„Chance für eine veränderte Hotellerie“
Herr Böckeler, wie sind Sie durch die Pandemie gekommen?
Die Pandemie hat uns vor noch nie dagewesenen Herausforderungen gestellt. Finanziell war beziehungsweise ist die Corona-Krise wie für so viele einfach nur desaströs und eine unglaubliche Belastung. Die Ungewissheit und schlechte Planbarkeit hat uns alle an unsere Grenzen gebracht. Aber gleichzeitig auch einen ganz starken Zusammenhalt unter den Mitarbeitern und ein nie erahntes „Wir-schaffen-das-Gefühl“ erzeugt. Die Dorint-Familie ist näher zusammengerückt und noch mehr zusammengewachsen, letztendlich auch, weil unser Aufsichtsratsvorsitzender Dirk Iserlohe unermüdlich für das Unternehmen und uns alle kämpft.
Was sind aus Ihrer Sicht die großen Themen nach der Pandemie?
Wir sehen die Zeit nach der Pandemie als Chance für eine veränderte Hotellerie und haben uns durch einen gut vorbereiteten Re-Start auf die neuen Gegebenheiten eigestellt. So haben unsere Gäste jetzt ein stärkeres Bedürfnis nach Sicherheit und Hygiene; ihrem Wohlbefinden und ihrer Gesundheit haben wir mit unserem „Stay Safe“-Konzept und seinen enormen Sicherheitsstandards schon in den ersten Monaten der Pandemie Rechnung getragen. Dem allgemein verstärkten Wunsch nach Inlandreisen und Regionalität können wir als Hotel-Kette mit dem Fokus auf die DACH-Länder natürlich bestens gerecht werden. Deutschland ist als Reiseland beliebt wie nie zuvor. Die Angst vor Corona-Infektionen und harten Corona-Regeln lässt die Urlauber mehr denn je sich wieder auf ihr Heimatland besinnen.
Ein weiteres großes Thema ist die Digitalisierung. Auch werden wir uns alle in Zukunft stringent auf digitalisierte Prozesse fokussieren müssen: Es gilt Kontaktpunkte zu reduzieren und gleichzeitig die Kommunikation mit dem Gast und dem Mitarbeiter nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern „online“ zu intensivieren. Es gibt für uns zahlreiche Tools, Prozesse digital zu optimieren, so unseren Aufwand zu reduzieren aber auch unseren Service kontaktlos auszubauen und die vielen neuen Maßnahmen in den Hotels umzusetzen.
Eines scheint mir sicher: Wir Menschen wollen reisen, wir wollen andere Menschen treffen und spüren, wie gut es tut zusammen zu sein. Wir sind und bleiben soziale Wesen, die den Austausch suchen und die Gastfreundschaft erleben und das (Hotel-)Leben genießen wollen. Es gibt einen riesigen Nachholbedarf, den wir als Chance nutzen werden.
Welche Wachstumsstrategie verfolgen Sie bei Dorint?
An unsere ursprünglichen Zukunftsstrategie halten wir fest: Die DHI Dorint Hospitality & Innovation GmbH wird die Zahl der Häuser weiterhin vergrößern. Demnächst stoßen Standorte in Köln, Bad Vilbel, München-Garching und Müritz zur Dorint Familie. Vor allem durch den vermehrten Abschluss von risikominimierten Franchise-Verträgen ist dabei ein kontrolliertes und opportunistisches Wachstum gesichert, bei weiterhin profitablen Pacht- und Managementverträgen. Die Konzentration der Erweiterung liegt auf den deutschsprachigen Kernmärkten der DACH-Region. Zudem wollen wir dort sein, wo unsere Gäste sind, also nicht nur in A-, sondern auch in B- und C-Lagen.
Ist das klassische Hotel am Ende?
Nicht, wenn man die klassische Hotellerie neu interpretiert und neben dem Fokus auf das „Was“ insbesondere auch das „Wie“ berücksichtigt. Das Produkt, dass wir Hoteliers anbieten, sollte sich natürlich nach wie vor ganz an den Bedürfnissen und Erwartungen der Gäste ausrichten. Aber darüber hinaus sind es vor allem Emotionen und Erlebnisse, die wir verkaufen und durch die wir uns als Gastgeber und auch Arbeitgeber der Wahl positionieren können. Es ist in erster Linie unsere Haltung und unser Umgang miteinander, dass den Gast darüber entscheiden lässt, wiederzukommen.
Wer sind die Gewinner und wer die Verlierer in der Krise?
Gewinner sind jene, die akzeptieren können, dass das einzig Beständige der permanente Wandel ist. Krisen gehören leider zum Leben dazu. Wenn wir lernen können uns darauf einzustellen und Herausforderungen als Chance zu sehen, können wir im besten Fall sogar gestärkt daraus hervorgehen. Trotz allem Idealismus – die Krise hat nicht nur uns, auch ganz viele andere Branchen hart getroffen. Ob wir uns davon erholen werden können, wird die Zukunft zeigen.
Die Azubis haben in den letzten Monaten zusammen mit den Direktoren die Hotels am Laufen gehalten, während die Stammbelegschaft notgedrungen in Kurzarbeit war. Denken Sie, diese Azubis gehen als „Super-Hotelhelden“ aus der denkwürdigen Zeit hervor, weil sie ja alle Tätigkeiten intensiv ausgeübt haben?
Unsere Azubis haben sicherlich in den letzten Monaten eine ganz und gar außergewöhnliche Situation erlebt. Die Corona-Situation hat sie gleichermaßen gefordert und gefördert. Sie haben große Verantwortung übernehmen dürfen und in Bereiche Einblick gehalten, die sie unter normalen Umständen so – noch – nicht erlebt hätten. Wir sind unseren jungen Nachwuchs-Hoteliers sehr dankbar, dass sie ganz in unserem Sinne vor Ort die „Dorint-Fahne“ hochgehalten haben. Aber die Azubis sind sich auch einig darüber, dass sie diese Zeit trotz der widrigen Umstände als Bereicherung erfahren haben.
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(Certified/NZ)