Messe

Wein: Orange ist jetzt Trendsetter

Weinanbaugebiet
Klaus Schneider, bisheriger Präsident des Weinbauverbandes Pfalz, tritt die Nachfolge von Norbert Weber als Präseident des Deutschen Weinbauverbandes an.(© Smileus / fotolia)
Die größte Weinmesse in diesem Jahr hat gezeigt, dass sich auch Traditionen neu erfinden können. Aber ist der orange Wein nur etwas für besonders experimentierfreudige Sommeliers oder hat der Neue richtiges Starpotenzial?
Montag, 01.05.2017, 18:06 Uhr, Autor: Felix Lauther

Orange gehört bislang nicht zu den Farben in der Weinflasche. Das ändert sich in Deutschland gerade, denn immer mehr Winzer lassen ihre weißen Trauben mit der Schale vergären  wie man es bisher nur von Rotweinen kennt. Wer sich auf der internationalen Fachmesse ProWein in Düsseldorf umschaute, fand an vielen Ecken Weißweine mit einer intensiveren orange oder Bernstein-farbenen Ausprägung.

Vor allem junge Leuten fahren auf den außergewöhnlichen Geschmack dieses orangenen Weines ab, erklärt Christian Pesch, beim Weinhändler Vinaturel für den Einkauf zuständig. Die Meinungen seien aber noch sehr zwiegespalten: Die einen sind der Meinung, dass der Geruch und Geschmack seltsam gärend ist. Andere zeigten sich von der komplexen Struktur des Weines begeistert: viele Aromen, die Gerbstoffe und die lange Lagerfähigkeit nannten sie als Pluspunkte. „Momentan ist die Frage: Bleibt es eine Mode oder wird es zum Trend?“ fragt Pesch.

Weingut Benzinger produziert orangenfarbenen Wein
Einige deutsche Winzer haben in den vergangenen Jahren ihre ersten orangenfarbenen Weine in die Flaschen abgefüllt. So auch das Weingut Benzinger in Kirchheim an der Weinstraße, das inzwischen vier verschiedene Rebsorten so ausbaut. „Das sind keine Weine, die man so auf der Couch trinkt, sondern das sind Essensbegleiter“, sagt Ingeborg Benzinger. Ihr Tipp

: „Selbstgemachtes Brot, Butter, Meersalz oben drauf, dazu orangenen Wein. Das ist ein Festmahl.“

Tonamphoren aus Georgien

Ilonka Scheuring aus Franken will „zurück zum Ursprung“, wie sie sagt. Denn historisch betrachtet, ist die Maischegärung die älteste Form der Weinherstellung in riesigen, in der Erde vergrabenen Tonamphoren aus Georgien. Die Herstellung ist bis in die Antike nachweisbar und damit Tausende Jahre alt. Die Winzerin vom Weingut Scheuring will ihre Weinproduktion so natürlich halten – ohne Chemie und moderne Technik: „Wir wollen eine ganz andere Stilistik, weg von den klassischen Wegen.“
Einig sind sich die Winzer und Experten darin, dass orangene Weine nicht bei jedem Weintrinker gut ankommen werden – und dass man am besten jemanden hat, der die Komplexität des speziellen Weins erklärt. „So ein Wein hat Ecken und Kanten, ist nicht so gefällig“, betont Mike Born von der Winzergemeinschaft Franken. Die französische Winzerin Brunnhilde Claux berichtet, ihr orangener Wein schockiere die Menschen am Anfang manchmal etwas. „Die Kunden brauchen eine Erklärung, eine Schulung, eine Übersetzung dessen, was der Wein ist“, sagt sie weiter.

Orangene Weine sind vornehmlich Naturweine

Viele der orangenen Weine sind Naturweine, also spontan vergoren statt mit Reinzuchthefen – ganz ohne Schwefel, ohne Enzyme, kein extra Zucker, unfiltriert. Dadurch entstehen immer mal wieder Fehltöne, zum Beispiel Böckser – dann riecht der Wein nach Zwiebeln, gekochtem Kohl oder Fäulnis. „Bei den Weinen ist vieles dabei, was aus unserer Sicht Bullshit ist“, sagt Winzerin Scheuring. Aber es gebe eben auch richtig spannende Experimente. (dpa / FL)

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