Alfons Schuhbeck wird 75 Jahre alt – im Gefängnis
Jahrzehntelang war Alfons Schuhbeck fester Bestandteil der Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft, bewirtete Promis und wurde dabei selbst einer. Er hat die Queen bekocht und Charlie Chaplin – doch dann fiel er tief.
Seinen 75. Geburtstag an diesem Donnerstag (2. Mai) feiert Schuhbeck als Häftling. Im vergangenen Jahr hatte er seine Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung angetreten, zu der er am 27. Oktober 2022 verurteilt worden war.
Schuhbecks vielleicht schwerster Auftritt
Einen seiner bislang letzten ganz großen, öffentlichen Auftritte hatte er im November 2022: Damals betrat Alfons Schuhbeck unter Jubel des anwesenden Publikums die Bühne des „Teatro“ in München, das jahrelang seinen Namen getragen hatte. „Sweet Caroline“ sang er damals und „Can’t Help Falling in Love“ – so, wie er es unzählige Male zuvor getan hatte.
Doch dieses Mal war es ein ganz besonderer Auftritt. Denn kurz zuvor hatte das Landgericht München I den Star-Koch, der jahrzehntelang nicht wegzudenkender Teil der Münchner Schickeria gewesen war, zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt.
2,3 Millionen Euro hat Schuhbeck nach Ansicht des Landgerichts hinterzogen. Das Gericht war überzeugt davon, dass Schuhbeck mehr als 1.000-mal in die Kasse von zwei seiner Restaurants gegriffen und so Geld hat verschwinden lassen. Dazu nutzte er ein Computerprogramm, das ein Angestellter in seinem Auftrag erstellt hatte.
Schuhbeck und alle Anwesenden wussten damals also: Er muss ins Gefängnis. Der Auftritt könnte also einer seiner schwersten überhaupt gewesen sein.
Wechsel der Haftanstalt
Zunächst saß Schuhbeck in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech ein und inzwischen in einer Außenstelle der JVA im Andechser Ortsteil Rothenfeld. Dass er dorthin verlegt wurde, ist die letzte offiziell bestätigte Nachricht über seine Situation nach Haftantritt.
Die „Bild“ berichtete damals, Schuhbeck bekomme Freigang und dürfe die JVA zeitweise verlassen. Weder die JVA-Leitung noch Schuhbecks Anwalt möchten sich aktuell dazu äußern, wie der frühere Star-Koch dort lebt und wie seine Situation ist. Wie er seinen Geburtstag feiert, ist nicht bekannt.
Dabei gehörten Feiern jahrzehntelang zu seinem Leben dazu – oft, weil er beliebter Gastgeber war.
Schuhbeck konnte viele Erfolge feiern
Schuhbeck, 1949 in Traunstein geboren, wäre beinahe Fernsehtechniker geworden. Erst eine Begegnung mit dem Gastronomen Sebastian Schuhbeck brachte die Wende.
Der kinderlose Gastwirt suchte einen Nachfolger für sein Restaurant in Waging am See. Er adoptierte den jungen Alfons und ließ ihn auf die Hotelfachschule Bad Reichenhall gehen. Auch diese steht mittlerweile vor dem Aus.
1980 übernahm Alfons – nun Schuhbeck – den Betrieb seines Adoptivvaters und überzeugte bald mit seinem Talent als Koch. Bereits 1983 bekam er einen Michelin-Stern, 1989 ehrte ihn der Gourmetführer „Gault-Millau“ als „Koch des Jahres“. Weitere Auszeichnungen folgten.
Schuhbeck wurde fester Bestandteil der Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft. Er bewirtete Promis und wurde dabei selbst einer. Er hat die Queen bekocht, die Beatles, Charlie Chaplin und immer wieder auch den FC Bayern München und wurde einer der bekanntesten Köche und Gastronomen der Republik.
Sein Name war jahrelang eine Marke. Schuhbeck baute ein Firmengeflecht auf mit drei Restaurants, einem Catering-Service, einem Eissalon und Gewürzläden. Er arbeite 19 Stunden am Tag, sagte er noch zu seinem 70. Geburtstag vor fünf Jahren.
„Ich stehe vor den Trümmern meines Lebenswerkes“
Doch Schuhbeck fiel tief. Er meldete Insolvenz für seine Münchner Restaurants an, im vergangenen Jahr wurde auch ein Insolvenzverfahren gegen ihn persönlich eröffnet.
Inzwischen sind von dem einstigen Gastro-Imperium nur noch die Gewürzläden übrig geblieben. Im Münchner Laden gab Schuhbeck bis kurz vor seinem Haftantritt auch wieder Kochkurse.
„Ich habe einiges falsch gemacht“, sagte Schuhbeck 2022 vor Gericht, bevor er sich dann doch zu einem umfangreicheren Geständnis durchringen konnte. „Ich habe mir, meinen Freunden und Bekannten und auch meinen Verteidigern bis zuletzt etwas vorgemacht, weil ich nicht wahrhaben wollte, dass ich unternehmerisch gescheitert bin.“
Im Prozess sagte er auch: „Wenn ich es ungeschehen machen könnte, würde ich es sofort tun.“ Und: „Ich stehe vor den Trümmern meines Lebenswerkes.“
(dpa/SAKL)