Veganer Burger löst Börsen-Hype aus
Mit einem fetten Umsatzplus im zweiten Quartal hat der kalifornische Fleischersatz-Spezialist Beyond Meat die Erwartungen vieler bei weitem übertroffen. Doch der Boom wirft auch Fragen auf: Ist Fake-Fleisch überhaupt gesünder als das Original? Von den Kunststücken, die im Labor vollführt werden müssen, um pflanzliche Zutaten wie Hack-Buletten aussehen, schmecken und riechen zu lassen, sind jedenfalls nicht alle begeistert. Das tut dem Höhenflug von Beyond Meat bislang jedoch keinen Abbruch: In den drei Monaten bis Ende Juni 2019 steigerte die Firma die Erlöse im Jahresvergleich von 17,4 Millionen Dollar auf satte 67,3 Millionen Dollar. „Wir glauben, dass unser positiver Schwung das wachsende Verlangen der Mainstream-Verbraucher zeigt“, erklärte Vorstandschef Ethan Brown bei der Zahlenvorlage an der Börse.
Börsenwert klettert von 1,5 auf 12 Milliarden
Beyond Meat stellt Fleischalternativen auf pflanzlicher Basis her, wobei vor allem die veganen Burger der Firma für einen großen Ansturm gesorgt haben. Als die Bratlinge im Mai bei Lidl in den Verkauf gingen, waren sie in Deutschland rasch vergriffen. Auch in den USA ist der Rummel um die von Bill Gates und Leonardo DiCaprio unterstützte Firma sehr groß. Mit seinen Produkten will Beyond Meat den Trend einer Zeit aufgreifen, in der sich der Verzicht auf Fleisch großer Beliebtheit erfreut. Hinzu kommt eine clevere Vermarktung, die statt Geschäftsinteressen Gesundheit, Tier- und Klimaschutz sowie die Rettung des Planeten als Mission angibt. Seit einem furiosen Börsengang hat sich Beyond Meat auch zum Liebling der Wall Street entwickelt – die Aktie wurde zuletzt rund 700 Prozent über dem Ausgabepreis von 25 Dollar gehandelt. Dass der Börsenwert eines Unternehmens in rund drei Monaten von 1,5 Milliarden auf knapp zwölf Milliarden Dollar steigt, kommt nicht oft vor, erklären Fachexperten dazu.
„Kein Fortschritt zu echtem Fleisch“
Doch Beyond Meat trifft nicht überall auf Gegenliebe. Zu den harmloseren Kritikern zählt die US-Fast-Food-Kette Arby’s (Slogan: „Wir haben das Fleisch“). Sie drehte den Spieß um und blies auf skurrile Art zum Gegenangriff – mit Gemüse aus Fleisch (Wir berichteten hier). Ein erstes Produkt – eine Putenbrustkarotte namens „Marrot“ – hat Arby’s auch schon präsentiert. Das Ganze sei auf keinen Fall nur als Witz gemeint, versicherte ein Sprecher auf Nachfrage. „Wenn andere Fleisch aus Gemüse machen können, warum sollten wir dann kein Gemüse aus Fleisch machen können?“, so Arby’s-Marketingchef Jim Taylor. Aber es gibt auch ernster zu nehmende Stimmen, die wenig angetan klingen. So weisen Ernährungsforscher darauf hin, dass Fake-Varianten unter Gesundheitsaspekten keinen Fortschritt zu echtem Fleisch darstellen müssen. Der Anteil von Sodium und gesättigtem Fett sei in etwa gleich, warnte Diät-Coach Alissa Rumsey bei CNBC. Für Argwohn sorgt zudem, dass Produkte aus den Laboren von Beyond Meat eigentlich dem Inbegriff unter Öko-Gesichtspunkten verpönter industriell verarbeiteter Lebensmittel entsprechen. (dpa/TH)