GOOD Meat

Singapur lässt Fleisch aus dem Labor zu

Gezüchtetes Hühnerfleisch der Marke GOOD Meat von Eat Just – als Nuggets oder pur
Mal in Chicken-Nugget-Form, mal ohne Panade auf dem Grill: Das im Labor gezüchtete Hühnerfleisch von GOOD Meat soll es in verschiedenen Varianten geben. (Foto: ©Business Wire)
Mit der Marke GOOD Meat bringt das US-Start-up Eat Just erstmals künstlich aus tierischen Zellkulturen erzeugtes Hühnerfleisch auf den Markt. Bald soll es im Restaurant und für Verbraucher erhältlich sein.
Freitag, 04.12.2020, 09:32 Uhr, Autor: Kristina Presser

Singapur erlaubt die Verwendung von im Labor gezüchtetem Hühnerfleisch für den Lebensmittelmarkt. Es ist die erste behördliche Zulassung dieser Art weltweit. Lieferant ist das US-Start-up Eat Just, das erklärte, unter der neuen Marke GOOD Meat Fleisch direkt aus tierischen Zellen zu produzieren. Das Unternehmen plant, mehrere Produktlinien des In-vitro-Hähnchenfleisches auf den Markt zu bringen.

Im Laufe vieler Monate, so berichtet Eat Just, habe ein Team aus Wissenschaftlern, Produktentwicklern und Regulierungsexperten eine umfangreiche Dokumentation über die Charakterisierung des Zucht-Hühnerfleischs und den Herstellungsprozess erstellt. Das beinhalte Einzelheiten über die Reinheit, Identität und Stabilität der Hühnerzellen während der Produktion sowie eine detaillierte Beschreibung des Herstellungsprozesses. Dadurch würde die Sicherheit und Qualität belegt, wie es heißt. Schließlich sei eine „umfassende Sicherheitsüberprüfung durch die Singapore Food Agency (SFA) erfolgt“, Singapurs Aufsichtsbehörde, die mit der Gewährleistung einer sicheren Lebensmittelversorgung betraut ist.

Keine Antibiotika nötig

Der Herstellungsprozess des künstlich erzeugten Hühnerfleischs gelang in über 20 Produktionsläufen in 1.200-Liter-Bioreaktoren, erklärt Eat Just. Bei diesem geschützten Verfahren würden keine Antibiotika verwendet. Sicherheits- und Qualitätsvalidierungen hätten vielmehr gezeigt, dass das kultivierte Fleisch den Standards von Geflügelfleisch entspreche und vielmehr einen „sehr niedrigen Keimgehalt im Vergleich zum Fleisch herkömmlicher Hühner“ aufweise.

Inzwischen hat Eat Just auch bereits Kontakt zu lokalen Produzenten in Singapur aufgenommen, die das In-vitro-Hühnerfleisch herstellen sollen. Das fertige Produkt soll schließlich an End-Verbraucher verkauft werden, aber auch an ein Restaurant. Vom Stadtstaat aus soll die Lebensmittelinnovation letztlich ihren Siegeszug im asiatisch-pazifischen Raum antreten. Genaueres dazu ist aber noch nicht bekannt.

Künstlich erzeugtes Fleisch als Mittel gegen globale Probleme unserer Zeit

Wie Eat Just betont, könne kultiviertes Fleisch zu einer sichereren und gesicherten weltweiten Lebensmittelversorgung beitragen. Die globale Fleischproduktion habe dramatisch zugenommen und bis 2050 werde der Verbrauch, laut Eat Just, voraussichtlich um über 70 Prozent steigen. Um diese wachsende Nachfrage zu bedienen, müsste die Massentierhaltung ebenfalls dramatisch ausgeweitet werden – eine Entwicklung, die nicht nur gegen das Tierwohl spricht, sondern auch Ressourcen belastet, der Umwelt schadet und schließlich den Klimawandel fördert. Nicht zuletzt würde häufiger Fleischkonsum die Gesundheit der Bevölkerung beeinträchtigen.

Zur Wahl des Zulassungsstandortes sagte Josh Tetrick, Mitbegründer und CEO von Eat Just, dass Singapur seit langem führend bei Innovationen aller Art sei, von der Informationstechnologie bis zur Biologie, vor allem was den Aufbau eines gesünderen und sichereren Lebensmittelsystems betrifft. „Ich bin sicher, dass unsere behördliche Zulassung für Fleisch aus dem Labor die erste von vielen in Singapur und weltweit sein wird“, glaubt Tetrick. Durch die Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftssektor und vorausschauenden politischen Entscheidungsträgern könnten Unternehmen wie Eat Just dazu beitragen, die steigende Nachfrage nach Fleisch zu decken, ist er überzeugt.
(Business Wire/KP)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Fleisch aus der Petrischale
In-vitro-Fleisch
In-vitro-Fleisch

Wiesenhof-Chef fordert Freigabe für Fleisch aus der Petrischale

Wiesenhof-Chef Peter Wesjohann fordert von der EU die Freigabe für den Verkauf von Fleisch aus der Petrischale. Sollte eine Ausweitung der Produktion möglich sein, kann er sich den Bau einer Fabrik für „Cultivated Meat“ in Deutschland vorstellen.
Fleisch aus dem Labor
Laborfleisch
Laborfleisch

Fleisch ohne Kühe und Schweine

Fleisch essen, ohne dafür Tiere zu töten? Das will Petra Kluger mit ihrem Team an der Hochschule in Reutlingen erreichen. Die Experten züchten im Labor künstliches Fleisch aus isolierten tierischen Zellen.
Hans im Glück
Tierschutz
Tierschutz

Hans im Glück erreicht Ziel der Masthuhn-Initiative zwei Jahre früher

Hans im Glück setzt ein starkes Zeichen für Nachhaltigkeit und Tierschutz:  Bereits 2020 hatte sich der Systemgastronom dazu bekannt, die Anforderungen der Masthuhn-Initiative (auch: European Chicken Commitment (ECC)) bis 2026 zu erfüllen. Nun erreicht der Systemgastronom dieses Ziel viel früher als geplant. 
Hotdog-Genuss ganz ohne Reue bald möglich? Ein Heidelberger Unternehmen will eine neue Ära der Lebensmittelproduktion einläuten.
Novel Food
Novel Food

The Cultivated B. beantragt Zulassung für Laborfleisch

Fleisch aus dem Labor? Ja! Das Heidelberger Unternehmen The Cultivated B. hat als erstes Bio-Tech-Unternehmen ein zellkultiviertes Fleischprodukt bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) registriert. 
Laborfleisch
Kommentar
Kommentar

ProVeg reagiert auf den ersten Zulassungsantrag für zellkultiviertes Fleisch in Europa

Das Food-Tech-Unternehmen Aleph Farms hat bekannt gegeben, dass es in der Schweiz den Verkauf der weltweit ersten zellkultivierten Rindersteaks beantragt hat. Mathilde Alexandre, Corporate and Institutional Engagement Manager bei ProVeg International, bezeichnet den Schritt als überaus ermutigend.
Vapiano
Vorreiter
Vorreiter

Vapiano verpflichtet sich zur Masthuhn-Initiative

Vapiano schließt sich der Masthuhn-Initiative an. Ab spätestens 2026 will der Systemgastronom nur noch Hühnerfleisch servieren, das den Kriterien der Initiative entspricht. 
Laborfleisch
Fleischersatz
Fleischersatz

USA genehmigen den Verkauf von Laborfleisch

Beginn einer neuen Ära: In den USA darf zum ersten Mal im Labor gezüchtetes Fleisch verkauft werden. Zwei Unternehmen haben nach eigener Aussage eine Genehmigung dafür erhalten. 
Fleisch im Labor
Fleischersatz
Fleischersatz

Cellzero Meat: Millionenförderung für Laborfleischforschung

Alternativen zur konventionellen Fleischproduktion – danach sucht ein Wissenschaftsverbund unter Federführung des Forschungsinstitutes für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf (Mecklenburg-Vorpommern). Im Mittelpunkt des mit rund 1,2 Millionen Euro geförderten Projektes „Cellzero Meat“ steht das im Labor hergestellte zellbasierte Fleisch.
Burger mit zwei Patties und Pommes als Beilage
Foodtrends
Foodtrends

Kommt jetzt der Burger aus der Petrischale?

Was wäre, wenn für Burger oder Steaks nicht mehr Tiere in Massen sterben müssen? Für Forscher ist das keine Utopie – sie tüfteln an gezüchtetem Fleisch aus Muskelzellen.