Deutsche Weinkönigin gibt neue Perspektiven
Überproduktion sowie steigende Kosten und weniger Verbrauch: Der Weinbau in Deutschland hat es nicht leicht. Welche Wege sieht die wichtigste Botschafterin der Branche?
Veränderungen annehmen
Winzer spüren die Folgen des sinkenden Weinkonsums. Doch in der Krise sieht Deutschlands Weinkönigin Charlotte Weihl auch Chancen für neue Lösungen und Produkte. Als Beispiele nannte die 25-Jährige kreative Vermarktungsstrategien und die Erschließung neuer Märkte, etwa mit alkoholfreien Weinen. „Die Branche betrachtet die Herausforderungen auch als Chance, sich neu aufzustellen“, sagte die Expertin aus dem Anbaugebiet Pfalz, die am Sonntag (5. Januar) seit 100 Tagen im Amt ist.
Das Deutsche Weininstitut rechnet für 2024 mit einer Ernte von rund 7,9 Millionen Hektolitern Weinmost bundesweit, etwa zehn Prozent weniger als im Mittel der vergangenen zehn Jahre. Einen ähnlich niedrigen Ertrag habe es zuletzt 2017 mit 7,5 Millionen Hektolitern gegeben, hieß es.
Als wichtigste Botschafterin der Branche wolle sie den deutschen Wein im In- und Ausland bekannter machen und insbesondere junge Menschen außerhalb der 13 deutschen Anbaugebiete erreichen, sagte Weihl, die in einem Weingut arbeitet. „Ich möchte mit den Weinprinzessinnen Katharina und Julia auch den Dialog zwischen allen Beteiligten der Weinbranche fördern.“
Auch Männer sind herzlich willkommen
Das Amt als Vertreterin von rund 15.000 deutschen Winzern sei herausfordernd und spannend, meinte die First Lady des Rebensaftes. „Die ersten 100 Tage waren eine äußerst ereignisreiche und prägende Zeit.“
Dass immer mehr Männer an den Wahlen um eine Weinkrone teilnehmen, sei ermutigend, sagte Weihl. „Daran sieht man, dass das Amt all jene anspricht, die sich für den Wein, die Kultur und die Repräsentation unserer Anbaugebiete begeistern – unabhängig vom Geschlecht.“
Mit männlichen und weiblichen Kandidaten werde das Amt parallel zur deutschen Weinszene immer vielfältiger und moderner. „Männer und Frauen bringen unterschiedliche Perspektiven und Stärken ein, die das Amt auf neue, bereichernde Weise ergänzen.“
Rheinhessen macht es vor
Das traditionsreiche Amt erfährt seit Jahren eine Modernisierung – weg vom Repräsentieren im Dirndl hin zur Branchenbotschafterin mit Internetauftritt. In Rheinhessen wurde im September 2024 erstmals ein Mann in einem der 13 deutschen Weinbaugebiete zum Weinkönig gekürt.
Weihl war im September im pfälzischen Neustadt/Weinstraße zur 76. Deutschen Weinkönigin gewählt worden und vertritt ein Jahr lang rund 15.000 Winzer. Am Sonntag (5.1.) ist die Mitarbeiterin in einem Weingut 100 Tage im Amt.
(dpa/CHHI)