Bewertungsmanagement

30 Prozent aller Hotel- und Restaurantbewertungen nur Fake?

Paar auf Sofa sieht in Tablet
Viele Bewertungen für Hotels und Restaurants auf Tripadvisor & Co. sind gefälscht. (Foto: © deagreez/fotolia)
Wer ein Hotel bucht, der informiert sich in der Regel vorher über das Internet, welche Erfahrungen andere Gäste in diesem Haus bereits gemacht haben. Tripadvisor und Co. sind hierfür beliebte Anlaufstellen. Mittlerweile werden jedoch immer mehr Bewertungen gekauft.
Freitag, 04.08.2017, 08:56 Uhr, Autor: Markus Jergler

Jeden einzelnen Monat informieren sich rund 390 Millionen Nutzer auf der Online-Plattform Tripadvisor über mögliche Hotels oder Restaurants. Die Bewertungen stammen in der Regel von früheren Gästen, teilweise sogar mit selbst geschossenen Fotos. Das macht Tripadvisor besonders glaubwürdig und für Recherchezwecke entsprechend beliebt. Leider werden Bewertungen immer häufiger von den Unternehmen selbst oder von bezahlten Agenturen verfasst.

Hotels und Restaurants können Tripadvisor-Bewertungen kaufen
Das Portal Fivestar bietet Bewertungen auf Tripadvisor zum Verkauf an. Gerade einmal 12,95 Euro kostet eine Bewertung, für 119,95 Euro gibt es gleich fünf. Das berichtet der Tagesspiegel. „Wir finden Menschen, die Ihr Produkt bzw. Ihre Dienstleistung zu schätzen wissen und garantieren Ihnen vollste Zufriedenheit mit den erhaltenen Bewertungen. Wir geben das Produkt über eine interne Plattform an rund 700 Produkttester weiter. Jeder, der dort angemeldet ist, kann eine Bewertung schreiben“, zitiert der Tagesspiegel den Geschäftsführer, der seinen Namen aber nicht abgedruckt sehen möchte.

Bei Interesse könne sich jeder bei diesem Tester-Pool anmelden. Für jede Bewertung erhalte der Tester zwischen zwei und zehn Euro. Nach 20 bis 30 Bewertungen ist Schluss, dann rücken andere Interessenten nach. Etwa 2.000 Bewertungen würde Fivestar jeden Monat verkaufen. 30 Prozent dieser Bewertungen betreffen die Branchen Gastronomie und Tourismus. Wie der Tagesspiegel schreibt, bekämen Unternehmen, die bei Fivestar positive Bewertungen kaufen, „von Natur aus fast nur schlechte Bewertungen“.

Möglicherweise 30 Prozent aller Bewertungen gefälscht
Von Betrug wolle der Geschäftsführer von Fivestar nichts wissen. Auf die Frage des Tagesspiegels, wie viele Bewertungen durch ähnliche Agenturen verfasst würden, antwortet er jedoch: „Es sind bestimmt insgesamt ein Drittel gefakt.“ Zwar ist ungewiss welchen konkreten Nutzen die gekauften Bewertungen tatsächlich haben, Fivestar jedoch wirbt mit einem durchschnittlichen Umsatzanstieg von 30 Prozent.

Dass Verbraucher Bewertungsportale wie Tripadvisor nutzen und sich von den Bewertungen beeinflussen lassen, steht außer Frage. „2014 hat eine Umfrage ergeben, dass Hotelbewertungen für 50 Prozent der Reisenden ein wichtiges Merkmal sind. Ich gehe davon aus, dass sich das nicht geändert hat“, sagte Tobias Warnecke vom Hotelverband Deutschland gegenüber dem Tagesspiegel.

Wie reagiert Tripadvisor
Laut der Plattform liege die Zahl der gefälschten Bewertungen bei unter einem Prozent. Auch Holidaycheck gibt Zahlen im unteren einstelligen Bereich an. Beide Bewertungsportale gehen bei der Bekämpfung von Fakes gleich vor. Zunächst wird versucht mit modernen Algorithmen falsche Bewertungen zu erkennen und zu löschen. Hierfür werde beispielsweise nach IP-Adressen oder immer wiederkehrende Floskeln gesucht. Wenn der Algorithmus einen Verdachtsfall gefunden hat, wird anschließend ein Mitarbeiter aktiv. Dieser prüft die entsprechende Bewertung und löscht sie gegebenenfalls.

„Natürlich ist kein System unfehlbar“, gibt Tripadvisor-Sprecherin Pia Schratzenstaller gegenüber dem Tagesspiegel zu. „Aber die Masse an Bewertungen stellt sicher, dass der Einfluss eines einzelnen Reviews minimal ist. Wenn die User unsere Inhalte nicht nützlich und verlässlich fänden, würden sie nicht immer wieder auf Tripadvisor zurückgreifen.“

Wenn Tripadvisor einen vermeintlichen Betrüger findet, wird dieser auf der Seite mit einem entsprechenden Warnhinweis versehen. „Tripadvisor liegen hinreichende Gründe zur Annahme vor, dass Einzelpersonen oder Unternehmen, die mit diesem Unternehmen in Verbindung stehen bzw. ein Eigeninteresse an diesem Unternehmen haben, den Versuch unternommen haben, Bewertungen von Reisenden und/oder den Popularitätsindex für dieses Unternehmen zu manipulieren“, heißt es dann auf der Bewertungsseite des vermeintlichen Betrügers. (Tagesspiegel/MJ)

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