Museum in Hamburg zeigt die Zukunft der Ernährung
Was können wir gegen die Massentierhaltung und die Überfischung der Meere tun? Und wie können alle Menschen auf der Erde satt werden? Denkanstöße zu diesen Fragen möchte das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg mit seiner Ausstellung „Food Revolution 5.0“ geben. Im Rahmen der Ausstellung werden bis zum 29. Oktober von insgesamt 30 internationalen Designern zukunftsweisende Vorstellungen, Ideen und Entwürfen vorgestellt. „Steigende Bevölkerungszahlen, der Klimawandel, Ressourcenknappheit, Hunger und Armut machen ein Umdenken zwingend notwendig“, sagte Kuratorin Claudia Banz am Dienstag in Hamburg.
So werden beispielsweise im Themenraum „Farm“ alternative Farmmodelle vorgestellt – vom Bienenstock für den öffentlichen Raum des Designerkollektivs Bee Collective bis zur „Indoor-Farm“ des Fraunhofer Instituts, bei der Pflanzen nicht nur auf einer Ebene, sondern auch übereinander wachsen. Studenten der Technischen Universität Hamburg-Harburg haben Algen entwickelt, die in Zukunft an Häuserfassaden wachsen könnten. „Es geht darum, neue Technologien mit altem Wissen zu verknüpfen“, erklärt Kuratorin Banz. Wie bei dem Modell „Greenhouse Pic“, das überschüssige Wärme, Kohlendioxid und Nährstoffe einer Schweinefarm für ein angegliedertes Tomatengewächshaus nutzt.
Aufklärung und Warnung der Verbraucher
Auf Begleittafeln und in Videofilmen werden die globalen Zusammenhänge bei der Nahrungsmittelproduktion anschaulich erklärt. So zeigt die Tafel „Lebensmittelverschwendung“, dass weltweit Lebensmittel für 12 Milliarden Menschen produziert werden – obwohl nur 7,32 Milliarden Menschen auf der Welt leben und knapp 800 Millionen Menschen Hunger leiden. In Deutschland landet dafür jedes achte Lebensmittel im Mülleimer.
„Die Menschen denken immer, sie können nichts tun, aber es gibt schon eine Menge, was man tun kann“, sagt Kuratorin Banz. Neben dem Verzicht auf Fleisch und dem Kauf regionaler (Bio-)Produkte haben Designer zum Beispiel eine Minikompostieranlage entwickelt, mit der jeder seinen eigenen Humus produzieren kann. Was passiert, wenn die Menschen so weitermachen wie bisher, zeigt die Rubrik „Utopie“. „Es ist schon 5 nach 12“, meint Kuratorin Banz. Sollten die Menschen nicht bald umdenken, müssten sie sich Alternativen für die Nahrungsproduktion überlegen.
Auch dafür gibt es bereits visionäre Ideen So haben die Londoner Designer Michael Burton und Michiko Nitta eine „Algenmaske“ entwickelt: Das Kohlendioxid der Atemluft löst Algenwachstum aus, das dem Menschen als Nahrung direkt durch die Maske zugeführt wird. Der Designer Paul Gong aus Taiwan will mit der „The Cow of Tomorrow“ (Die Kuh von morgen) die Milchkuh durch Biotechnologie ersetzen. Und der Designer Austin Stewart überlegt, ob Hühner in der Massentierhaltung mittels einer Virtual-Reality-Brille, die ihnen eine Bauernhofidylle vortäuscht, glücklicher sind. (dpa/MJ)