Food Report 2020

Das Ende der Dreieinigkeit am Mittagstisch

Kellnerin mit Tellern in Händen
„Glokal“, eine Mischung aus global und lokal, ist laut der Vorarlberger Trendforscherin Hanni Rützler der neueste Ernährungstrend. (© David Tadevosian/fotolia.com)
Suppe, Hauptgericht, Nachtisch – das war einmal. Trendforscherin Hanni Rützler sieht in ihrem „Food Report“ einen Umbruch bei den Essgewohnheiten. Individualität wird auch beim Essen groß geschrieben.
Dienstag, 04.06.2019, 09:33 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Der Geschmack der großen weiten Welt, aber gleichzeitig Regionalität – in einer Multikulti-Metropole wie Frankfurt ist das kein Problem. Im „Food Report 2020“, den die Trendforscherin Hanni Rützler aktuell in Frankfurt vorgestellt hat, hat das auch einen Namen: Glokal, eben global und lokal zugleich. Die Konsumenten sind einerseits oft reiseerfahren, legen andererseits Wert auf Umwelt- und Klimaschutz. Auch Lebensmittelverpackung ist für Rützler ein Foodtrend. „Auch wenn wir vorläufig nicht ganz darauf verzichten können, brauchen wir viele neue Antworten“, sagt die Österreicherin.

In ihrem „Food Report“, der u.a. von dem von Matthias Horx gegründeten Zukunftsinstitut herausgegeben wird, sieht Ernährungswissenschaftlerin Rützler eine regelrechte Revolution der Esskultur. Der Mensch sei nicht mehr nur das, was er isst, sondern „immer mehr auch das, was er bewusst nicht isst“, sagt sie. Der Wunsch nach gesundem Essen ist für sie ein Trend, der noch weiter anhält und auch für Fast Food gelten soll. „Das kann auch vegetarisch oder vegan sein.“

Flexitarier im Kommen
Auch wenn Gemüse eine Hauptrolle auf dem Teller spielt, ist die Trendforscherin nach Studien der Gastro-Szene und der Analyse von Ernährungsverhalten nicht von einer veganen Leitkultur der Zukunft überzeugt. „Wenn man eine Esskultur von heute auf morgen vom Tisch wischt, kann das nicht mehrheitsfähig sein“, sagt sie. Spannend sei „der rasante Anstieg der Flexitarier, also von Menschen, die Fleisch essen – aber nicht immer und nicht jedes Fleisch.“ Wenn Fleisch gekauft werde, dann bewusst und verbunden mit der Frage nach Herkunft und Haltung des Tieres.

Aber nicht nur was auf den Teller kommt, unterliegt derzeit einem Wandel, der auch die nächsten Jahre bestimmen wird, urteilt Rützler. „Der strikte Glaube an die Dreieinigkeit von Vorspeise, Hauptgang und Dessert“ werde ersetzt von kreativeren Essmöglichkeiten, beschreibt sie den Trend zur „Snackification“.Damit ist nicht der Griff zum Schokoriegel in der Schreibtischschublade gemeint, sondern zu einer kleinen Mahlzeit – Mini-Mahlzeiten, wie Rützler sie auch nennt. Das kann etwas selbst Zusammengestelltes sein, an einem Food-Truck bestellt sein oder aus dem Kühlregal im Supermarkt stammen. Weniger essen, aber durchaus leicht und gern auch gesund, nicht zu festen Zeiten wie beim traditionellen Frühstück, Mittagessen oder Abendbrot, sondern wann immer man Lust auf diesen Snack hat.

Foodtrends als Wohlstandsphänomen
„Noch nie war es möglich, so frei und unabhängig über Essen zu entscheiden“, sagt Rützler. Immer vorausgesetzt, das Budget stimmt. Denn Foodtrends, so räumt sie ein, seien ein Phänomen der Wohlstandsgesellschaft. Hinzu komme die allgemeine Bevölkerungsentwicklung: „Prognosen und Daten zeigen, dass die Einpersonenhaushalte langsam, aber sehr stetig steigen.“

Da stelle sich nicht nur die Frage, ob man überhaupt kochen wolle, sondern, ob es Spaß mache, alleine zu essen. Doch was heißt schon alleine? „Jetzt teilt man das Essen durch die Fotos und kommuniziert mit seinem Netzwerk, während man isst“, sagt Rützler. „Man sieht, was die anderen machen und was sie essen. Man kaut nicht lustlos im Essen, sondern teilt das Thema.“ (dpa/CK)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Veganuary
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Vegan in den Januar: Unilever Food Solutions & Langnese feiert Veganuary

Pflanzliche Ernährung ist längst nicht mehr nur Verbrauchersache, auch in der Gastronomie spielt sie eine immer größere Rolle. Unilever Food Solutions & Langnese bietet  deshalb eine große Palette an verschiedenen veganen und vegetarischen Produkten an.
Växtbullar-Bällchen mit Beilagen auf einem Teller
Vegane IKEA-Bällchen
Vegane IKEA-Bällchen

Aus Köttbullar wird Växtbullar

Gleiches Aussehen, gleiche Konsistenz und gleicher Geschmack verspricht das schwedische Möbelhaus für seine vegane Fleischbällchen-Alternative, die ab 1. August erhältlich sein wird.
Heuschrecken auf einem Teller
Kochstudio einmal anders
Kochstudio einmal anders

Knusprige Heuschrecken und nussige Mehlwürmer

Insekten sollen als Nahrungsquelle immer wichtiger werden, sind für viele aber zunächst mal ekelig. Und wie soll man die Tierchen zubereiten? Das lässt sich in speziellen Kochkursen lernen.
Karpfen blau
Schlemmen mit gutem Gewissen
Schlemmen mit gutem Gewissen

Karpfen – man liebt oder hasst ihn

Feinschmecker vergleichen den Karpfen beim Geschmack sogar mit Wein. Doch der mitunter eigentümliche Geschmack wie auch die speziellen Gräten sind nicht jedermanns Sache.
Ein Koch mit Möhren in der Hand
Anzeige
Anzeige
Anzeige

UFS launcht Sortiment von The Vegetarian Butcher

Fleischgenuss ganz ohne Fleisch: Mit der pflanzenbasierten Produktrange von The Vegetarian Butcher beweist Unilever Food Solutions seine Kompetenz in der veganen und vegetarischen Ernährung und lanciert die Marke in der Gastronomie.
Ein Stück künstliches Fleisch in einem Labor
Zukunftsstudie
Zukunftsstudie

Fraunhofer-Institut erforscht Ernährungtrends 2035

Eine Studie des Fraunhofer ISI zeigt: Die Foodtrends der Zukunft werden sich nicht mehr länger nur auf einzelne Speisen beschränken, sondern von globalen und digitalen Faktoren geprägt sein.
Fleischlose Gerichte
Fleischlos
Fleischlos

So vegetarisch is(s)t Österreich

In ganz Österreich ist die Nachfrage nach fleischlosen Gerichten rasant gestiegen, belegen Angaben der Online-Bestellplattform mjam anlässlich des Welt-Vegetariertages.
Ortsschild Gemüse
Alkoholfrei, fleischfrei
Alkoholfrei, fleischfrei

Kommt die neue Freiheit?

Burger sind plötzlich vegan und Bier immer öfter alkoholfrei. Was es mit diesen Ernährungstrends auf sich hat und wie sehr sie die Gesellschaft spalten.
Käseplatte
Milder Geschmack bevorzugt
Milder Geschmack bevorzugt

Gouda ist der Lieblingskäse der Deutschen

Für 43 Prozent der deutschen Konsumenten ist Gouda der Lieblingskäse. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage von Kantar Emnid im Auftrag des Milchindustrie-Verbandes hervor.