„Der touristische Bär steppt im zentralen Alpenraum“
Herr Binder-Krieglstein, Sie zeichnen jetzt zum zweiten Mal für die „Alles für den Gast“ verantwortlich. Möchten Sie den – in der Vergangenheit ja durchaus erfolgreichen – Weg von Johann Jungreithmair weitergehen oder planen Sie mittelfristig eine strategische Neuausrichtung?
Benedikt Binder Krieglstein (BBK): Das eine schließt das andere nicht aus. Der Kurs, auf dem wir uns befinden, basiert auf dem sehr bewährten Erfolgsrezept aus unschlagbarem Branchenmix, umfassendem Vollangebot von mehr als 730 Ausstellern, rund 46.000 Fachbesucher an fünf Tagen und einem hochwertigen Rahmenprogramm. Aber selbstverständlich treiben das Messeteam und ich die strategische Weiterentwicklung der Messe stetig voran. Eine Messe, vor allem eine Leitmesse, muss immer up to date sein, die Neuheiten und künftigen Branchenentwicklungen abbilden. Was am Ende zählt, ist der für den Aussteller und Besucher generierte Mehrwert durch die Messeteilnahme. Darauf werden wir bei der Konzeptweiterentwicklung zukünftig noch mehr Bedacht nehmen und an entsprechenden Neuerungen arbeiten.
Seit Jahren platzt die „Alles für den Gast“ aus allen Nähten. Ist nennenswertes weiteres flächenmäßiges Wachstum überhaupt möglich oder müssen Sie die Messestände demnächst schon verlosen?
BBK: Wir sind in der glücklichen Lage, eine Fachmesse im Portfolio zu haben, die in der Branche einen extrem hohen Stellenwert genießt und deren Titel „ALLES für den Gast“ wörtlich zu nehmen ist. Die Messe bildet wirklich das gesamte Spektrum in höchster Qualität und breitester Quantität ab. Hier ist alles vertreten, was Rang und Namen hat. Das macht die „Alles für den Gast“ zur klaren Nummer Eins im gesamten Alpen-Adria-Donau-Raum. Dass das Messezentrum samt Salzburgarena bis auf den letzten Quadratzentimeter belegt ist, ist eine Tatsache und zugleich eines der Erfolgsgeheimnisse. Trotzdem arbeiten wir immer wieder an – wenn auch räumlich begrenzten – kreativen Möglichkeiten, neue Präsentationsflächen zu schaffen. So bieten wir heuer mehr als 30 Firmen die Chance, ihr Portfolio im Obergeschoss der Halle 10 zu zeigen. Standplatzverlosungen wären wohl eine originelle, aber nicht zielführende Variante. Denn als Veranstalter sind wir bestrebt, die angebotsmäßige Bandbreite auf qualitativ hohem Niveau abzubilden, was mit einer Platzvergabe durch Zufallsprinzip nicht zu gewährleisten ist. Wir versuchen, dem Fachbesucher mit dem stimmigen Ausstellermix ein hochinteressantes Spektrum zu bieten und dem Aussteller perfekte Bedingungen für dessen Geschäftserfolg.
Was sind heuer die wichtigsten Neuerungen für die Besucher?
BBK: Die vorhin erwähnte Erweiterung der Ausstellungsfläche im 1. OG der Halle 10 ist ein neuer Abstecher, den die Besucher abseits ihrer gewohnten Pfade unbedingt einschlagen sollten. Ein optisches Neuerlebnis bietet die generalsanierte und erst kurz vor Messestart ihrer Bestimmung übergebene Halle 1 – sie ist nun an die moderne Architektur der Halle 10 angepasst und somit state of the art im Messehallenbau. Im Servicebereich fällt mir spontan das Online-Ticket ein, das es erstmals auch für die „Alles für den Gast“ gibt und längere Wartezeiten an den Kassen erspart.
Was sind Ihre persönlichen Highlights der diesjährigen Messe?
BBK: Die Hauptattraktion ist die Messe selbst, weil es nirgendwo sonst ein derartig vielfältiges und hochwertiges Angebot unter einem Messedach gibt. Die Alles für den Gast ist ein jährlicher Fixpunkt für die Branche, ein place to be, wenige Tage, ehe die Wintersaison startet. Highlights für mich sind auch die vielen persönlichen Gespräche, die ich mit den führenden Branchenpersönlichkeiten vor Ort führe. Das verschafft mir und meinem Team die Möglichkeit, aus erster Quelle zu erfahren, wo die Branche generell ‚der Schuh drückt‘, wie und wo bei der Messe konzeptionell nachgebessert werden soll und wie die großen Trends aussehen. Wo sonst wäre das innerhalb weniger Tage möglich?
Warum ist etwa Wien im Vergleich zu Salzburg ein so viel schwierigeres Pflaster für einen Veranstalter von Gastro-Fachmessen?
BBK: Lassen Sie es mich etwas salopp formulieren: Der touristische Bär steppt im zentralen Alpenraum. Wie meine ich das? Die oftmals eigentümergeführten Hotels und Gastronomiebetriebe in Westösterreich, dem benachbarten Bayern sowie dem norditalienischen Raum – also dem Haupteinzugsgebiet der Alles für den Gast – haben einen permanent hohen und breit angelegten Informations- und Investitionsbedarf. Sie benötigen eine Plattform im Herzen Österreichs – das ist der unschlagbare Pluspunkt, den der Fachmessestandort Salzburg bieten kann. Dazu kommen die jahrzehntelange Tradition dieser Top-Marke sowie der optimale Zeitpunkt im November, zwischen den Saisonen.
Hoteliers, Gastronomen, Cafetiers und Gemeinschaftsverpfleger im Großraum Wien brauchen hingegen differenzierte Schwerpunkte, auch sind die Investitionszyklen der Unternehmer meist andere. Oftmals sind die Betriebe Filialbetriebe großer Ketten, deren Beschaffungsvorgänge ohnedies zentral organisiert sind.
Insofern sind die beiden Konzepte nicht vergleichbar. Fakt ist, dass sich eine „Alles für den Gast Herbst“ mit ihrer mehr als 40-jährigen Erfolgsgeschichte exakt in dieser Form zu einer echten Institution entwickelt hat, die nur genau an diesem Standort so funktioniert – ein Klonen nach Wien ist unmöglich. So arbeiten wir an einem neuen, innovativen Konzept, um dem Gastronomen im Ballungsraum Wien eine interessante Branchenplattform zu bieten, denn das Signal der Branche ist ganz klar, dass eine derartige Plattform in Wien fehlt.