%20that%20companies,and%20reduced%20emissions%20growth%20rates 

(Biofach/SAKL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Messe Biofach 2022
Fachmesse
Fachmesse

Erfolgreiche Summer Edition der Biofach

Vom 26. bis zum 29. Juli 2022 fand die Biofach, die Leitmesse für Bio-Lebensmittel, mit einer einmaligen „Summer Edition“ in Nürnberg statt. Mehr als 24.000 Fachbesucher aus 137 Ländern waren mit dabei. Im Fokus standen der persönliche Austausch, Networking und vertiefte Gespräche zu den Themen der Zeit.
Biofach in Nürnberg
Messe
Messe

Biofach startet in Nürnberg

Nach 29 Monaten Live-Pause und einer rein digitalen Ausgabe im Jahr 2021 öffnen sich im Messezentrum Nürnberg heute wieder die Tore für die Biofach. Hier präsentieren 2.100 Aussteller Bio-Lebensmittel aus 94 Ländern. 
Frisches Gemüse auf dem Tisch
Food-Trends
Food-Trends

Bio wächst weiter – aber langsamer

Der Bio-Markt befindet sich weiter auf Wachstumskurs. So starke Zuwächse wie 2020 werden in diesem Jahr jedoch nicht erreicht. Genaue Zahlen werden auf der Biofach vorgestellt.
Biofach
Messewelten
Messewelten

Biofach 2021 stellt sich auf

Die große Leitmesse der Biobranche blickt zuversichtlich in die Zukunft: Ab 17. Februar 2021 werden wohl wieder mehr als 3000 Aussteller ihre Neuheiten und Trends präsentieren.
Julia Klöckner und weitere Politiker auf der Messe Biofach halten ein Kampagnenschild mit dem Schriftzug "BioBitte"
Initiative
Initiative

Politik will mehr Bio-Anteil im Außer-Haus-Markt

Auf der derzeit stattfindenden Messe Biofach wirbt Julia Klöckner mit der Kampagne „BioBitte“ für einen höheren Bio-Anteil in öffentlichen Küchen. Auch der prozentuale Soll-Anstieg wurde bereits festgelegt.
Besucher betreten die Messehallen in Nürnberg anlässlich der BIOFACH 2020
Fachmesse
Fachmesse

Bio-Branchentreffen in Nürnberg

Schon bald heißt die Frankenmetropole wieder Experten und Fachpublikum zur BIOFACH, der Leitmesse für Bio-Lebensmittel, willkommen. Das Motto der bevorstehenden Ausgabe: „Bio wirkt!“.
Ein thailändischer Messestand auf der Biofach 2019
Messewelten
Messewelten

BIOFACH 2019 zieht Erfolgsbilanz

Abschlussbericht: Das Messe-Duo BIOFACH und VIVANESS begeisterte über 51.500 Besucher aus 143 Länder, wobei mehr als 3.000 Aussteller aus aller Welt ihre neuesten Produkte und Innovationen vorstellten.
Der Blogger Dr. Philipp Stierand spricht beim BIOFACH Kongress StadtLandBio.
Kongress
Kongress

STADTLANDBIO 2019 stellt sich auf

Am 14. und 15. Februar lädt die NürnbergMesse zum Kongress STADTLANDBIO 2019. Kommunalvertreter diskutieren eine mögliche Ernährungswende durch mehr Stadt-Land-Vernetzung.
Ein Holztablett mit frischem Bio-Gemüse
Messe
Messe

Biofach startet in Nürnberg

Mit dem in der Biobranche anstehenden Generationswechsel, aber auch mit speziellen Züchtungen für den Bioanbau will sich die Branche bei der am Mittwoch (10.00 Uhr) beginnenden Naturkostmesse Biofach beschäftigen.