Der Beruf als Ausdruck einer Haltung
Seine Vorstellung, wie man ein Hotel führt, sei als Quereinsteiger anfangs eine sehr romantische gewesen, verriet Gregor Vörös kürzlich in einem Interview mit der Basler Zeitung. Heute betreibt er gemeinsam mit seiner Frau sehr erfolgreich das Kräuter Hotel Edelweiss im Schweizer Ort Rigi Kaltbad auf 1550 m.ü.M. Nun wurde das hoteleigene Gourmet-Restaurant sogar mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet – und damit eine Philosophie, das naturnah und bodenständig ist.
Sogar die Cola ist selbstgemacht
Es seien die 16-Stunden-Tage vor dem Bildschirm gewesen, erinnert sich der frühere Informatiker Gregor Vörös im Interview, die ihn dazu bewegten, zusammen mit seiner Frau Gabriella im Januar 2008 das Ausflugshotel samt Restaurant seiner Schwiegermutter zu übernehmen. Völlig unbedarft und ohne Vorkennnisse. Die 16-Stunden-Tage blieben, nur fortan an sieben statt der früheren fünf Tage pro Woche. Nach zwei sehr anstrengenden Jahren, erzählt er rückblickend, saßen er und seine Frau fest genug im Sattel, um dem Hotel ihre ganz eigene Handschrift zu geben: „Seit 2011 sind wir so konsequent, dass wir keine Fertigprodukte mehr einkaufen und mit Ausnahme des Kaffees keine Zutaten verwenden, die nicht aus der Schweiz stammen.“ Alles wird fortan eigens produziert, selbst der Cola-Geschmack mittels der französischen Eberraute, auch bekannt als Colakraut. Dieser Kurswechsel kostete die Hoteliers 2011 zwar rund 30 Prozent ihrer Stammkundschaft, dennoch blieben sie konsequent. Und es lohnte sich.
Ein hauseigener Kräutergarten mit über 450 Pflanzen
Heute zeichnet sich die Küche des Chalet-Hotels durch die Verarbeitung regionaler, Saison-typischer, nachhaltig hergestellter und qualitativ hochwertiger Nahrungsmittel aus. Ziel ist „das Schärfen unserer Sinne für den Genuss am Natürlichen, für die Wahrnehmung unseres Umfeldes und für die Intensität der Begegnung zwischen Menschen“, so beschreibt Gregor Vörös seine Philosophie auf der Hotel-Website. Das Medium dafür sei Essen. In diese Philosophie verliebte sich letztlich auch Benjamin Just, der nun Küchenchef des Gourmet-Hotelrestaurants „Regina Montium“ ist. Mit den rund 450 verschiedenen Kräutern, Pflanzen, Beeren und Gemüsesorten aus dem hauseigenen Kräutergarten erkochte er jetzt sogar einen der begehrten Michelin-Sterne. Die anonymen Qualitäts-Tester urteilten dazu: „Ein echtes Gourmet-Erlebnis in 1550 m Höhe“.
Diese Erhebung in höhere gastronomische Sphären kann auch für Gregor Vörös nur eine Bestätigung seiner klaren Einstellung zur Natur und unseren Lebensmitteln sein. „Besonders schön ist, dass unser Beruf nicht einfach ein Job ist, sondern Ausdruck einer Haltung. Es macht einfach keinen Sinn, argentinisches Rindfleisch um die halbe Welt zu schicken und den Kunden dann etwas aufzutischen, von dem wir keine Ahnung haben“, erklärt er im Interview. Nach einem schwierigen Start fühle sich der 37-Jährige nun ganz in seinem Element.