Sterne-Koch Heston Blumenthal: „Rockmusik lässt einen schneller essen“
Für den britischen Gastronomen Heston Blumenthal hat die Psychologie einen großen Einfluss auf das Geschmacksempfinden. „Eine rote Erdbeere zum Beispiel wird einem immer süßer vorkommen als eine grüne. Rockmusik lässt einen schneller essen. Rotwein schmeckt anders, je nachdem ob im Hintergrund hohe Frequenzen oder tiefe Töne zu hören sind“, sagte Blumenthal, der als Pionier der Molekularküche gilt, im Interview mit Lufthansa Exclusive. „Die Evolution hat uns mit einer Alarmanlage ausgestattet: mit der Fähigkeit zu schmecken, zu hören und zu fühlen. Dabei benutzen wir nie nur einen Sinn zur Zeit, und die Sinne beeinflussen sich wiederum gegenseitig.“
Sensibilität bei der Namenswahl
Blumenthal führt fünf Restaurants mit insgesamt sechs Michelin-Sternen. „The Fat Duck“ im Dorf Bray westlich von London ist das berühmteste Restaurant des Briten, in dem er seine Thesen dem Praxis-Test unterzieht. „Wir servieren hier ein Krabben-Eis, bei dem Wort denken die meisten Leute an etwas Süßes – wenn die Eiscreme dann salzig schmeckt, sind sie enttäuscht. Also nennen wir es ‚Hummerschaum‘, und das Gericht schmeckt den meisten sehr viel besser.“
Stühle und Schalen
Vor der Neueröffnung des mit drei Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurants im September 2015 ließ sich Blumenthal von Psychologen und Sozialforschern beraten – mit wieder neuen Erkenntnissen. „Es ist erwiesen, dass man sich in einer aufrechten Haltung selbstbewusster fühlt als in einer zusammengesunkenen. Allein die Form unserer Stühle und die Haltung, die sie den Gästen verleihen, kann darüber entscheiden, wie gut ihnen das Essen gefällt“, versicherte der 50-Jährige im Gespräch mit Lufthansa Exclusive. “ Eine Pistazie aus der Schale schmeckt so viel besser als eine Nuss, die Sie geschält überreicht bekommen. Das hat nichts mit Molekülen zu tun, es ist nur dieses kleine bisschen Arbeit, das man sich geleistet hat, um sich diese Pistazie zu verdienen.“ (dpa/ph).