Klöckner eröffnet Grüne Woche
Mehr Tierschutz im Stall, mehr Klarheit bei den Lebensmitteln – zum Start der Grünen Woche in Berlin werden bereits im Vorfeld wachsende Erwartungen an die Lebensmittelhersteller laut. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) rief bei ihrer Eröffnungsansprache zum Dialog mit den Verbrauchern auf, der nicht reflexartig von der Landwirtschaft abgewehrt werden sollte. Bauern sollten aber auch nicht als „Buhmann der Nation“ dargestellt werden. Bei der Messe, die am 18. Januar 2019 für die Besucher öffnet, präsentieren sich noch bis zum 27. Januar 1.750 Ausstellern aus 61 Ländern. Klöckner warb bei der Eröffnung insbesondere für ein moderneres Bild von Landwirtschaft. Eine digitalisierte Landwirtschaft biete weltweit das Potenzial, effizienter und ressourcenschonender zu produzieren und mehr Menschen satt zu machen. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) trat für offene Grenzen und Handelsbeziehungen ein. Schon der EU-Austritt Großbritanniens habe negative Folgen für viele Firmen.
Klöckner kündigt höhere Fleischpreise an
Beim geplanten staatlichen Tierwohl-Label für Fleisch im Supermarkt beharrt Klöckner auf Standards über den gesetzlichen Vorgaben. Eine von mehreren Handelsketten angekündigte Haltungskennzeichnung, gebe in der ersten Stufe nur den Ist-Zustand wieder. „Ich weiß nicht, warum man das belobigen sollte“, sagte sie. „Wenn ich an der roten Ampel halte, kriege ich ja auch kein Plakettchen dafür.“ Zur Ehrlichkeit gehöre, dass bei mehr Kosten für mehr Tierwohl auch die Verbraucher gefordert seien, sagte Klöckner mit Blick auf die Preise. Bauernpräsident Joachim Rukwied mahnte, dass mehr Geld bei Bauern ankommen müsse, die in Tierwohl investierten. Die Branche sei zum Mitwirken bereit. Es dürfe aber nicht in die Richtung laufen, dass das Label wegen höherer Einstiegsstandards „in die Nische wandert“.
Große Koalition fordert klare Nährwertkennzeichnung
Die Umweltorganisation Greenpeace kritisierte, mit dem Label würde nur ein Bruchteil der Produkte ausgezeichnet. Der Handel zeige mit seiner Kennzeichnung immerhin auch Produkte aus schlechter Haltung. Das staatliche Kennzeichen sieht drei Stufen vor und soll ab 2020 für Schweinefleisch starten. Bauern sollen sie freiwillig nutzen können. Kriterien, die dann einzuhalten sind, stehen noch nicht fest. Schon ab 1. April wollen Aldi, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto, Penny und Rewe einheitliche Packungsaufdrucke mit der Aufschrift „Haltungsform“ für Rinder- und Schweinefleisch sowie Geflügel in die Läden bringen. Die erste von vier Stufen entspricht dem gesetzlichen Standard.
Nährwertkennzeichnungen und Internetausbau
Für den Kampf gegen Übergewicht will die große Koalition bis Jahresmitte Vorschläge für eine klarere Nährwertkennzeichnung bei Fertigprodukten wie Joghurt oder Tiefkühlpizzen vorlegen. „Wir wollen eine einfachere Erkennbarkeit haben“, sagte Klöckner. Die lange diskutierte „reine Ampelkennzeichnung“ mit rot, gelb und grün für den Gehalt an Zucker, Fett und Salz sei überwunden. Dabei könnten auf Produkten auch alle drei Farben leuchten. „Dann weiß der Verbraucher gar nicht mehr, wo es hin geht.“ Das Ministerium lasse derzeit Vor- und Nachteile mehrerer Modelle auch aus anderen Ländern auswerten. Klöckner mahnte darüber hinaus einen Ausbau des schnellen Internets bis in die Dörfer an. Dies müsse nicht nur in den Haushalten, sondern auch auf Äckern und in Wäldern verfügbar sein. Die Digitalisierung ist ein großes Thema der Grünen Woche, zu der rund 400.000 Besucher erwartet werden. Partnerland ist diesmal Finnland.