Hotelgast klaut amputierten Zeh aus Whiskeyglas
Whiskey-Trinker sind in der Regel Genussmenschen, die sich von den Aromen des Spirituosen-Klassikers betören lassen. Der „Sourtey-Cocktail“ ist aber ein Drink, dessen spezielle Zutat nichts für nervenschwache Gäste ist. In dem Whiskeyglas befindet sich nämlich ein amputierter menschlicher Zeh.
Mutprobe, Diebstahl, Goldgräber
Dieser „extreme Cocktail“ ist in Kanada selbst und bei Reisebloggern eine bekannte Spezialität, an der schon viele Mutproben gescheitert sind. Hotelbesitzer Terry Lee, der den „Sourtoe-Cocktail“ in seiner Bar ebenfalls auf der Karte hat, musste jüngst schwer schlucken: ein Hotelgast hat den Zeh nach der Bestellung eingesteckt und sich davon gemacht, wie der „Guardian“ berichtet. Lee ist nun richtig sauer: „Die Zehen sind schwer zu bekommen.“ Der Cocktail wird nur in einem Zeitfenster von zwei Stunden ausgeschenkt. Eine Servicekraft genehmigte dem Zeh-Dieb aber eine Ausnahme, die der Mann dreist ausnutzte. Lee hat zwar noch einige Ersatzzehen im Keller, ist aber trotzdem ziemlich angefressen. Er will den Zeh unbedingt zurückhaben, er sei eine Errungenschaft von einem Mann, der seinen Zeh aus gesundheitlichen Gründen abnehmen lassen musste.
Seit mehreren Jahrzehnten hat das Hotel den „Sourtoe-Whiskey“ auf der Karte. Die Entstehungsgeschichte des Drinks beginnt der Legende nach in den Zwanzigerjahren, als sich ein Goldgräber seinen abgefrorenen Zeh selbst mit dem Beil abhakte und ihn in Alkohol konservierte, wie Spiegel Online schreibt. 1977 will ein Barkeeper den Zeh in einem Einmachglas entdeckt haben. Einige Drinks später soll der alkoholisierte Barbetreiber den „Sourtoe-Cocktail“ aus der Taufe gehoben haben. Hartgesottene, die den Drink bestellen und den Zeh mit ihren Lippen berühren, erhalten ein Zertifikat.
Zehensuche über die Hotelwebsite
In Deutschland stünde der „Sourtoe“ vermutlich auf keiner Getränkekarte. In Kanada darf er unter einer gewissen Voraussetzung verkauft werden. Der Zeh muss sechs Monate in Salz eingelegt werden, bevor der Barkeeper ihn im Whiskeyglas drapieren darf.
Terry Lee und seine Hotelmanagerin Geri Coulbourne ärgern sich wiederholt über Zehen-Diebe. Achtmal bereits ging das leere Glas zurück an die Bar. Das Körperteil wurde mehre Male gestohlen und einmal sogar verschluckt, wie Spiegel Online weiter berichtet. Seit diesen Vorfällen ist der Hotelbesitzer ständig auf der Suche nach neuen Extremitäten am „Fuße der Barkultur“. Über die Website des Hotels können sich Personen melden, die entweder selbst oder den Zeh eines verstorbenen Angehörigen spenden wollen.
Der Zeh-Dieb konnte übrigens schnell gefunden werden, denn er hatte das Zertifikat mit seinem Namen in der Hotelbar liegen gelassen. (Spiegel.de / FL)