„Ich möchte nichts machen außer das hier“
Der aus Kalifornien stammende Flynn McGarry begeisterte sich früh für das Kochen. Seine Eltern bauten eine Test-Küche in sein Kinderzimmer, wo er verschiedene Gerichte und Kochtechniken ausprobierte. In der Restaurantszene machte er sich ab dem Alter von 14 Jahren mit der Popup-Reihe „Eureka“ in Los Angeles und New York einen Namen. Er gastierte in mehreren Sterne-Restaurants auf der ganzen Welt. Nun will er mit dem „Gem“ sein eigenes Restaurant auf der internationalen Bühne etablieren.
Sie eröffnen mit 19 Jahren ein Restaurant, mit 11 Jahren luden Sie im Haus Ihrer Eltern schon regelmäßig zu Abendessen. Da spielen andere Jungs Videospiele. Wie kamen Sie eigentlich zum Kochen?
Ich bekam das „French Laundry Cookbook“ als ich zehn Jahre alt war. Ich erinnere mich an den ersten Versuch, etwas daraus zu kochen, ich glaube einen Tomatensalat oder Tomaten-Eiscreme. Ich habe es so verhunzt und dachte mir: Das sieht überhaupt nicht so aus!
Wann wussten Sie, dass Sie Koch werden wollen?
Das war bei meinem ersten Besuch im „Eleven Madison Park“. Ich war zum ersten Mal in einer Umgebung mit drei Michelin-Sternen und verschmolz sehr gut damit. Ich hatte Fotos und Videos gesehen und nun war ich mittendrin. Ich spürte die Energie und es fühlte sich angenehm an.
Sind drei Michelin-Sterne Ihr Ziel?
Sozusagen. Ich werde ja immer mit dem Satz zitiert, das beste Restaurant der Welt haben zu wollen. Das habe ich gesagt, weil es unerreichbar ist. Es gibt die 50 Besten-Liste, was die Meinung einer Gruppe von Leuten über die besten Restaurants ist. Ich will keine Trophäe, auf der „Weltbestes Restaurant“ steht. Ich genieße das Streben danach viel mehr als den Lohn.
Aber drei Sterne bedeuten sehr viel Druck, über den Star-Köche auch klagen und die ihre Sterne teils zurückgeben wollen.
Jedem das seine. Es gibt Köche, die lieben es, es gibt Köche, die hassen es. Wenn du deine Sterne nicht willst, ist das total einleuchtend – vor allem, wenn man das seit 30 Jahren jeden Abend mit diesem Druck macht.
Haben Sie es leichter gehabt als Köche, die sich über Jahre vom Tellerwäscher bis nach ganz oben gearbeitet haben?
Die kurze Antwort lautet Ja. Ich habe nie als Tellerwäscher gearbeitet. Ich verliebte mich von einer kreativen Seite aus ins Kochen. Wusste ich, dass das abheben und mich ganz schnell nach oben schießen würde? Nein. Irgendwie passierte das zur selben Zeit, als Popup-Restaurants und das Internet und Köche so ein Ding wurden. Aber wenn du sagst, du hast deine Familie zehn Jahre nicht gesehen und dich nach ganz oben gearbeitet und dein Leben ist schrecklich, warum würdest du das der nächsten Generation wünschen? Es hört sich nach Folter an. Warum ändern wir das nicht?
Entgeht Ihnen wegen Ihrer ehrgeizigen Pläne etwas, das andere Teenager in Ihrem Alter erleben?
Deine Leidenschaft diktiert, wie du sie lebst. Ich habe sie sehr früh gefunden also mache ich Dinge, die ein 30-Jähriger sonst vielleicht machen würde. Wenn ich etwas mit solcher Leidenschaft täte und zum College ginge, statt ein Restaurant zu öffnen, hätte ich das Gefühl, etwas zu verpassen. Ich möchte nichts machen außer das hier. (dpa/MJ)