Welcher Weinführer 2019 sich wirklich lohnt
Gleich drei Führer zu deutschen Weinen und Weingütern sind dieser Tage neu erschienen. Die längste Tradition hat dabei der seit 1993 jährlich neu aufgelegte „Gault&Millau“ als Ableger des 1969 gegründeten französischen Restaurant-Führers. Seit 2000 erscheint zusätzlich der „Eichelmann“, benannt nach dem Weinkritiker Gerhard Eichelmann, während der „Vinum Weinguide“ erst seit 2017 in den Bücherregalen zu finden ist. Auf den ersten Blick sind augenblicklich zwei Gemeinsamkeiten der drei Werke festzustellen: der Umfang von rund 1.000 ausgewählten Winzern und die Bewertung der Weine nach einem System mit maximal 100 Punkten. Alle drei Führer sind auch als App für das Handy erhältlich, sodass man beim Studieren der Weinkarte gleich unterm Restauranttisch nachschauen kann, was die Experten von den angebotenen Tropfen halten.
Wer sind die Weintester?
Wer nimmt es eigentlich auf sich, mehr als 10.000 Weine zu verkosten und diese in ein Punktesystem einzuordnen? Beim „Vinum Weinguide“ sind es 20 Tester mit unterschiedlichen Werdegängen, die jeweils für eines der 13 Anbaugebiete zuständig sind. „Wir entscheiden jedes Jahr, von wem wir Muster haben wollen“, erklärt Joel Payne, der über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg für den „Gault&Millau“ verantwortlich war, ehe er mit dem „Vinum Weinguide“ ein neues Projekt gestartet hat. Nachdem die Weine bestellt wurden, wird in drei Runden verkostet – eine Sichtungsrunde der zuständigen Gebietsverantwortlichen, die regionale Finalprobe und schließlich die sogenannte Bundesfinalprobe. „Da werden dann die besten Weine aus dem Rheingau mit den besten aus der Pfalz verglichen“, erläutert Payne das System, „wir verkosten am liebsten zu dritt und versuchen, einen Konsens zu finden.“
Offene oder blinde Verkostung?
Ein vieldiskutiertes Thema ist die Art und Weise der Verkostung. Bei „Gault&Millau“ und „Vinum“ werden die Weine am Anfang offen getestet, um diese in Kenntnis der von einem Weingut angestrebten Stilistik zu bewerten. In der Endrunde kommt es dann im kleinen Kreis zur Blindverkostung, also ohne die vorherige Kenntnis des getesteten Weins. Für den „Eichelmann“ wird dies immer so gemacht, denn die Bewertung soll den Herausgebern zufolge nicht von der Reputation eines Winzers beeinflusst werden und auch weniger renommierte Weingüter sollen die Chance haben, mit ihren Erzeugnissen groß herauszukommen.
Der „Eichelmann“
Mit über 1.300 Seiten ist der „Eichelmann“ der umfangreichste Führer zu den deutschen Weinen. In einem ersten Teil werden die 13 Anbaugebiete porträtiert und aktuell bewertet. Danach folgen in alphabetischer Reihenfolge 980 Weingüter. Vom badischen Weingut Abril bis zum Nahe Betrieb Im Zwölberich werden die Winzer auf ein bis zwei Seiten dargestellt, mit Kerndaten wie Rebfläche, Produktionsumfang, Weinbewertungen, Besuchszeiten und einem Etikett. Im Anhang findet sich eine nützliche Übersicht zu den verschiedenen Rebsorten.
Der „Vinum Weinguide“
In seiner zweiten Ausgabe stellt der „Vinum Weinguide 2019“ ganze 11.500 Weine aus rund 1.000 Weingütern vor, sortiert nach Anbaugebieten und innerhalb dieser Kapitel in alphabetischer Folge. Farbkennungen zeigen auf einen Blick die Schaumweine (gelb), Weißweine (grün), Roséweine (orange) und Rotweine (rot). Die Winzerporträts sind unterschiedlich ausführlich.
Der „Gault&Millau“
Dieser Weinführer ist mit 10.386 Weinempfehlungen und 1.000 Weingutporträts kaum schmaler ausgefallen als sein neuer Mitbewerber. Neben den Spitzenweinen stellt dieser Führer auch die am besten bewerteten Weine zu Preisen unter zehn Euro vor. In einem allgemeinen Teil werden Weintrends aufgezeigt, etwa was sich beim Ausbau im Barrique-Fass tut oder warum auch für Spitzenerzeugnisse fremde Trauben zugekauft werden.
Spannend bleibt am Ende die Frage, ob sich drei ähnlich angelegte Weinführer auf Dauer halten können. Gerhard Eichelmann unkt in seinem Vorwort, „dass man als Weinkritiker zu einer aussterbenden Spezies gehört“. Die lange Erfahrung stimmt den gebürtigen Amerikaner und jetzigen Wahlpfälzer Payne aber zuversichtlich: „Wir bleiben nicht am Ball, wir bleiben an der Flasche.“ (dpa/TH)