„Der Personalmangel geht quer durchs Gemüsebeet“
Dass die Ferienhotellerie speziell im Westen Österreichs chronisch mit Personalmangel zu kämpfen hat, ist nichts Neues. Wie sieht es diesbezüglich mit der Stadthotellerie aus?
Das variiert natürlich von Betrieb zu Betrieb aber im Großen und Ganzen spüren wir den Personalmangel bei uns im Osten mittlerweile leider genauso stark wie im Westen – es wird immer schwieriger, gut ausgebildetes Fachpersonal zu finden.
Tun sich internationale Hotelketten wie etwa Marriott bei der Thematik durch interne Förderprogramme oder die Möglichkeit, Mitarbeiter von anderen Betrieben zu rekrutieren, etwas leichter?
Mit Sicherheit. Marriott zum Beispiel hat eigene Förderprogramme, die es unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unter anderem ermöglichen, international innerhalb der Hotelgruppe zu wechseln, um so Erfahrungen zu sammeln und sich ein großes Netzwerk aufzubauen. Auch bei uns in Österreich wird diese Möglichkeit rege genutzt, da es für viele ein Karrieresprungbrett sein kann. Das ist ein attraktiver Mehrwert für den Nachwuchs.
In welchen Bereichen ist der Personalmangel am größten? Küche, Service, Rezeption, Housekeeping, Management oder quer durchs Gemüsebeet?
Quer durchs Gemüsebeet. Mittlerweile ist der Personalmangel in allen Bereichen deutlich spürbar. Es gibt kein Segment mehr, wo es einen Bewerberüberschuss gibt.
In wenigen Branchen kann man so schnell Karriere machen wie in Gastronomie oder Hotellerie. 30-jährige Abteilungsleiter in der Wirtschaft findet man jedenfalls deutlich seltener als 30-jährige Küchenchefs. Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass junge Leute heute Gastgewerbe oder Tourismus kaum mehr auf ihrem Berufsradar haben?
Meiner Meinung nach liegt es ganz klar an der Work-Life-Balance. Junge Mitarbeiter streben heute einen ganz anderen Lebensrhythmus an und sind sogar bereit für eine ausgewogene Work-Life-Balance auf mehr Gehalt zu verzichten. Das lässt sich weltweit beobachten. Große Hotelkonzerne wie auch Marriott arbeiten bereits an Lösungen, um hier mehr Attraktivität zu schaffen. Ideen wären zum Beispiel: spezielle Dienstzeiten, 4-Tage-Wochen oder in bestimmten Bereichen Home-Office-Möglichkeiten.
Die Drop-out-Quote von jungen Leuten in der Gastronomie ist leider mehr als nur eine Legende. Geht es der Hotellerie hier besser?
Hier muss man stark zwischen Stadt- und Ferienhotellerie bzw. Ganz-Jahres- und Saisonhotellerie unterscheiden. Bei uns in der Wiener 5-Sterne-Hotellerie lässt sich dieses Phänomen seltener beobachten. Wir haben im Gegenteil sehr viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die schon sehr lange bei uns sind.
Wie sehen Sie die Nachwuchsausbildung in Österreich generell? Schließlich findet man Österreicher – neben Schweizern – weltweit in Spitzenpositionen der Top-Hotellerie und sogar auf Kreuzfahrtschiffen.
Ich bin ein großer Fan unseres dualen Ausbildungssystems, das sich durch einen ausgewogenen Mix aus Schule und Praxis auszeichnet. Ich denke, dass genau dieses Modell die österreichischen Fachkräfte weltweit so erfolgreich und ein Arbeiten auf hohem Niveau möglich macht. Darum beneiden uns viele. Dennoch darf sich unser Bildungssystem darauf nicht ausruhen und muss wie die Betriebe selbst, ihr Model sowie die Ausbildungsmodule immer wieder nachschärfen, um sich aktuellen Arbeitstrends anzupassen und so die Attraktivität der Branche zu stärken.
Der Young Hotelier Award wird ja heuer zum 16. Mal ausgetragen. An wen richtet sich der und wie sieht Ihr Resümee bis jetzt nach sechzehn Jahren aus?
Der Young Hotelier Award richtet sich ganz klar an junge Talente, die in der Hotellerie Karriere machen und ihr Netzwerk durch wertvolle Branchenkontakte erweitern wollen. Gleichzeitig zeigt er aber auch dem zukünftigen Nachwuchs, welche tollen Chancen, berufliche sowie persönliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten und vorbildhafte oder außergewöhnliche Karrieren die Hotellerie zu bieten hat. Die vielen positiven Beispiele von Kandidaten, die nach ihrer Teilnahme – unabhängig von einem Sieg – schnell und erfolgreich die Karriereleiter empor gestiegen sind, haben mir in den letzten Jahren immer wieder deutlich gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. So soll es weitergehen.
An welchen Nachwuchsinitiativen oder Förderprogrammen sind Sie derzeit sonst noch beteiligt und welche Ziele haben diese?
Der GMC (Anm.: General Manager Council von Vienna’s Leading Hotels) fördert neben der Initiative Young Hotelier auch die Lehrlingsinitiative Amuse Bouche, die sich hauptsächlich auf den Nachwuchs im Bereich Service und Küche fokussiert. Außerdem treten wir gemeinsam auf diversen Jobmessen auf. Unser Ziel ist es, junge Talente für die Hotellerie zu begeistern und zu zeigen, was für eine abwechslungsreiche Branche sie sein kann.
Jobs in der Hotellerie findet man unter /jobs/hotelleriebeherbergung