Pub setzt auf Gesichtserkennungssoftware
Dass das ruhige Anstellen ohne zu drängeln bei den Briten schon sprichwörtlich eine Art Volkssport ist, erkennt jeder London-Besucher in kürzester Zeit. Die guten Manieren scheinen aber viele Briten am Eingang zum Pub abzugeben – wenn es um die Bestellung des nächsten Pints geht, ist es mit der stoischen Ruhe der Briten schnell vorbei. In der als „KI Bar“ angepriesenen Londoner Bar namens The Underdog wird daher neuerdings mithilfe von Gesichtserkennungssoftware am Tresen die Reihenfolge der wartenden Gäste eruiert, um dem Vordrängen ein Ende zu bereiten. „Wir wollen unseren Kunden einen reibungslosen und fairen Besuch ermöglichen“, sagt John Wyllie, der Manager hinter der Software des britischen KI-Start-ups Datasparq, laut einem Artikel der Tageszeitung „Standard“. Ebenso will man durch die ermittelten Daten besser errechnen können, wann wie viel Personal benötigt wird.
Jedem Gast wird nach dem kurzen Gesichtsscan eine Zählnummer zugewiesen, die für Barkeeper und Gäste auf Bildschirmen offen einsehbar ist. Wurde ein Kunde bedient, löschen die Angestellten die Person aus der Reihe. Revolutionär ist diese technische Neuerung nicht wirklich, könnte man doch schließlich auch klassisch eine Nummer ziehen wie auf einem Amt. Aber das wäre dann wohl zu rückständig für eine Bar, die sich mit künstlicher Intelligenz schmückt.
Software schätzt sogar das Alter
Neu ist aber auch, dass man die ungefähre Wartezeit für sein Pint mitgeliefert bekommt sowie die Information, dass man die ID-Karte herrichten soll, sofern die Software denn findet, dass man jünger als 25 aussieht. Für eine etwaige zweite Bestellung merkt sich die Software das Gesicht, und so muss man sich kein zweites Mal ausweisen. Jeden Abend werden die Daten aber gelöscht, heißt es laut Standard von den Barbetreibern.
Doch das Speichern biometrischer Daten ist rechtlich nicht unproblematisch und ruft auch Kritiker auf den Plan. Da auch das nur vorübergehende Speichern biometrischer Daten mit der europäischen Datenschutzgrundverordnung nicht ohne Einverständniserklärung der gefilmten Personen erlaubt wäre, muss jeder Gast bei Betreten der Bar seine schriftliche Zustimmung geben. Auch deshalb setze man die Software derzeit nur bei speziell ausgeschilderten Events ein. Zahlreiche Datenschutzaktivisten kritisieren dennoch die aus ihrer Sicht nicht notwendige Verwertung biometrischer Daten und befürchten etwa Hackerangriffe auf das Pub. (Standard/CK)