Ruhestörung

Causa „Cordon bleu“: Anwohner von Restaurant drohen Wirt mit der Polizei

Frau hält sich mit Zeigefingern die Ohren zu
In keiner Branche brechen so viele Azubis ihre Lehre ab, wie in der Gastronomie (Foto: © olly / fotolia)
Schweinisches corpus delicti: Im Luzerner Restaurant Kränzlin werden täglich bis zu 20 Cordon bleu serviert – sehr zum Missfallen einiger empörter Anwohner.
Dienstag, 10.01.2017, 13:58 Uhr, Autor: Felix Lauther

Im schweizerischen Luzern am Vierwaldstätter See fühlen sich Anwohner des Restaurants Kränzlin von einem lauten Klopfen gestört. Findige Bürger haben den Unruhestifter schnell ermittelt. Es ist der Koch aus dem Restaurant, der die beliebte Spezialität des Hauses zubereitet: Cordon bleu. Weil der Koch das Schweinefleisch entsprechend klopft, fühlen sich Anwohner derart gestört, dass sie bereits mit der Polizei drohen. „Die klopfen Cordon bleu die ganze Woche hindurch. Das ganze Haus vibriert, sieben Tage die Woche bis spät am Abend“, sagt eine Anwohnerin gegenüber dem Luzerner Onlinemagazin Zentralplus. Ein Gespräch mit dem Pächter des Lokals hätte bislang nichts gebracht. Daraufhin schrieb die Dame mit drei anderen Hausparteien einen Brief an die Hausverwaltung. Auch darauf erfolgte keine Reaktion. Cordon bleus werden weiter geklopft statt gestreichelt. Ein zweiter Brief ist bereits unterwegs. Sollte dies auch nicht fruchten, wollen die verärgerten Anwohner zur Gewerbepolizei.

Zubereitung der Cordon bleus nicht planbar
Der Pächter und Küchenchef des Kränzlin versteht die ganze Aufregung nicht. „Ich mache an einem guten Abend 20 Cordon bleus, im Schnitt sind es rund zehn“, sagt Müslüm Karakoc, gegenüber Zentralplus. Die Zubereitung der Cordon bleus zu planen, ist für den Schnitzelklopfer schlichtweg nicht realistisch. Die Nachfrage variiere von Tag zu Tag. Außerdem verwende er verschiedene Arten von Fleisch. „Wir produzieren ja nicht 24 Stunden am Tag Cordon bleu“, erklärt Karakoc, „sondern nur, wenn es auch bestellt wurde“.

Die Küche arbeite bis um 22 Uhr, in Ausnahmefällen bis 22.30 Uhr. Untätig war Müslüm Karakoc nach den ersten Lärm-Beschwerden der Hausbewohner jedoch nicht. Er besorgte sich eine spezielle Holzunterlage, die das Klopfen des Fleisches etwas dämpfen soll. Das Fenster zur Straße hin, bleibt während des Küchenbetriebs z. B. nun geschlossen.

Cordon Bleu mit Pommes und Zitrone
An dieser traditionellen Schweinefleisch-Spezialität scheiden sich die Anwohner des Luzerner Restaurants Kränzlin um Küchenchef Müslüm Karakoc. (© ExQuisine / fotolia)

Auf Nachfrage des Luzerner Onlinemagazins bei Franz Hunkeler, Inhaber der ImmoDienste Zentralschweiz, müssen Mieter in der Nähe eines schweizer Restaurantbetriebs mit einer gewissen Lautstärke leben. „Die einzige Alternative ist, dass der Wirt keine Cordon bleus mehr produziert. Dann ist das Restaurant wirtschaftlich gefährdet.“

Ein gewisser Lärmpegel ist tolerierbar
Ruedi Spöndlin vom Schweizer Mieterinnen- und Mieterverband sieht die Sachlage etwas anders: gäbe es gewerblichen Lärm, müsse die Lärmschutzbehörde sowie die Gewerbepolizei informiert werden, um zu klären, ob es sich um unzulässigen Lärm handle. Er sagt aber auch: „Mit einem gewissen Lärmpegel müssen Mieter in der Regel leben.“

Müslüm Karakoc geht proaktiv vor und hat sich selbst bei der Gewerbepolizei gemeldet. Gegenüber Zentralplus erklärt er weiter: „Am Schluss finden wir sicher eine Lösung. Zum Beispiel gibt es spezielle Maschinen, um das Fleisch fürs Cordon bleu zu pressen.“ Bis dahin klopft Karakoc drei oder auch 20 Mal auf Fleisch und Holz. (20min.ch / FL)

Zurück zur Startseite