Ist das Ende des Mitarbeitermangels gekommen?
Der Arbeitskräftemangel in der Hotellerie und Gastronomie ist eine andauernde Herausforderung. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie verlor die Branche unbestreitbar zahlreiche Mitarbeiter und zunehmend auch ihre Attraktivität. Vormals als krisensicheres Gewerbe bekannt, führte der Shutdown und das Ausbleiben der Gäste zur Abwanderung der Angestellten.
Diese schwierige Situation hat in vielen Betrieben zu einem Umdenken geführt. Strukturen wurden zunehmend hinterfragt, Veränderungsprozesse gestartet. Immer mehr Geschäftsinhaber erkennen derzeit, dass das Gastgewerbe an Attraktivität zurückgewinnen muss. Daher haben Gastronomen und Hoteliers begonnen, aktiv am Image der Branche zu arbeiten.
Wie sich das positiv auf die Gewinnung von neuen Arbeitskräften auswirkt und welche weiteren Faktoren zu einer Rückkehr der Mitarbeiter führen können, erklärt Jan Steffen von eto Personalmarketing in unserem Interview.
Der Fachkräftemangel in der Gastronomie und Hotellerie ist ein Dauerthema. Doch Sie sind der Meinung, dass sich die Lage bald entspannen wird. Warum?
Ja, aktuell herrscht zwar noch immer ein Mangel an Arbeitskräften in der Branche, aber wir sehen bereits einige Entwicklungen, die darauf hindeuten, dass sich das bald ändern könnte.
Können Sie das genauer erläutern?
Natürlich. Während der Pandemie sind viele Arbeitskräfte in vermeintlich krisensichere Branchen abgewandert, etwa in den Einzelhandel oder in Logistikzentren wie Amazon. Diese Unternehmen haben attraktive Gehälter geboten. Das Gastgewerbe konnte da nicht mithalten, zumal es selbst lange Zeit geschlossen war. Dadurch hat die Branche an Stabilität und Attraktivität für die Arbeitnehmer eingebüßt.
Warum kehren diese Arbeitskräfte jetzt wieder zurück oder warum könnte sich der Trend umkehren?
Es gibt mehrere Faktoren. Zum einen erkennen viele ehemalige Gastronomie- und Hotellerie-Beschäftigte, dass die Alternativen sie langfristig nicht erfüllen. In der Hospitality geht es um Leidenschaft, um das Kreieren von Erlebnissen und den direkten Kontakt mit Gästen. Wer einmal für diesen Beruf brennt, merkt schnell, dass monotone Aufgaben wie Regale auffüllen oder Pakete sortieren keine langfristige Befriedigung bieten.
Zum anderen erleben wir eine zunehmende Automatisierung in den Branchen, die viele der ehemaligen Hospitality-Kräfte aufgenommen haben. Supermärkte setzen verstärkt auf Selbstbedienungskassen und Lagerroboter, Logistikzentren automatisieren Prozesse immer weiter.
Das bedeutet, dass die Nachfrage nach menschlichen Arbeitskräften in diesen Bereichen zurückgehen wird. Diese Entwicklung könnte dazu führen, dass viele der abgewanderten Kräfte wieder eine langfristige Perspektive im Gastgewerbe suchen.
Was haben die Gast-Betriebe selbst aus der Situation gelernt?
Das Imageproblem war zweifellos eine Herausforderung. Viele Betriebe haben aber aus der Krise gelernt und setzen verstärkt auf bessere Arbeitsbedingungen, flexiblere Schichtmodelle und höhere Löhne. Außerdem gibt es neue technologische Lösungen, die die Arbeitslast reduzieren. Digitale Bestellsysteme, KI-gestützte Prozesse in der Küche und ein besseres Management von Dienstplänen machen die Arbeitsbedingungen attraktiver. Zudem wurde der Wert der einzelnen Mitarbeiter erkannt. Ein respektvoller, wertschätzender Umgang ist heute oftmals selbstverständlich.
Sehen Sie also eine Zukunft, in der die Gastronomie und Hotellerie langfristig wieder stabil mit Personal besetzt sein wird?
Ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind. Die Branche befindet sich weiterhin in einem Entwicklungsprozess, aber die Zeichen stehen gut. Die Veränderung der Arbeitsbedingungen, der Imagewandel, die verbesserte Digitalisierung und der zunehmende Druck in anderen Branchen, Stellen zu streichen, könnten dazu führen, dass die Hospitality bald wieder genügend motivierte Mitarbeiter hat.
Wie verändert sich die Personalsuche in diesem Zusammenhang? Gibt es neue Ansätze?
Absolut. Die Branche setzt zunehmend auf datenbasierte und digitale Recruiting-Methoden. Es geht darum, nicht nur Fachkräfte, sondern auch Quereinsteiger gezielt anzusprechen. Dabei spielt Künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle. Es gibt mittlerweile Tools, die Persönlichkeitsprofile von Bewerbern mit den Anforderungen der Arbeitgeber abgleichen, um sicherzustellen, dass die richtigen Menschen eingestellt werden.
Ein weiteres großes Thema ist das Employer Branding. Unternehmen müssen sich als attraktive Arbeitgeber präsentieren und transparent kommunizieren, was sie bieten. Moderne Karriereseiten, authentische Social-Media-Präsenz und ein respektvoller Bewerbungsprozess sind dabei entscheidend. Das geht natürlich nicht alles von heute auf morgen. Dennoch sehe ich hier deutliche Entwicklungsschritte in die richtige Richtung.
Wie wichtig ist die Digitalisierung für diesen Wandel?
Digitalisierung ist ein Schlüssel. Viele Prozesse in der Gastronomie und Hotellerie sind bereits automatisiert worden – von Bestellungen über digitale Kassensysteme bis hin zu Personalverwaltung und Dienstplänen. Das reduziert den Stress für Mitarbeiter und macht die Branche insgesamt attraktiver. Auch bei der Personalsuche werden digitale Lösungen wichtiger. Moderne KI-gestützte Bewerbungsprozesse ermöglichen eine gezielte Vorqualifizierung der Bewerber, sodass Arbeitgeber schneller und effizienter einstellen können. Auch für die Bewerber erleichtert das die Stellensuche erheblich. Denn die angebotenen Arbeitsplätze passen damit besser zu ihren Fähigkeiten und Qualifizierungen.
Gibt es noch weitere Faktoren, die dazu beitragen könnten, dass der Personalmangel bald Geschichte ist?
Ja, neben den genannten Punkten sehe ich noch einen wichtigen Trend: die Veränderung der Hotel- und Gastronomiekonzepte. Viele Unternehmen setzen zunehmend auf effizientere Betriebsmodelle mit schlankeren Teams. Neue Hotelkonzepte wie Neighbour Hospitality oder moderne Budget-Hotels setzen auf automatisierte Prozesse und weniger Personal.
Die Mitarbeiter in solchen Betrieben sind dann in multifunktionale Rollen unterwegs. An der Rezeption, der Bar und eventuell noch im Service. Gleichzeitig wird in den Luxushotels auf eine hohe Personaldichte Wert gelegt, da hier der individuelle, persönliche Service im Vordergrund steht.
Auch auf staatlicher Ebene gibt es ebenfalls Bewegung: Verbesserte Arbeitsmarktmaßnahmen, erleichterte Einwanderungsprozesse für Fachkräfte aus dem Ausland und gezielte Förderprogramme für die Branche könnten langfristig ebenfalls zu einer Entspannung beitragen.
Das Team der HOGAPAGE Jobbörse unterstützt Sie bei Ihrer Bewerbersuche sehr gern. Hier sind nicht nur Ihre Job-Annoncen hervorragend platziert, sondern Sie erhalten auch eine umfangreiche Beratung für Ihren Recruitingerfolg!
(Jan Steffen/CHHI)