Fleischlos glücklich
Ob ich damit ein Problem habe? Keineswegs, im Gegenteil! Ich finde es spannend, immer wieder neue Möglichkeiten geboten zu bekommen, um regelmäßig meinen Food-Horizont erweitern zu können. Womit ich ein Problem habe: In meinem privaten Umfeld begegne ich noch immer Menschen, die sich darüber beschweren, dass „ihr“ veganes Food-Angebot nach wie vor viel zu klein wäre, um der Familie die ganze Woche etwas Anständiges auf den Tisch zu bringen. Außerdem sei es dazu auch noch zu teuer.
Im Ernst? Man stellt Ansprüche an eine nachhaltigere Ernährung, ist aber nicht wirklich bereit, sich selbst intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen? Täte man es doch, wäre nämlich schnell klar, dass man nicht unbedingt sieben Tage hintereinander auf Ersatzprodukte zurückgreifen muss, um sich vegetarisch oder vegan – und damit gesünder und nachhaltiger – zu ernähren!
Man muss sich damit auseinandersetzen!
Wie es geht, machen doch schließlich auch Spitzenköche vor. Dreisterner Daniel Humm serviert seit der Wiedereröffnung seines New Yorker 11 Madison Square ein rein pflanzliches Menü (Wie in der HOGAPAGE-Ausgabe 6/2021 berichtet). Weniger mit der Harakiri-Methode, eher sanft, geht Mikkel Karstad vor. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mir der smarte Däne 2019 gegenüberstand und voller Begeisterung davon berichtete, wie er das frische Gemüse aus seinem hauseigenen Garten direkt vom Beet auf den Teller bringt. Nach Jahren in der Sterneküche, sehnte er sich nämlich nach etwas Unkompliziertem, wollte wieder den puren Geschmack auf der Zunge spüren. Also serviert er seither nur noch Gerichte, die zu 80 Prozent aus Gemüse bestehen. Fleisch und Fisch werden damit wieder zu etwas Besonderem – vor allem, wenn sie in höchster Qualität daherkommen.
Auch Gemüse ist anspruchsvoll
Anstatt sich also über ein zu kleines Angebot in der vegetarischen oder veganen Sparte zu beklagen, sollte man eher selbst aktiv und sich einmal mehr der fantastischen und vielseitigen Möglichkeiten der Ernährung mit Gemüse bewusst werden. Denn dass diese nicht weniger anspruchsvoll ist, geschweige denn minder honoriert werden sollte, beweist beispielsweise Rasmus Kofoed mit seinem Restaurant Geranium – wohlbemerkt der Zweitplatzierte unter den „The World’s 50 Best Restaurants“. Er streicht Fleisch von seiner Menükarte, zelebriert Gemüse von regionalen Bio-Bauern und zeigt damit, wie einfach und gut die vegetarische Küche und der Verzicht auf tierische Produkte sein kann.
Also, wollen Sie ein Fleischersatzprodukt oder schlichtweg eine Alternative zu Fleisch und Fisch?
(KG)