Schlechte Noten für Krankenhausessen
Erst kürzlich haben die Helios-Kliniken verkündet, sechs Sterneköche für die Entwicklung eines gastronomischen Angebots zu engagieren, um ihren Patienten gesunde und qualitativ hochwertige Speisen zu bieten (HOGAPAGE berichtete). Dieser patientennahe Ansatz ist bemerkenswert und keineswegs selbstverständlich. Denn wie jetzt eine aktuelle Studie des Deutschen Krankenhausinstituts belegt, haben Krankenhäuser zu Recht einen schlechten Ruf, wenn es um die kulinarische Versorgung geht. Mit ein Grund dafür mag der hohe Kostendruck der Krankenhäuser sein.
Das wird auch durch die Aussage Dr. Karl Blums, Vorstand des Deutschen Krankenhausinstituts, gegenüber dem ARD-Mittagsmagazin deutlich: „Die schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen der Krankenhäuser treffen die Küchen besonders hart.“ Dementsprechend geben die Kliniken schon seit Jahren weniger Geld für Verpflegung aus.
Die aktuelle Studie zur Patientenverpflegung 2019, die das Krankenhausinstitut in Auftrag gegeben hat und dem ARD-Mittagsmagazin vorab vorliegt, stellt fest: Seit 2005 sind die realen Kosten pro Patient und Tag um 9 Prozent gesunken (inflationsbereinigt). Für Lebensmittel gaben Krankenhäuser 2018 im Durchschnitt 3,84 EUR pro Tag und Patient aus. 2005 waren es noch 4,45 EUR. Im gleichen Zeitraum sind aber die Preise für Lebensmittel und Personalkosten stärker gestiegen.
Völlig veraltete Krankenhausküchen
In vielen Krankenhausküchen besteht zudem ein hoher Investitionsstau – vor allem im Süden und Westen Deutschlands sowie in kleineren Krankenhäusern. Die Krankenhäuser stecken kaum Geld in die eigenen Küchen, die durchschnittlich 29 Jahre alt sind. Lediglich ein Drittel der Krankenhäuser will in den kommenden drei Jahren investieren. Dr. Karl Blum fordert daher, den Investitionsstau bei Krankenhausküchen abzubauen.
Stattdessen geht der Trend hin zu mehr Zentralisierung. Eine Großküche beliefert dabei mehrere Standorte. Die Gerichte bestehen dadurch häufiger aus Tiefkühlkost (cook and freeze) oder werden runtergekühlt (cook and chill) ausgeliefert. Dagegen werden noch 65 Prozent der Krankenhausküchen werden in Eigenregie betrieben. Im Vergleich: 2005 waren es noch 80 Prozent.
Zu wenig Vitamine, zu viel Salz, nicht patientengerecht
Stichproben des ARD-Mittagsmagazins in einem Berliner Krankenhaus wurden im Labor untersucht. Ergebnis: Patienten bekommen nicht das Essen, was ihr Körper bräuchte. Vitamine und andere Nährstoffe waren nicht ausreichend vorhanden, der Salzgehalt viel zu hoch. Bundesweit gibt es keine einheitlichen Standards für Krankenhausessen, auch eine Überprüfung der Qualität findet nicht statt. (ots/dpa/KP)
Wie eine pflanzliche, nachhaltige und gesunde Verköstigung von Krankenhauspatienten funktionieren kann, hat das Deutsche Krankenhausinstitut in einem Schritt-für-Schritt-Leitfaden zusammengefasst.
Für die Studie wurden den Angaben zufolge 1300 Allgemeinkrankenhäuser befragt, ausgewertet wurden 378 Fragebögen.
Zur Studie: hier.