Entwarnung: Keine Preisexplosionen durch Rekordsommer
Allen Schwarzmalereien und Prognosen zum Trotz: Die monatelange Trockenheit des deutschen Rekordsommers 2018 hat offensichtlich bislang keine wirklich dramatischen Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise. Einige moderate Preiserhöhungen sind allerdings dennoch zu verzeichnen. So etwa hat zum 1. November der Discounter Aldi die Preise für Frischmilch und H-Milch um einen Cent je Liter erhöht, da an diesem Datum neue Halbjahres-Lieferverträge der Molkereien mit den Lebensmittelhändlern für Milch in Kraft getreten sind. Zugleich aber wurde Butter, für die üblicherweise Monatsverträge gilt, mehr als fünf Prozent günstiger, ähnlich wie auch beim Discounter Norma. Interessant dürften diese Infos insbesondere auch für alle anderen Lebensmittelhändler sein, da sich diese erfahrungsgemäß oftmals an den Aldi-Preisen orientieren.
Mehl teurer, Butter billiger
Etwas anders sieht es beim Weizenmehl aus: Diesbezüglich hob Aldi Nord den Preis in der untersten Preislage um gut elf Prozent an, was allerdings nach Daten der Marktbeobachter von LZ Retailytics noch keineswegs ein dramatischer Rekordwert ist. „Die Dürre hat zwar Auswirkungen. Eine regelrechte Preisexplosion hat es aber nicht gegeben“, kommentierte Analyst Matthias Queck das derzeitige Preisniveau. Laut LZ Retailytics sind in den vergangenen Monaten bereits einige Kartoffelprodukte wie tiefgekühlte Pommes Frites sowie Käse in der untersten Preislage teurer geworden. Auch Marktanalyst Thomas Els von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft beobachtet Auswirkungen der Dürre in einzelnen Bereichen. „Es ist aber nicht so, dass die Nahrungsmittelpreise durch die Decke gehen.“ In der Geflügelbranche habe es unter anderem mit Verweis auf die Futtermittelkosten Preisanhebungen gegeben, wogegen in der Zuckerbranche die Dürre zwar zu deutlichen Ertragseinbußen geführt habe, jedoch ausreichende Mengen verfügbar seien. Bei Kopfkohl zögen die Preise infolge der Dürre an, Äpfel hingegen seien durch eine größere Ernte günstiger.
„Auswirkungen im Laufe des Winters spürbar“
Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter geht davon aus, dass die Auswirkungen der höheren Futtermittelpreise im Laufe des Winters deutlich spürbar werden könnten, wenn Vorräte und eigene Ernten erschöpft seien. „Man bekommt Futter. Aber es ist dermaßen teuer, dass es die Liquidität oft überfordert“, ließ etwa Verbandssprecher Hans Foldenauer dazu verlauten. Die Trockenheit in diesem Sommer sei ihm zufolge zweifelsohne großflächig gewesen, wobei es in anderen, sonst eher niederschlagsarmen Regionen Europas allerdings mehr geregnet habe. Die Milchmenge sei nicht drastisch gesunken. Die Landwirte bekämen derzeit im bundesweiten Durchschnitt 34 Cent je Kilogramm Rohmilch. Für ein nachhaltiges Wirtschaften seien jedoch etwa 44 Cent je Kilogramm nötig, betonte der Verbandssprecher. (dpa/TH)