Die dreisten Forderungen der Blogger an Hotels und Restaurants
Fälle, wie diese kennen immer mehr Hoteliers und Gastronomen: Ein Gast besucht ein Restaurant und bestellt darin einen großes Brunch-Buffett. Beim Verlassen des Restaurants weigert er sich, das Essen zu bezahlen. Die Begründung: Er sei ein erfolgreicher Blogger. Daraufhin zückt er seine Visitenkarte und sagt, dass er den Brunch nur verdient hätte, weil er ja über das Essen schreibe.
Ab 10.000 Follower wird es interessant
Die dreisten Maschen der Food-Blogger und solche, die es werden wollen, sind ein echtes Problem für das Gastgewerbe geworden. Hoteliers und Gastronomen sollten sich hier nicht an der Nase herumführen lassen. Seriöse und vor allem erfolgreiche Blogger mit mindestens 10.000 Followern (Fans) schicken vorab Anfragen an Restaurants oder Hotel, um einen Besuch und dessen Bericht darüber anzukündigen. Hier kann der Gastronom oder Hotelier dann im Vorfeld entscheiden, ob er diesen Gast (kostenlos) bewirtet. Dies muss aber immer mit einer Gegenleistung des Bloggers in Form von einer ausführlichen Bild- und Textdokumentation über das Erlebnis verknüpft sein. Gute Reise- und Foodblogger werden zudem von Hotels und Spitzen-Restaurants eingeladen und müssen sich nicht selbst ihr neuestes „Objekt der Begierde“ aussuchen. Gastronomen und Hoteliers können sich selbst über den Blogger informieren, der in ihrem Restaurant gratis essen oder im Hotel kostenlos übernachten will. Geprüft werden sollte hierbei die Reichweite des entsprechenden Facebook-, Instagram-, oder Snapchat-Accounts. Der Erfolg des jeweiligen Blogs kann über Google und deren Analytics-Tool recherchiert werden.
Restaurant Maison Blunt lässt Bloggerin zahlen
Das Zürcher Restaurant Maison Blunt erlebte eine ähnlich dreiste Foodblogger-Masche, wie es es dem Internetportal 20min.ch berichtet: „Den Angestellten war sofort klar, dass sich die Dame mit ihrem Kind einfach den Bauch gratis vollschlagen wollte“, erzählt Geschäftsführer Kevin Morrison. Die Frau sei zudem auffällig unauffällig gewesen, da sie sich – für eine professionelle Bloggerin sehr untypisch – weder Notizen, noch Fotos gemacht hat. Erst nach langem Hin und Her, habe sie letzten Endes den Brunch bezahlt. Im Maison Blunt reiche es nicht aus, als ausgewiesener Blogger, gratis essen zu können. „Da könnte ja jeder kommen und irgendetwas behaupten.“
Blogger fordern eine Woche Gratis-Urlaub
Auch Hotels sind die Pseudo-Blogger ein Dorn im Auge. Sie erhalte jede Woche rund drei Anfragen von Leuten, die sich als Blogger ausgäben und durch eine Zusammenarbeit mit ihnen profitieren wollten, sagt Yvonne Gross, stellvertretende Direktorin des Hotels The Cambrian in Adelboden gegenüber 20min.ch. „Teilweise sind sie so frech und wollen eine Woche gratis bei uns Ferien machen.“
Die dreisten Anfragen erreichen die Hotellerie oft von Hobby-Bloggern. „Darunter sind etwa Mütter, die über ihre Babys bloggen, oder Hobby-Gärtnerinnen.“ Die Reichweite dieser Nobodys reiche bei weitem nicht aus, um einen gezielten Marketing-Effekt für den betroffenen Betrieb zu erzielen. „Sie glauben, dass sie mit 300 Followern auf Instagram das Zeug zum gefragten Hoteltester haben“, so Gross weiter. Wer über das The Cambrian berichten und den Aufenthalt bezahlt bekommen will, muss laut Yvonne Gross rund 100.000 Follower haben. Aber auch die Profile der Hobby-Blogger sähen mittlerweile oft sehr professionell aus. „Wenn die Beiträge aber kaum Likes oder Kommentare haben, ist der Fall schnell klar.“ (20min.ch / FL)