Smart-Protein-Bericht: „Fleischreduktion ist das neue Normal“
Der Ernährungsbericht der Deutschen von ProVeg basiert auf der europaweiten Studie „Evolving appetites: an in-depth look at European attitudes towards plant-based eating“, finanziert durch das Smart-Protein-Projekt der EU.
Für diese Studie hat die Organisation zusammen mit der Universität Kopenhagen und der Universität Gent 7.500 Personen in zehn Ländern umfassend zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt. Neben Deutschland waren Dänemark, Frankreich, Italien, die Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Spanien und das Vereinigte Königreich einbezogen.
Weg von typischen Ernährungsvorlieben
Im Vergleich zur Vorgängerstudie „What consumers want“ aus dem Jahr 2021 zeigen die aktuellen Zahlen, dass sich die Vorlieben und das Verhalten der Verbraucher in der EU und in Deutschland vielversprechend verändert haben: „Deutschland legt die alten Klischees vom Land der Würstchen und Braten ab und erfindet seine Ernährung neu“, freut sich Liebenberg, Senior Project Manager für Food Industry & Retail bei ProVeg.
„Fleischreduktion ist das neue Normal“, erklärt Liebenberg weiter, und fügt hinzu: „Nirgends in Europa ist das so deutlich wie in Deutschland.“
6 von 10 Menschen senken den Fleischkonsum
Der Anteil der Bevölkerung, der den eigenen Fleischkonsum aktiv reduziert, ist seit 2021 von 51 Prozent auf 59 Prozent gestiegen. Drei Gründe hierfür sind in Deutschland überdurchschnittlich stark ausgeprägt: Rund 50 Prozent der Befragten gaben an, dass gesundheitliche Erwägungen ausschlaggebend seien. Rund 40 Prozent nannten den Tierschutz als entscheidendes Motiv. 30 Prozent verwiesen auf Umwelt und Klima.
4 von 10 Menschen sehen sich bereits als Flexitarier
Menschen, die sich zu einer flexitarischen Ernährung bekennen, identifizieren sich ausdrücklich mit der pflanzenbetonten Ernährungsumstellung. Der Anteil der Flexitarier ist seit 2021 von 30 Prozent auf 40 Prozent gestiegen. Damit ist er in keinem anderen untersuchten Land so hoch wie in Deutschland.
Hülsenfrüchte und Pflanzenmilch sind Trumpf
Anstelle von tierischen Nahrungsmitteln greifen 40 Prozent der Menschen in Deutschland bevorzugt zu Hülsenfrüchten und 34 Prozent zu Produkten auf Hülsenfruchtbasis. Pflanzenmilch kommt bei 36 Prozent gut an.
Die Produkte sollten dabei drei Anforderungen erfüllen: Sie sollten lecker sein, betonten 55 Prozent der Befragten. Sie sollten erschwinglich sein, erklärten 50 Prozent der Befragten. Und sie sollten gesund sein, meinten 44 Prozent der Befragten. Daraus lassen sich klare Empfehlungen für die Hersteller ableiten: Was zählt, sind Preis, Geschmack und Gesundheit.
Vertrauen in Alternativen wächst
Mehr als 4 von 10 Befragten haben heute mehr Vertrauen in pflanzliche Alternativprodukte als noch vor drei Jahren. Als Gründe nannten sie die genaue Kennzeichnung, die hohe Qualität der Verarbeitung und die Unbedenklichkeit der Produkte. Allerdings könnte das Angebot noch größer sein, vor allem im Bereich Süßigkeiten und Snacks.
Große Neugier auf kultivierte Proteine
Neben pflanzlichen und pilzbasierten Proteinen genießen auch kultivierte Proteine ein steigendes Vertrauen, und das obwohl kultivierte Produkte hierzulande noch nicht erhältlich sind. Das Vertrauen in die sogenannte zelluläre Landwirtschaft ist gegenüber 2021 um 9 Prozentpunkte gestiegen, mehr als in jedem anderen untersuchten Land. Dies sind äußerst vielversprechende Nachrichten für innovative Hersteller.
Transparente Zertifizierung und steuerliche Lenkung
Trotz des gestiegenen Vertrauens in Alternativprodukte wünscht sich rund jeder sechste Befragte noch mehr Transparenz bei der Zertifizierung. Für Hersteller empfiehlt sich somit die Kennzeichnung ihrer Produkte mit einem Siegel, das klare und nachvollziehbare Anforderungen stellt.
Ein weiteres Anliegen richtet sich an die Politik: 54 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, eine gesunde Lebensweise mittels Steuerbefreiung zu fördern. Auch ProVeg fordert für pflanzliche Nahrungsmittel einschließlich pflanzlicher Alternativprodukte eine dauerhafte Befreiung von der Mehrwertsteuer.
(ProVeg/KAGI)