Berlin Food Night präsentiert Future Foods für die Ernährung der Zukunft
„Wenn wir erfahren wollen, wie die Zukunft schmeckt, sind wir bei der Berlin Food Night genau richtig“, sagte Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, in seinem Video-Grußwort für die Gäste der Berlin Food Night am 7. Oktober 2024. „Alle beteiligten Food-Techies und Start-ups machen erlebbar, was im Reich der Genüsse tatsächlich möglich ist. Es geht ihnen aber nicht nur darum, dass es gut schmeckt, sondern auch darum, dass wir damit etwas zum Besseren verändern.“
Alexandra Laubrinus, Berlin Food Week-Geschäftsführerin, Co-Gastgeberin und Kuratorin des Abends machte deutlich, dass es beim Essen der Zukunft nicht um Science-Fiction geht, sondern darum, kulinarische Traditionen ins Hier und Jetzt zu übersetzen und praktikable Lösungen zu schaffen. „Disruption benötigt Zeit, aber es gibt schon jetzt viele Brückentechnologien, von denen wir am heutigen Abend einige zeigen“, erklärte sie.
Diese und weitere neue Technologien, Methoden zur Nahrungsmittelproduktion und Zutaten wurden gezeigt, erläutert und genossen.
Schokoladen-Eiscreme und Erdbeersauce aus Algen
Das Unternehmen Convenience hat bei der Berlin Food Night seine Algen-Variante vorgestellt. Richtig eingesetzt kann Alge zu einer wahren Wunderzutat werden.
Die im veganen Algen-Eis „Ais“ verarbeitete Variante ist nicht nur ein Ersatz für Sahne, sondern bringt zusätzliche Vorteile mit. Durch ihre Zusammensetzung ist die gleiche Cremigkeit und der gleiche Geschmack wie bei Sahne gegeben. Sie beinhaltet jedoch mehr Protein und sorgt dafür, dass für die gleiche Süße wie bei herkömmlichem Speiseeis nur ¼ an Zucker nötig ist. Zudem benötigt man für die Herstellung keine Ackerflächen und nur wenig Wasser.
Als Zutat in Erdbeersauce ist Alge ein Aromabooster, der dafür sorgt, dass trotz weniger Erdbeere mehr Erdbeer-Geschmack entsteht.
Roh- und Kochschinken-Ersatz aus gewebten Proteinfasern
Für Begeisterungsstürme bei den Gästen sorgte der Schinken-Ersatz des Berliner Start-ups Project Eaden. Seine Herstellung ist inspiriert von Techniken aus der Textilindustrie. Die einzelnen Fleischfasern werden gewebt und anschließend zu ganzen „Fleischstücken“ zusammengefügt.
Die Webtechnik ermöglicht eine individualisierte Dicke und Zusammensetzung der Fasern, die durch die Kombination verschiedener Dicken und Zusammensetzungen das Original so gut nachbildet, dass die Ähnlichkeit verblüffend ist. In Blindverkostungen bemerken viele Tester nicht, welcher Schinken echt und welcher Ersatzprodukt ist.
Die Schinken des Unternehmens sollen Anfang des Jahres 2025 in den Handel kommen.
Zell-kultivierte Fischbällchen
Etwas weiter weg von der Markteinführung in Deutschland sind die zell-kultivierten Fischprodukte des Hamburger Start-ups Bluu – echte Fischzellen, gewachsen in Bioreaktoren. In Singapur kommen sie zwar als erstes Produkt des Unternehmens nächstes Jahr als Fischbällchen auf den Markt, doch in Deutschland lassen sie noch auf sich warten.
Eine kleiner Kreis von Experten hatte zu Beginn des Abends jedoch die seltene Gelegenheit, die Bällchen erstmals zu probieren. Obwohl nur ca. 15 Prozent der Bällchen aus Fischzellen sind – die weiteren Zutaten der für den asiatischen Markt konzipierten Bällchen sind Stärke, Salz, Öl, Wasser und pflanzliches Protein wie Soja oder Kartoffeln – ist das Fischaroma unverkennbar und kaum von herkömmlichem Fisch zu unterscheiden. Unter den verblüfften Testern war auch Bundestagsabgeordnete Renate Künast.
Mehr Nachhaltigkeit in der Milchwirtschaft
Die Bayerische Milchkönigin Elisabeth Heimerl als Vertreterin der Initiative Milch erläuterte, wie und warum neben innovativen Ersatzprodukten auch künftig echte Milch nicht von unserem Speiseplan verschwinden wird. Die Haltung von Kühen ist allein schon deshalb sinnvoll, weil ein Teil der Flächen in Deutschland gar nicht anders nutzbar ist als als Weideland – weil sie zu wenig Nährstoffe enthalten oder zu steinig und steil sind.
Kühe sind No-Food-Waste-Pioniere, denn sie verwandeln Gras und andere pflanzliche Produkte, die für den Menschen unverdaulich sind, in Milch. Die Milchbranche ist in Bewegung. Eine Generation Zukunft auf Höfen, in Molkereien und in der Forschung ist mit frischen Ideen am Start für Tierwohl und smarte Nährstoffkreisläufe sowie ein nachhaltiges und einfach natürlich gutes Produkt. Im Zentrum steht dabei eine starke Kreislaufwirtschaft.
(Berlin Food Week/SAKL)