„Die Gäste bleiben drei oder vier Wochen“
Herr Payr, was versteht man unter Workation?
Workation verbindet Urlaub und Arbeit. Wir hatten bereits vor der Krise einige Gäste in unseren Urlaubsresorts, die beides entsprechend kombiniert haben, aber durch die Remote-Arbeit beziehungsweise das Home Office während der Pandemie wurde der Trend nochmals verstärkt. Bisher waren es meist freiberufliche Mitarbeiter – Grafiker, Designer, etc. –, aber mittlerweile arbeiten viele Berufsgruppen nicht mehr (ausschließlich) im Büro. Für ihre Arbeit benötigen Sie nur ausreichend Platz, das heißt eine geräumige Unterkunft, und natürlich eine stabile Wifi-Verbindung. Das sind dann keine Gäste, die lediglich eine Woche bleiben, sondern zwei, drei oder auch vier Wochen.
Welche Voraussetzungen müssen neben dem Platz und der stabilen Internetverbindung noch gegeben sein?
Eigentlich geht es genau um diese zwei Komponenten. Die müssen einfach funktionieren! Viele Gäste schätzen es natürlich, wenn es in der Destination eine gute Infrastruktur gibt und sie etwas unternehmen können. Auch die Lage spielt eine Rolle: Wenige suchen für Workation ein Hotel oder Ferien-Apartment, das mitten in der Stadt liegt. Sie genießen eher die Abgeschiedenheit im Wald oder auf dem Berg – ganz ohne direkte Nachbarn – als direkten Gegensatz zum Alltag, wo man von allen Seiten beschallt wird.
Wie wird das Angebot von ihren Kunden angenommen?
Unser Hauptklientel ist und bleibt der klassische Ferienurlauber. Wir haben allerdings bereits Ende Mai, Anfang Juni gemerkt, dass es die Leute vom Home Office in der Stadt aufs Land zieht, um bereits Urlaubsflair zu spüren, aber noch keinen Urlaub nehmen zu müssen. Ab Ende August steigen entsprechende Workation-Buchungen wieder – und wie sich aus den bisherigen Anfragen ablesen lässt, bleibt das auch im Oktober und November so.
Meinen Sie, das Konzept verdankt seinen Aufschwung lediglich der Pandemie oder sehen Sie darin ein langfristiges Modell?
Sowohl als auch. Ich glaube, dass das Arbeiten in den eigenen vier Wänden in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Corona hat hier als Beschleuniger gewirkt. Die Entwicklung zeigt sich bereits bei den Gewerbeimmobilien, die sich immer schwerer vermieten lassen, da große Firmen weniger Bürofläche benötigen. Auch das Thema Shared Offices, bei denen Mitarbeiter keinen festen Arbeitsplatz mehr haben, war bereits vor der Pandemie bei jungen Unternehmen gefragt und ich glaube, dass alteingesessene Unternehmen die Vorteile erkannt haben, und sich dieser Trend deshalb nochmal verstärkt.
Welche weiteren Pläne verfolgt ALPS Residence aktuell?
Wir wollen vermehrt Workshops und Teambuildings in den Chalets veranstalten. In der Vergangenheit wurden entsprechende Events überwiegend in klassischen Hotels durchgeführt. Nun wollen wir den Trend gerne aufgreifen. Die Teilnehmer können dann die Annehmlichkeiten der Unterkünfte wie Pool oder Sauna genießen. Wir haben schon einige zusätzliche Angebote getestet, beispielsweise Workshops in Kombination mit Private Dining. Dafür haben wir einen Koch organisiert, der dann gemeinsam mit dieser Gruppe gekocht hat. Es ist einfach spannend zu sehen, welche Möglichkeiten sich bieten und wie diese von den Gästen angenommen werden.
Würden Sie also sagen, dass die Branche über den Tellerrand hinausschauen sollte, um neue Konzepte zu finden und sich über den klassischen Urlaub hinaus attraktiv für die Gäste zu machen?
Genau! Das trifft es zu 100 Prozent. Auch wir müssen uns weiterentwickeln und schauen, wie sich die Kundenbedürfnisse verändern – und darauf reagieren. Noch besser wäre es natürlich proaktiv zu agieren und die Ideen einfach zu testen. Wir setzten dafür immer auf Testläufe in ausgewählten Resorts, warten das Feedback der Gäste ab und schnüren dann ein passendes Angebot daraus.
Vielen Dank für das Gespräch!