Dr. Oetkers Urenkelin mit Deutschem Gründerpreis geehrt
„Stell dein Licht nicht unter den Scheffel, da findet dich kein Mensch!“ Mit diesen Worten ihrer bis heute wichtigsten Mentorin, ihrer Großmutter, begann für Rosely Schweizer eine Reise, die sie nicht nur in die Welt des Unternehmertums, sondern auch in die Politik führte.
Besonders prägend war für Rosely Schweizer ihre Großmutter Käte Ahlmann, die nach dem frühen Tod des Ehemannes ab 1931 die Carlshütte, Norddeutschlands größte Eisengießerei mit fast 3.000 Mitarbeitern, führte.
Die „wichtigste Mentorin“ von Rosely Schweizer vermittelte ihrer Enkelin ein Frauenbild, das in der Nachkriegszeit geradezu revolutionär war. „Der Mann soll mir nicht seinen Platz in der Straßenbahn anbieten, sondern einen Platz in seinem Aufsichtsrat“, so die Unternehmerin, in deren Namen Rosely Schweizer die Käte Ahlmann Stiftung für Mentoring mitgegründet hat.
Rosely Schweizer: Unternehmerin, Mentorin, Politikerin und gutes Vorbild
Rosely Schweizer (83) hat wie kaum eine andere Frau das Unternehmertum in Deutschland geprägt und das, obwohl sie mehr im Hintergrund, denn im Vordergrund agierte.
Als Urenkelin von Konzerngründer Dr. August Oetker schlug sie bereits in jungen Jahren eine Wirtschaftslaufbahn ein – gegen den Willen des Vaters.
Beruflicher Werdegang von Rosely Schweizer
Als Jugendliche zog sie zur Mutter nach Innsbruck, studierte Wirtschaft und schloss das Studium 1964 als Diplomvolkswirtin ab. 1977 wurde sie in den Beirat der Sektkellerei Söhnlein KG berufen, die später die Sektkellerei Henkell übernommen hat.
Ab 1998 war sie dann Mitglied des Beirats der Oetkergruppe. Nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 2007 übernahm sie den Vorsitz dieses einflussreichen Beirats.
Rosely Schweizer als Vermittlerin guter Ratschläge
Die Überzeugung, junge Unternehmerinnen und Unternehmer zu unterstützen, führte sie bereits zwei Jahre nach dessen Gründung ins Kuratorium des Deutschen Gründerpreises, wo sie von 2007 bis 2018 als Mentorin fungierte.
Ihre Aufgabe sah Rosely Schweizer weniger darin, Ratschläge zu geben, sondern vielmehr zu vermitteln. „Das Allerwichtigste waren die Gespräche“, sagt sie. Mit ihrem Hintergrund in der Oetker-Gruppe konnte sie den jungen Unternehmern den richtigen Ansprechpartner für jeden Bereich zur Verfügung stellen.
Als Mitglied der Oetker-Dynastie gewann sie schon in jungen Jahren tiefe Einblicke in die Herausforderungen und Chancen von Familienunternehmen, daher war sie auch viele Jahre aktives Mitglied im Vorstand des Verbandes Deutscher Unternehmerinnen und ist heute dessen Ehrenvorsitzende.
Der Wirtschaftsrat der CDU verlieh ihr die Ludwig-Erhard-Medaille, zudem wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Wichtiger ist ihr aber die Arbeit für den Deutschen Kinderschutzbund, wo sie seit 1976 auf Ortsebene im Vorstand tätig ist.
Der Weg in die Politik
Ihre politische Karriere hingegen begann per Zufall auf einem Marktplatz in einer liebenswerten Kleinstadt in Baden-Württemberg. „Beim Einkaufen wurde ich auf dem Marktplatz angesprochen, ob ich für den Gemeinderat kandidieren würde. Ich habe spontan zugesagt!“
Schweizer tritt der CDU bei
Das Überraschendste für die Fragestellerin: „Dass ich nicht erst meinen Mann um Erlaubnis fragen musste.“ Das war Mitte der 1980er Jahre – und der Beginn einer erfolgreichen Politik-Karriere. Rosely Schweizer trat dem Bundesvorstand des Wirtschaftsrates der CDU bei und wurde 1995 zur Vorsitzenden des baden-württembergischen Landesverbands des Wirtschaftsrats gewählt.
Fast zehn Jahre war sie Abgeordnete im Landtag von Baden-Württemberg, wo sie als wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion und Ratgeberin für den damaligen Fraktionsvorsitzenden und späteren Ministerpräsidenten Günther Oettinger Politik mitgestaltete.
„Politik ist eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft!“
Rosely Schweizer sieht ihr Engagement in der Politik nicht nur leidenschaftlich, sondern auch als eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft.
„Unternehmer sind in der Politik nicht ausreichend aktiv präsent. Es sollten viel mehr Vertreter aus der Wirtschaft auch einige Jahre in die Politik gehen. Das würde beiden Seiten guttun.“
Schweizer setzt sich für Senioren ein
Als Mitglied des Landesvorstands der Senioren Union in Baden-Württemberg setzt sie sich heute leidenschaftlich für die Belange älterer Menschen ein. „Senioren wollen nicht in erster Linie betreut werden, was ja viele glauben. Es ist wichtig, Senioren ernst zu nehmen und ihre Vielfalt an Interessen und Fähigkeiten zu berücksichtigen.“
„Frauen und Männer sind gleichwertig!“
Neben ökonomischen Fragestellungen ist die politische Karriere von Rosely Schweizer davon geprägt, für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in der Politik, Wirtschaft und in Hochschulen zu kämpfen.
Gleichzeitig setzte sie sich als Politikerin stets dafür ein, dass Männer eine gleichberechtigte Rolle in der Familie spielen. „Ich habe nie Frauenpolitik gemacht, sondern immer Familienpolitik“, betont Rosely Schweizer.
So überrascht nicht, was für sie in ihrem erfolgreichen Leben als Unternehmerin, Politikerin und Familienmensch am meisten zählt: „Die wichtigste Entscheidung, die ich wirklich sehr richtig getroffen habe, war, meinen Mann zu heiraten“, sagt sie mit einem Lächeln.
(Deutscher Gründerpreis/THWA)