Keine weiteren Belastungen

Herkunftsbezeichnung nur freiwillig

rohes Kotelett mit mehreren Länderfähnchen drin
Wiesenhof-Chef Peter Wesjohann hat sich für eine Herkunftskennzeichnung von Fleischprodukten in der Gastronomie ausgesprochen. (Foto: © artfocus/stock.adobe.com)
In der aktuellen Debatte um Herkunftsbezeichnungen in Österreichs Gastronomie wollen Branchenvertreter neue verpflichtende bürokratische Hürden vermeiden.
Montag, 22.06.2020, 10:24 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Vor wenigen Tagen hat der Nationalrat in Österreich die verpflichtende Kennzeichnung von Fleisch, Milch und Eiern beschlossen – vorerst nur in der Gemeinschaftsverpflegung „Eine Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln in der Gastronomie kann nur auf Freiwilligkeit beruhen“, kommentiert Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die aktuelle Diskussion um eine Ausweitung der Herkunftskennzeichnung. „Wir haben ausgesprochen gute Erfahrungen mit freiwilligen Modellen der Herkunftssicherung gemacht – in Betrieben quer durch alle Preissegmente. Ein Beispiel dafür ist etwa das Netzwerk Kulinarik, das die Kooperation zwischen Erzeugern, Direktvermarktern und Gastonomen ausbauen soll und für teilnehmende Betriebe ein kontrolliertes System der Herkunfts-und Qualitätssicherung vorsieht.“ Gerade in der gegenwärtig schwierigen Situation der Branche, die enorm von der Corona-Krise getroffen ist, sei es nicht zielführend, verpflichtende Maßnahmen zu fordern, die unweigerlich zu weiteren administrativen Belastungen für die Betriebe führen würden, zeigt sich der Branchensprecher überzeugt.

Schweizer Beispiel nicht zielführend

Auch die von den Befürwortern einer gesetzlichen Verpflichtung immer wieder ins Spiel gebrachte Herkunftskennzeichnung in der Schweiz bringe de facto kaum eine Verbesserung der Transparenz. Bezieht dort nämlich der Gastwirt seine Produkte aus mehreren Herkunftsländern, was in der Regel der Fall sein wird, ist auch die Angabe mehrerer Herkunftsländer zulässig. Dann steht etwa auf der Speisekarte: „Unser Rindfleisch beziehen wir aus der Schweiz, aus der EU, aus Argentinien oder USA“.

Eine gesetzlich verpflichtende Herkunftskennzeichnung für die Gastronomie gebe es in keinem Mitgliedstaat der Europäischen Union. Ein nationaler Alleingang Österreichs sei hier auch nicht zielführend und verbessere weder die Sicherheit der Lebensmittel, noch das Tierwohl. Pulker: „Die Herkunft allein sagt nichts darüber aus, wie ein Tier gehalten oder Lebensmittel produziert werden. Zu Lebensmittelsicherheit und Tierhaltung gibt es in der EU harmonisierte Vorschriften. Entscheidend ist, dass diese Regeln auch in allen Mitgliedstaaten gleichermaßen gehandhabt und kontrolliert werden“, unterstreicht Pulker abschließend.

„System des Betrugs“?

Anderen wieder geht die neue Regelung zu wenig weit. Sie fordern auch eine verpflichtende Kennzeichnung in der Gastronomie: „Jetzt bröckelt endlich die Blockadefront gegen Transparenz bei Lebensmitteln. Nur noch die Wirtschaftskammer wehrt sich gegen die Deklaration der Herkunft unseres Essens in der Gastronomie und deckt damit ein ‚System des Betrugs‘. Im Jahr 2020 darf es nicht mehr möglich sein die Konsumenten zu täuschen – die Menschen wollen wissen, was ihnen aufgetischt wird“, so die markigen Worte von Sebastian Bohrn Mena, einem der Initiatorn des Tierschutzvolksbegehrens.

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Schweinskotelett mit Fähnchen verschiedener Länder drauf
„Wissen, was wir essen“
„Wissen, was wir essen“

Kampagne für verpflichtende Herkunftsangaben bei Lebensmitteln startet

Tierschutzvolksbegehren, Josef Zotter, „Die BioWirtInnen“ und etliche Landwirte treten für verpflichtende und kontrollierte Kennzeichnung in Gastronomie & öffentlichen Küchen ein.
Naechtliches Stadtleben in Graz
Gastro-Unterstützung
Gastro-Unterstützung

Graz erlaubt Wintergastgärten

Unter bestimmten Voraussetzungen dürfen Grazer Gastronomen ausnahmsweise auch im kommenden Winter Gastgärten auf öffentlichem Grund betreiben – und das sogar ohne Gebühr.
Bio-Produkte in Auslagen
BIO GASTRO TROPHY
BIO GASTRO TROPHY

Bio-Gastronomiebetriebe des Jahres 2020 gesucht

Bio Austria und der von Biorama betriebene Foodblog „Richtig Gut Essen“ küren auch 2020 wieder die besten Bio-zertifizierten Gastronomiebetriebe Österreichs.
Frau schreibt auf einem Notizblock
Corona-Maßnahmen
Corona-Maßnahmen

Kommt Registrierungspflicht in ganz Österreich?

Gesundheitsminister Rudi Anschober sieht große Vorteile beim Contact-Tracing: „Wenn es datenschutzkonform ist, dann ist das ein unterstützenswerter Weg.“
Formular der Stadt Wien aus, mit dem sich jeder Gast bei einem Lokalbesuch registrieren muss
Kommentar
Kommentar

Wirte als Spielball der Politik

In einigen österreichischen Bundesländern wurde die Sperrstunde jetzt vorverlegt, in anderen müssen sich Gäste registrieren und in manchen bleibt alles wie es ist. Willkommen im Föderalismus!
weiblicher Gast und Kellner in einem Caféhaus
Steigende Corona-Zahlen
Steigende Corona-Zahlen

Neue Verschärfungen für die Gastronomie

Ab Montag null Uhr gilt in Österreichs Gastronomie u.a. die Pflicht zu einem Mund-Nasenschutz auch wieder für Gäste. Die Senkung der MWSt für Gastronomie und Hotellerie wird bis 2021 verlängert.
Würstelstand-Besucherin und -Mitarbeiter mit Mund-Nasenschutz
Österreich verschärft Maßnahmen
Österreich verschärft Maßnahmen

Maskenpflicht in der Gastronomie kommt wieder

In Österreich sind in den vergangenen Tagen die Coronazahlen deutlich gestiegen. Als Resultat davon wird die Maskenpflicht in der Gastronomie für Servicemitarbeiter wiedereingeführt.
Außenbereich eines Lokals mit Decken und Heizpilzen
Gastgärten im Winter
Gastgärten im Winter

Streit um Heizpilze jetzt auch in Österreich

Nicht zuletzt die Ankündigung der Regierung in Wien, Schanigärten in der kommenden Saison auch den Winterbetrieb zu erlauben, hat die Diskussion um Heizpilze neu entfacht.
Junger Mann sintzt in einem Lokal und schaut auf sein Handy
Corona-Gästelisten
Corona-Gästelisten

Zettel-Chaos befürchtet

In Österreich überlegt man analog zu Deutschland oder der Schweiz Gästelisten in der Gastronomie einzuführen. Der Wirtschaftsbund übt an diesem Vorstoß Kritik.