Das Jahr 2024 in Döner-Episoden
Der Döner ist einer der beliebtesten Fast-Food-Snacks der Deutschen und besitzt großen kulturellen Wert. Alleine in diesem Jahr sorgte das Fladenbrot mit Fleisch, Gemüse und ordentlich Soße für weit mehr als nur kulinarischen Genuss.
Zeit für einen etwas anderen Rückblick auf das Döner-Jahr 2024.
Döner-Diplomatie
60 Kilo und tiefgefroren: Eine solche Fracht dürfte wohl noch nie an Bord einer deutschen Präsidentenmaschine gewesen sein. Im April änderte sich das: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reiste nach Istanbul und brachte als Geschenk für die Gastgeber einen Dönerspieß mit. Denn der sei ein Beispiel dafür, wie sehr die Türkei und Deutschland „mindestens im kulinarischen Bereich zusammengewachsen sind“, sagte Steinmeier.
Für das ein oder andere Schmunzeln sorgte das Döner-Präsent nicht nur hierzulande. Die türkische Zeitung „Hürriyet“ schrieb: „Überraschung von Steinmeier: Er kommt mit 60 Kilo Döner in die Türkei.“ Im Online-Medium „Diken“ war zu lesen: „Döner-Diplomatie: Deutscher Präsident in der Türkei.“
Poldis Berliner Döner-Experiment
Ex-Fußballnationalspieler Lukas Podolski betreibt schon seit längerem die Döner-Kette „Mangal“. In die Döner-Hauptstadt nach Berlin hat sich Poldi jedoch lange nicht getraut. Im März war es in Berlin-Kreuzberg schließlich soweit: Der erste Berliner „Mangal“-Laden ging an den Start und löste rund um seine Eröffnung einen kleinen Hype aus.
Doch schon im November stand der Drehspieß wieder still, wie die „Berliner Zeitung“ berichtete. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bestätigte das eine Sprecherin der Kette. Der Laden sei von Anfang an als Pop-up-Laden gedacht und zudem zu klein gewesen. „Mangal“ werde allerdings „auf jeden Fall“ in die Döner-Hauptstadt zurückkehren.
EM in der Dönerbude
Ob Nationalspieler Antonio Rüdiger einen guten Döner wohl genauso gerne mag wie Fußball? Eine etwas andere EM-Kader-Verkündung lässt das zumindest vermuten: Der Abwehr-Star von Real Madrid bekam im Mai seine Zusage für die Heim-Europameisterschaft aus seinem Lieblings-Imbiss – dem Dönerladen Hisar Fresh Food in Berlin-Kreuzberg. Zu diesem feierlichen Anlass gab es prompt gratis Döner für Schulkinder.
In dem Laden war der gebürtige Berliner schon als Schüler ein gern gesehener Kunde. Inzwischen hängt dort ein Rüdiger-Trikot samt Widmung. „Hisar Döner = Bester Döner. Riesige Vorfreude aufs Turnier - let’s goooo“, antwortete Rüdiger damals auf das Instagram-Video des Betreibers.
Aber bitte mit Spargel!
Es ist der deutsche Klassiker schlechthin: Spargel mit Sauce Hollandaise und gerne auch mal ein Schnitzel dazu. Aber Spargeldöner?
Während der Spargelsaison im Frühling verkaufte ein Berliner Imbiss das Edelgemüse im Fladenbrot. „Döner Beelitzer Art“ hieß die Kreation im Restaurant „Kebap with attitude“ in Berlin-Mitte. Serviert wurde die saftige Dönertasche mit weißem Spargel, gegrilltem Rindfleisch, Feldsalat, Sauce Hollandaise, Erdbeer-Ingwer-Marmelade und Bärlauch-Mayonnaise.
Ganz neu ist die spezielle Fusionsküche jedoch nicht. Schon seit fünf Jahren verkauft etwa Elif Gül in der niederbayerischen Kleinstadt Abensberg ihren Spargeldöner.
Dem U-Bahn-Döner auf der Spur
Berlin ist ohne Frage Deutschlands Döner-Metropole. Doch wo schmeckt das gefüllte Fladenbrot am besten? Ein Influencer möchte das herausfinden. Seit etwas mehr als einem Jahr futtert sich Can durch das U-Bahnnetz und verwandelt den Drehspieß in einen Drehort.
„Das Brot ist Bombe. Das Fleisch hat Power. Die Soße ballert rein“: Seine Bewertungen für Dönerbuden fallen meist kurz und knackig aus.
Die besten Döner auf den jeweiligen Linien zeichnet der Influencer mit einer Urkunde aus. Der Döner vom Imbiss Elbis am U-Bahnhof Berliner Straße in Wilmersdorf gehört etwa in diesem Jahr dazu.
Großer Döner-Zoff
Braucht es für die Herstellung von Dönerfleisch europaweit einheitliche Regeln? Diese Frage sorgte für einen unappetitlichen Streit zwischen der deutschen und türkischen Dönerlobby. Denn der Internationale Dönerverband (Udofed) beantragte bei der Europäischen Union, das gefüllte Fladenbrot auf die EU-Liste mit „garantiert traditionellen Spezialitäten“ aufzunehmen.
Das würde bedeuten: Dönerspieße müssen künftig nach einheitlichen Regeln hergestellt werden.
In Deutschland sorgte diese Idee im Sommer für ordentlich Unmut. Neben dem Landwirtschaftsministerium haben der Verein Türkischer Dönerhersteller in Europa und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) bei der EU Einspruch gegen den Antrag eingelegt.
Sollte es zu solch einer Regelung kommen, würde etwa die in der Bundesrepublik übliche Verwendung von Kalb- und Jungrindfleisch sowie von Putenfleisch für die Dönerproduktion illegal werden.
Einmal Döner mit allem – und Markus Söder
Dass CSU-Chef Markus Söder deftiges Essen liebt, verrät schon ein kurzer Blick auf sein Instagram-Profil. Unter dem Hashtag #söderisst teilt der bayerische Ministerpräsident gerne sein herzhaftes und oft fleischlastiges Essen. In diesem Jahr entpuppte er sich auch als großer Döner-Fan.
Im Juli lud Söder mehrere Follower seines Instagram-Accounts zum gemeinsamen Döner-Spaß in München und Nürnberg ein. Dem kostenlosen Abendessen war eine Verlosung vorausgegangen, mit der er sich für 500.000 Follower bei Instagram bedanken wollte.
Inzwischen hat er – wohl auch wegen gut inszenierter Kampagnen wie dieser – bereits mehr als 650.000 Follower.
Dating mit Döner? It’s a match!
Knoblauchsoße, viele Zwiebeln und hohe Klecker-Gefahr: Eigentlich ist der Döner nicht gerade das perfekte Essen für ein Date. In Berlin dürfte man jedoch anderer Meinung sein. Dort gibt es nämlich das Dating-Format Candlelight Döner.
Die Idee: Rund zwanzig von den Initiatoren ausgewählte Singles treffen sich an einem Abend zum Kennenlernen. Im Angebot gibt es stimmungsvolles Licht, Kennenlernspiel und – natürlich – Döner.
Die Initiatoren hätten sich gefragt, was auf jeden Fall zu Berlin gehöre, erklärte Mitinitiatorin Bettina Bestgen der Deutschen Presse-Agentur, und seien zu dem Schluss gekommen: „Ganz klar der Döner.“
Funktioniert das gewagte Konzept auch? „Und jaaaa, es wurde geflirtet!“, betont Bestgen. Ein Teilnehmer habe ihr am Morgen nach dem Döner-Date eine Nachricht geschickt mit den Worten: „Danke, es war ein Match.“
Genug von Dönerbuden in Heilbronn
Auch vor Wahlkämpfen macht der Döner nicht Halt. Im Frühjahr forderte die CDU-Fraktion in Heilbronn im Kommunalwahlkampf nämlich eine Obergrenze für Dönerbuden, Nagelstudios und Barbershops. Zu viele gleiche Geschäfte in der Stadt nördlich von Stuttgart hätten eine negative Magnetwirkung, begründete CDU-Stadtrat Christoph Troßbach den umstrittenen Vorstoß damals. Ein Rechtsgutachten hatte ergeben, dass eine solche Obergrenze rechtlich machbar wäre.
Inzwischen ist die Debatte allerdings vom Tisch: Die Stadtverwaltung und die Fraktionen im Gemeinderat haben sich in einem gemeinsamen Antrag für mehr Vielfalt in der Innenstadt ausgesprochen – Dönerbunden, Nagelstudios und Co. wurden aber nicht mehr konkret genannt. Der Gemeinderat stimmte zu.
(dpa/SAKL)