Pralinen-Eklat: Weihnachtsgruß führt zu neuer Balkan-Krise
Ein aberwitziger Streit stellt die diplomatischen Beziehungen zwischen Serbien, Slowenien und Kroatien auf die Probe. Dabei hatte alles mit einem gut gemeinten Geschenk in der Adventszeit angefangen. Vesna Terzic ist die kroatische Botschafterin in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana. Als vorweihnachtlichen Gruß verschickte die herzliche Diplomatin mehrere Schachteln Pralinen an die Kanzlei des slowenischen Regierungschefs und andere Diplomaten im Land. Statt sich jedoch über die süße Überraschung zu freuen, empfand Präsident Borut Pahor das kroatische Geschenk als ein Affront und fühlt sich provoziert. Slowenische Diplomaten und der Regierungspalast schickten die Pralinenschachteln prompt mit der Anmerkung „I feel Slovenija“ an Vesna Terzic zurück, wie Spiegel Online berichtet. Die Pralinen stammen aus dem Sortiment des traditionsreichen Süßwarenherstellers „Kras“ aus Zagreb. Auf der Schachtel steht die Aufschrift „Gruß aus Kroatien“. So weit so gut. Nun sind aber auf der Schachtel nicht nur Worte sondern auch Umrisse des Landes Kroatiens zu sehen. Problematisch wird es für die Slowenen dann aber erst, als sie die Innenseite der Pralinenschachtel in Augenschein nehmen. Hier erkennt man die Reliefkarte des Landes inklusive der Seegrenze der Adria. Einer dieser Linien ließ das Fass bei den slowenischen Politikern nun überlaufen. Sie zeigt die Seegrenze in der „Bucht von Piran“. Nun sehen die Kroaten diesen Grenzverlauf in der Adria aber seit vielen Jahren anders als ihre Nachbarn, was zu Streitigkeiten führt.
Ein Quadratkilometer sorgt seit Jahren für großen Ärger
Es geht bei dem Streit zwischen Kroatien und Slowenien um einen Quadratkilometer im nordöstlichen Teil der Adria. Slowenien plädiert seit längerem darauf, dass der Grenzverlauf dem Land durch einen schmalen Seekorridor einen Zugang zu internationalen Gewässern ermöglicht, wie Spiegel Online weiter berichtet. Kroatien will einen anderen Grenzverlauf, der diesen Korridor jedoch nicht miteinbezieht. Seit 7 Jahren streiten sich beide Länder nun bereits vor internationalen Schiedsgerichten. Ein Ende des Streits ist – nach dem Pralinen-Skandal – wieder einmal nicht in Sicht.
Schokoriegel belastet Beziehungen mit Serbien
Nicht gerade mit Ruhm bekleckerte sich zudem die kroatische Staatspräsidentin Kolinda Greabr-Kitarovic bei einem Besuch der Küstenstadt Dubrovnik Anfang Dezember: In einem Kindergarten verteilte sie zum Tag des heiligen Nikolaus Schokoriegel an die anwesenden Kleinkinder. Dumm nur, dass einem Vater auffiel, dass diese Riegel von der Firma Pionir aus Serbien stammen. Das Verhältnis beider Länder ist seit Jahrzehnten nicht nur durch den Krieg im ehemaligen Jugoslawien 1992 belastet. Mit einem wütenden Facebook-Post machte der kroatische Vater seinem Ärger über die Aktion seiner Staatspräsidentin Luft. Diese reagierte schnell und entschuldigte sich sogar öffentlich für ihre süße, aber unachtsame Wohltätigkeit. Der Kindergarten wurde danach mit Süßigkeiten aus kroatischer Produktion zugeschüttet, was wiederum das Land Serbien und dessen Präsident Tomislav Nikolic auf den Plan rief, wie Spiegel Online schreibt. Kroatien wäre nicht an guten Beziehungen zu Serbien interessiert und verhindere den Aussöhnungsprozess beider Länder, so die Vorwürfe von Nikolic. Laut Belgrader Regierungsmitgliedern sei die kroatische Präsidentin zudem „uneuropäisch“ und „undemokratisch“. Serbische Nationalisten wollen kroatische Produkte nach dem Vorfall boykottieren.
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen: Die kroatische Online-Community verpasste der Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic in den sozialen Netzwerken einen neuen Spitznamen: „Schokolinda“. (spiegel.de/FL)