Julie Stoelzel: „Es fehlt am nötigen Bewusstsein“
Eigentlich hatte Julie Stoelzel den Weg in die Welt der Kulinarik gar nicht geplant: Die heute 34-Jährige wurde in Wien geboren, wuchs in Hamburg auf und absolvierte ihr BWL-Studium in der Hansestadt mit Abschluss in London. Zielstrebig reüssierte sie bei Venture Capital Unternehmen in Berlin und der britischen Hauptstadt. Doch auch wenn der Job in der Finanzwelt spannend und lukrativ war, blieb eine Leerstelle.
Gastronomische Anfänge
Sollte es das gewesen sein? „Die Antwort hat mich selbst überrascht, aber eigentlich auch wieder nicht. Kochen, wurde mir klar, ist mein Ding.“ Denn in Julies Familie wurde Essen schon immer zelebriert. Die Leidenschaft dafür kommt vom Vater, der mit der kleinen Julie gerne am Herd stand: „Eine meiner eindrücklichsten Erinnerungen war, als ich mit etwa sechs Jahren gemeinsam mit ihm Hummer gekocht habe. Bei uns gab es kein ‚Nee, mag ich nicht‘, bis man nicht probiert hatte.“
Nachhaltige Prägung
Damit war der Grundstein für ihre heute nachhaltige Kochphilosophie gelegt. „In meiner Ausbildung bei Le Cordon Blue in London wurde mein Verständnis für das Thema noch einmal im Besonderen geweckt, da wir unter anderem danach bewertet wurden, wie viel Abfall wir produzieren“, erinnert sich die Köchin.
Ich achte genau darauf, wieviel Fisch und Fleisch wirklich auf dem Teller sein muss oder ob es nicht mehr Gemüse sein darf.
Heute schafft Julie Stoelzel als Working Mom mit einer anderthalbjährigen Tochter den Spagat, mit ihrer jungen Cateringfirma „The Zest“ Gäste in ihrer Heimatstadt Hamburg und der Wahlheimat Barcelona glücklich zu machen. Ihre oberste Priorität ist, saisonal zu kochen und den Gästen die Vorteile hiervon nahezubringen.
„Zudem ist es mir wichtig, realistische Portionen auf den Teller zu bringen und zum Beispiel nicht zu viel Fingerfood vorzubereiten – der Kunde zahlt im Nachhinein unnötig und die Produkte müssen leider weggeworfen werden.“ Verarbeitet werden frische mediterrane Produkte mit japanischen, mexikanischen und französischen Aromen. Den Extra-Kick Raffinesse in jedes Zest-Gericht bringen Kräuter, essbare Blumen, Gewürze oder ein überraschender Crunch. „Das Auge isst mit, aber danach wird weiter genossen, der Geschmack ist also ebenso wichtig.“
„Wir müssen aktiver werden“
Als eines der aktuell größten Probleme in der Gastronomiewelt betitelt Stoelzel die Unmengen von Plastik. „Endverbraucher können hier gut ausweichen, sie bringen ihre eigenen Taschen oder Verpackungen mit, setzen auf Bienenwachstücher und verwenden Aufbewahrungsdosen. So weit das möglich ist, versuche ich diese Prinzipien auch für mein Catering- Business umzusetzen“, erklärt die junge Unternehmerin.
Das größte Problem bleibe allerdings immer noch das fehlende Bewusstsein zu diesem Thema. „Ich hoffe sehr, dass sich mehr Menschen Wissen darüber selbst aneignen und über die Produkte auf ihrem Teller Gedanken machen. Damit üben sie Druck aus und schaffen Veränderung“, ist sich Stoelzel sicher.
(KAGI)