„Es wird nach wie vor herausfordernd sein“
Um einer Pleitewelle entgegenzuwirken, lassen die Bundesländer nach und nach die Wiedereröffnung von Hotels zu – jedoch unter strengen Auflagen zu Hygiene und Abstandseinhaltung. Wie schwer oder leicht diese in der Hotellerie umzusetzen sind, im Speziellen von einer Hotelkette von der Größenordnung wie der B&B Hotelgruppe mit 127 Häusern in Deutschland, darüber haben wir mit dem CEO Central and Northern Europe von B&B HOTELS, Max C. Luscher, gesprochen. Ein Ausblick in die Zukunft am Schluss zeigt: Optimismus und Realismus gehen Hand in Hand.
Herr Luscher, die Corona-Krise hat der Hotellerie stark zugesetzt. Wie haben Sie die vergangenen Wochen im Hause B&B HOTELS erlebt? Wie lief der Hotelbetrieb bei Ihnen ab?
Auch wir mussten einige Standorte vorübergehend schließen, sind in Summe aber noch ganz gut durchgekommen. Unser großer Vorteil ist, dass wir keine 500-Zimmer Hotels und größer haben, sondern auf mehrere kleinere Hotels setzen. Geschäftsreisende, zu denen auch Monteure und Handwerker gehören, machen einen großen Anteil unseres Gästepublikums aus. Dort war die Nachfrage fast nie vollkommen versiegt.
Als Voraussetzung zur Wiedereröffnung der Hotels für Tourismus und private Gäste müssen strenge Auflagen eingehalten werden, die Gäste und Hotel-Mitarbeiter vor einer Corona-Infektion schützen sollen. Wie wichtig ist es für Sie, dass es nun wieder losgeht? Und wie leicht sind die Auflagen in der Hotellerie ganz allgemein umsetzbar?
Wir sind ohne Frage sehr froh darüber, dass es nun wieder losgeht. Für uns als Budget-Hotelgruppe ist es leicht, die Hygienevorschriften umzusetzen, ohne dabei große finanzielle Einbußen zu haben. Ein Full-Service-Hotel verliert dagegen Umsätze im Wellness-, Konferenz- und F&B-Bereich. Das ist viel schwerer aufzufangen.
Wie sieht das Maßnahmenkonzept konkret bei B&B HOTELS aus?
Wir hatten viele Hotels während des gesamten Shutdowns geöffnet und konnten deshalb bereits Erfahrungen mit verschiedenen Maßnahmen sammeln. In unseren Hotels ließen sich die Auflagen einfach und schnell umsetzen. Ein ideales Beispiel hierfür ist unser Frühstücksservice. Wir müssen unsere Frühstücksräume nicht öffnen. Unsere Gäste erhalten ein kostengünstiges Frühstück to go – das funktioniert sehr gut. Ergänzend zu den bereits funktionierenden Maßnahmen, und um unseren Gästen das bestmögliche Gefühl von Sicherheit zu geben, arbeiten wir für die Erweiterung der Hygienestandards mit der Firma SYNLAB zusammen. Gemeinsam mit dem unabhängigen Spezialisten für Labortechnik und Hygiene SYNLAB führen wir eine Zertifizierung ein. Von der Entwicklung bis zur Umsetzung vergehen nur wenige Wochen.
Befürchten Sie, dass die strikten Auflagen Gäste abschrecken könnte?
Nein. Die Erfahrung der vergangenen Wochen haben gezeigt, dass die Gäste sehr vernünftig sind. Reisende suchen sich aktuell bewusst Häuser, in denen sie nicht dem Socializing mit vielen Menschen, großen Tagungen oder einem überfüllten Check-In ausgesetzt sind. Bei uns kann der Kunde digital einchecken und findet ein einfaches Zimmer vor, das auch leicht sauber zu halten ist. Wichtig ist, dass die neuen Hygiene-Standards gut kommuniziert werden und auch von Seiten der Gäste eingehalten werden.
B&B HOTELS hat in Deutschland derzeit 127 Häuser und ist in jedem Bundesland vertreten. Nun hat jedes Bundesland die Hoheit über den Termin einer Wiedereröffnung der Hotellerie und definiert auch die konkreten Auflagen. Was bedeutet das für eine Hotelkette von der Größenordnung der B&B Hotelgruppe? Vor welche Herausforderungen stellt Sie das?
Operativ ist es aufgrund unserer Standards gut möglich, alle Häuser gleichmäßig und trotzdem individuell entsprechend vorzubereiten. Sicherlich werden wir im laufenden Geschäft an der einen oder anderen Stelle nachjustieren müssen. Es ist in jedem Fall wichtig, die Gäste über unsere Webseite oder vor ihrer Anreise auch in der Buchungsbestätigung über individuelle Auflagen der Länder zu informieren. Schwierig wird es tatsächlich für Häuser die bereits eine höhere Auslastung durch Reservierungen vor der Krise für dem Zeitraum haben. Hier müssen Lösungen gefunden werden, Gäste nicht zu verärgern, indem man ihren Aufenthalt aufgrund einer Überbuchung stornieren muss. Generell bedarf es in der aktuellen Situation einen aktiven Austausch von Buchendem und Hotel.
Im Zuge der Corona-Krise hat man das Gefühl, dass die Digitalisierung noch einmal so richtig Fahrt aufgenommen hat bzw. Unternehmen aller Branchen verstärkt auf digitale Prozesse setzen, um direkten Kontakt zu vermeiden. Ist das auch bei B&B HOTELS zu spüren?
Wir sind seit jeher ein sehr digitales Unternehmen in unserer Branche. Der Online-Check-In und eine einfache Buchbarkeit über die Webseite waren bei uns schon vor der Krise Standard. In den vergangenen Wochen spüren wir zudem, dass die sozialen Medien als Kommunikationstool verstärkt von unseren Gästen genutzt werden. Dementsprechend gilt es hier auch in Zukunft weiter aktiv zu sein und in engem Austausch mit den Gästen zu bleiben.
Wie sehen Sie den kommenden Monaten entgegen – ganz allgemein, was auf die Hotellerie womöglich noch zukommt, aber auch für B&B HOTELS im Speziellen?
Es wird in den kommenden Monaten nach wie vor herausfordernd sein, keine Frage. Es werden auch noch Rückschläge auf uns alle zukommen. Aber auch diese werden wir meistern. Wir glauben an das Leben nach Corona, an die Reisewirtschaft und sehen uns als möglichen Gewinner der Krise. Jede Krise ist auch eine Chance und diese werden wir nutzen.
Wir danken für das Gespräch.