Klöckner prangert schulische Ernährungsbildung an
Was lernen Kinder in der Kita und der Schule zum Thema Ernährung? In welchen Fächern findet das Thema Platz? Und wie sind Lehrkräfte und pädagogisches Personal auf diese Aufgabe vorbereitet? Zu diesen und weiteren Fragen hatte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Studie „Ernährungsbezogene Bildungsarbeit in Kitas und Schulen“ in Auftrag gegeben. Diese wurde jetzt in Berlin von Bundesministerin Julia Klöckner vorgestellt. Die zentralen Ergebnisse fasste Professor Dr. Helmut Heseker, Leiter der Studie, zusammen: „Die Themen Essen und Ernährung haben die Länder in ihren Lehr- und Bildungsplänen verankert. Das ist ein wichtiger Schritt. Wir sehen jedoch, dass die Fachkräfte in Kitas und Schulen in ihrer Ausbildung zumeist unzureichend auf diese Aufgabe vorbereitet werden.“ Auch das Angebot an Fortbildungen reiche häufig nicht aus, um die Lücken in der Ausbildung zu kompensieren, so Heseker weiter. Auch wiesen Lehrbücher häufig fachliche Mängel auf.
„Pädagogen mit entsprechenden Kompetenzen ausstatten!“
Bundesernährungsministerin Julia Klöckner betonte: „Der Grundstein für eine gesunde und ausgewogene Ernährung wird im Kindesalter gelegt. Ernährungsbildung muss deshalb schon in Kitas und Schulen stattfinden – theoretisch im Unterricht und praktisch bei den Mahlzeiten. Entscheidend ist also, dass Ernährungswissen von den Erziehern und Lehrkräften aktiv vermittelt wird. Dafür müssen die Pädagogen mit entsprechenden Kompetenzen ausgestattet sein. Die Studie zeigt, dass hier Nachholbedarf besteht. Gemeinsam mit unserem Bundeszentrum für Ernährung, BZfE, werden wir daher ein Konzept erarbeiten, wie das Thema Ernährungsbildung verstärkt in Ausbildung, Studium und Fortbildungen untergebracht werden kann. Zudem entwickeln wir unser bereits bestehendes Angebot an modernen, aktuellen Lehrmaterialen weiter.“
Die Kernergebnisse der Studie:
- Die Themen Essen und Ernährung sind in den Bildungsplänen für Kita und Schule verankert.
- Das Angebot an Fortbildungen reicht häufig nicht aus, um den Mangel in der Ausbildung zu kompensieren.
- Lehrbücher weisen häufig fachliche Mängel auf.
- Das pädagogische Personal in Kitas wird nicht ausreichend qualifiziert. Vor allem in der Erzieherinnen-Ausbildung ist Ernährung nur ein Randthema.
- Das Verständnis von Ernährungsbildung der Verantwortlichen (Kita-Träger und Kita-Leitungen) ist nicht immer umfassend und zudem sehr unterschiedlich ausgeprägt.
- Sachunterricht und Biologie bzw. Naturwissenschaften sind Leitfächer für Ernährungsbildung im Pflichtunterricht. Während im Sachunterricht der Grundschulen zum Teil mehrere Bereiche der Ernährungsbildung abgedeckt werden, wird im Biologieunterricht vor allem die naturwissenschaftliche Perspektive in den Blick genommen. Praxiswissen zu Herkunft von und Umgang mit Lebensmitteln oder Informationen zu Esskultur oder regionaler Vielfalt von Essen und Trinken werden eher nicht vermittelt.
- An mittleren Schulformen (Sekundarstufe I) kommen ergänzend bundeslandspezifische Unterrichtsfächer hinzu (beispielsweise Hauswirtschaft, Alltagskultur, Ernährung, Soziales oder Verbraucherbildung). Diese setzen sehr unterschiedliche Schwerpunkte, decken aber häufig mehrere Bereiche der Ernährungsbildung ab. In der Regel werden diese Fächer jedoch nur im Wahlpflichtbereich angeboten und sind somit nicht verpflichtend.
- Eine kontinuierliche und verpflichtende Verankerung von umfassender Ernährungsbildung in der Schullaufbahn ist nicht gewährleistet.
- Ernährungsbezogene Studieninhalte im Lehramtsstudium für Sachunterricht und Biologie fehlen weitgehend.
- Für die bundeslandspezifischen Fächer fehlen mitunter Ausbildungsstandorte.