Glücklicher durch gemeinsame Kaffeepause?
Ein Deutscher und eine Schwedin gehen in ein Café, um während der Arbeit eine kleine Pause zu machen. Er bestellt Butterkuchen, sie eine Zimtschnecke. Das Getränk dazu ist dasselbe: Kaffee. Und doch ist in der Regel etwas anders, wenn Schwedinnen und Schweden auf diese Weise für einen Moment innehalten: In regelmäßigen Kaffeepausen während des Arbeitsalltags und in der Freizeit füllen sie nicht nur ihren Koffeinhaushalt auf, sondern auch ihre Glücksreserven – und das hat Tradition im hohen Norden.
Fika nennt sich diese Tradition, die zu Schweden gehört wie Ikea, Abba und Greta Thunberg. Dem schwedischen Wörterbuch zufolge bedeutet dieses kleine Wörtchen heute ganz einfach „Kaffee trinken“ oder „Kaffeepause machen“. Für die Skandinavier ist die Fika aber viel mehr: Sie bietet eine willkommene Unterbrechung des Arbeitstages, um mit Kolleginnen oder Freunden Abstand vom beruflichen Stress zu gewinnen. Dem einen reicht in diesen Pausen etwas Gebäck, andere gönnen sich eine Zimtschnecke oder gar ein Stück Prinzessinnentorte.
Gemeinschaftliche Auszeit
Nun gelten die Menschen im benachbarten Finnland und Dänemark als noch ein Stückchen glücklicher, ob das auch am regelmäßigen Kaffeepäuschen liegen mag? Tatsächlich sind solche Fika-Pausen den schwedischen Arbeitnehmern vertraglich zugesichert und auch Teil der bezahlten Arbeitszeit, wie Richard Tellström von der Universität Stockholm erzählt. Die Fika sei eine gemeinschaftliche Arbeitspause, die aus Lohnvereinbarungen mit den schwedischen Gewerkschaften entstanden sei, erzählt er. „Sie erlaubt Leuten, 20 Minuten Pause am Morgen und 20 Minuten Pause am Nachmittag zu machen.“
Während also die Schweden schon seit Jahrzehnten ihren Arbeitsplatz zu einer fixen Zeit verlassen, um miteinander Kaffee zu trinken und eine besondere, gemeinschaftliche Auszeit genießen, nehmen die Deutschen „den Kaffeebecher mit an den Arbeitsplatz oder Computer“, so Tellström. Und noch etwas unterscheidet sich: Auch der Chef ist in Schweden bei der Fika dabei, um mit seinen Angestellten über gewöhnliche Dinge wie das letzte Wochenende, Fußball oder die Pläne für den Sommerurlaub zu sprechen. Hierarchien wie an manchen deutschen Arbeitsplätzen gebe es nicht. „Alle sind auf der gleichen Ebene“, sagt Tellström.
Für das Zugehörigkeitsgefühl
Die Tradition gilt somit als wichtiger Bestandteil der schwedischen Arbeitskultur. „Eine Fika kann wie Zeitverschwendung aussehen, ist aber tatsächlich wichtig, damit Angestellte Informationen über die Arbeit austauschen“, betont Tellström. Dies sei wichtig für die Effizienz, aber auch aus sozialer Hinsicht. „Es gibt dir auch das Gefühl, zu einer Gruppe zu gehören.“ Ob die Fika die Schweden somit glücklicher mache? „Ja, definitiv“, antwortet der Experte. Angesichts von Corona-Pandemie, Klimakrise und Ukraine-Krieg ergänzt er: „Das ist besonders in Zeiten wie diesen wirklich sehr nett.“
(dpa/KG)