Sterne-Chaos bei Michelin
Der Guide Michelin hat in seiner französischen Ausgabe dieser Tage wieder die heißbegehrten Sterne vergeben. Doch so manche Entscheidung der Restauranttester überraschte die Gourmets wie auch die Fachwelt. So etwa müssen gleich drei Häuser in der gastronomischen Champions League Frankreichs auf die Topnote verzichten. Der für seinen breitkrempigen schwarzen Hut bekannte „Bauern-Koch“ Marc Veyrat vom „Maison des Bois“ in Savoyen hat nun nur noch zwei Sterne, ebenso wie das Traditionsrestaurant „Auberge de l’Ill“ in Illhaeusern im Elsass und das „Astrance“ in Paris. Insgesamt gibt es nun 27 Edel-Restaurants in Frankreich und Monaco mit drei Sternen.
„Jetzt weht ein neuer Wind!“
Der neue Chef des Guide Michelin, Gwendal Poullennec machte deutlich, dass beim Traditionsführer Michelin von nun an „ein neuer Wind“ weht. Und dieser neue Wind nimmt bereits jetzt schon skurrile Züge an: „Küchenrebell“ Sébastien Bras aus dem Zentralmassiv, der im vergangenen Jahr spektakulär auf seine drei Sterne verzichtet hatte und dann im „Guide rouge“ überhaupt nicht mehr aufgeführt war, taucht in der Ausgabe für 2019 wieder auf – dieses Mal mit zwei Sternen. Er habe das mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, ließ der 47-Jährige dieser Tage verlauten, wie der Schweizer Tagesanzeiger schreibt. Die widersprüchliche Entscheidung des Guide Michelin mache ihn skeptisch. Die Sterne und die „Strategien“ des Gastronomieführers würden ihn aber ohnehin nicht mehr interessieren, heißt es im Bericht weiter.
Michelin will unverhofft mehr Frauen auszeichnen
Frischer Wind weht auch von einer ganz anderen Himmelsrichtung aus: So hat der Gastronomieführer verkündet, zukünftig mehr Spitzenköchinnen auszuzeichnen. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Kritik gegeben, dass der traditionsreiche „Guide rouge“ vor allem Männer in der Küche auszeichnet. Die einzige Frau, die mit ihrem Restaurant in Frankreich die Spitzennote drei Sterne trägt, ist Anne-Sophie Pic aus Valence im Süden des Landes. Bisher kommen in der Küchen-Top-Liga vor allem Männer zum Zuge – so ist es auch dieses Jahr.
Zwei neue 3-Sterne-Restaurants
Doch es gibt auch Spitzenköche, die sich freuen dürfen: Michelin hat zwei neue Restaurants im Stammland Frankreich mit drei Sternen ausgezeichnet. Die Spitzennote erhielten der aus Argentinien stammende Spitzenkoch Mauro Colagreco und Laurent Petit aus der Alpenregion Savoyen. „Sie lohnen eine Reise“, sagte Michelin-Chef Poullennec dieser Tage in Paris mit Blick auf Drei-Sterne-Feinschmeckertempel. Colagreco führt das „Mirazur“ in Menton an der Côte d’Azur und galt schon länger als ein Anwärter für die Topnote. Petit kocht im „Clos des Sens“ in Annecy. Colagreco soll bei der Verleihung zu Tränen gerührt gewesen sein und seinen Mitarbeitern gedankt haben. Fünf neue Restaurants erhielten die Bewertung zwei Sterne – ausgezeichnet wurden vier „Chefs“, wie Spitzenköche in Frankreich heißen, und eine Köchin, Stephanie Le Quellec vom „La Scène“ in Paris. (dpa/tagesanzeiger.ch/TH)