Tierwohl-Kennzeichnungen sollen ausgebaut werden
Die „Initiative Tierwohl“ von Landwirtschaft und Handel, die höhere Standards im Stall aus einem Branchenfonds honoriert, weitet ihre Aktivitäten auch mit mehr Kontrollen aus. Der geschäftsführende Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) warb am Donnerstag vor Beginn der Grünen Woche in Berlin für Tempo bei der Einführung eines „Tierwohl-Labels“ im Fall einer neuen Regierung von Union und SPD. Umweltschützer kritisierten auf Rekordhöhe gestiegene Agrar-Exporte.
Genauere Kontrolle und bessere Bedinungen
An der „Initiative Tierwohl“ nehmen nun mehr als 6.000 Betriebe teil, wie Geschäftsführer Alexander Hinrichs sagte. Damit steigt auch die Zahl der Tiere mit besseren Haltungsbedingungen von zuvor 249 Millionen auf 518 Millionen Schweine, Hähnchen und Puten. Neben einer einmal stattfindenden regulären Kontrolle gebe es inzwischen auch mindestens einmal im Jahr eine unangekündigte Überprüfung. Bei der 2015 gestarteten Initiative zahlen Handelsketten in einen Fonds ein, aus dem freiwillig teilnehmende Bauern Mehraufwendungen vergütet bekommen, die über die gesetzlichen Mindeststandards hinaus gehen. Für 2018 bis 2020 gibt der Handel nun 6,25 Cent nach bisher 4 Cent pro verkauftem Kilogramm Geflügel und Schweinefleisch sowie Wurst.
Schmidt sagte mit Blick auf das von Union und SPD in den Sondierungen vereinbarte Tierwohl-Label: „Wir müssen jetzt zum Zuge kommen und auf den Platz gehen. Ich bin dazu bereit und auch gut sortiert.“ Es solle im Fall einer neuen Koalition gleich nach Vereidigung der Regierung angegangen werden. Schmidt hatte schon vor einem Jahr Pläne dafür vorgestellt, sie bis zur Bundestagswahl aber nicht umgesetzt. Für bessere Bedingungen in Ställen seien Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe zu erwarten. Höfe sollten dabei unterstützt werden.
Hendricks fordert sinnvolle Anzahl an Nutztieren
Aus Sicht von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks gibt es in einigen Regionen zu viele Tiere, was den Export in die Höhe treibe. „Es ist keine tragfähige Strategie, jeden chinesischen Kühlschrank mit Schweinefleisch aus Deutschland zu versorgen“, sagte die SPD-Politikerin der Neuen Osnabrücker Zeitung. Gehalten werden sollten nur so viele Schweine, Rinder und Hühner, wie es Boden zum Ausbringen von Mist und Gülle gebe. Umwelt-, Tierschutz- und Verbraucherorganisationen kritisierten bei der Vorstellung ihres „Kritischen Agrarberichts“, das Streben nach Wettbewerbsfähigkeit auf internationalen Märkten bedeute für deutsche Bauern ruinöse Preise.
Bauernpräsident Joachim Rukwied wies Kritik an Exporten zurück. Die Äußerungen von Hendricks seien „plump“ und „pure Ideologie“, die die Realitäten in keinster Form berücksichtige. Nur fünf Prozent der Produktion würden jenseits der EU exportiert, darunter Ohren und Pfoten vom Schwein, für die es in Europa keinen Absatzmarkt gebe.
Die deutschen Agrarexporte erreichten 2017 einen Höchststand. Nach vorläufiger Berechnung wurden Agrarprodukte, Lebensmittel sowie Landtechnik im Wert von 78,3 Milliarden Euro ausgeführt, wie die Export-Förderorganisation Gefa mitteilte. Das entspricht einem Anstieg um 3,9 Prozent. Damit sei es der Branche gelungen, ihre Wettbewerbsposition als weltweit drittgrößter Exporteur zu halten. (dpa/MJ)