Trockener Herbst sorgt für süße Moste
Trocken macht süß – dies gilt zumindest hinsichtlich des deutschen Herbstes 2019 und dem in diesem Jahr produzierten Most. Den höchsten Zuckergehalt im Traubensaft erzielte laut einer Analyse des Deutschen Weininstituts bisher das Weingut Dr. Hermann in Erden an der Mosel mit 321 Grad. „Das ist schon außergewöhnlich hoch“, lässt der Sprecher des Weininstituts, Ernst Büscher, in Bodenheim dazu verlauten. Der bisher höchste „Oechsle-Wert“ eines Weinmosts sei im Jahr 2003 mit 331 Grad gemessen worden, wobei ein Grad Oechsle ungefähr zwei Gramm Zucker pro Liter Most entspricht. Das Mindestmostgewicht für eine Trockenbeerenauslese läge bei 150 Grad Oechsle, Beerenauslesen fingen bei 120 Grad Oechsle an. An zweiter Stelle folgte nach diesem Schema das Weingut Schloss Reinhartshausen im Rheingau vor dem Weingut Karl Haidle im Württembergischen Kernen-Stetten.
„Die Traubenlese begann in diesem Jahr schon am 6. August.“
In Handarbeit wurden meist zwischen 50 und 200 Litern je Weinberg erzeugt, wie die Umfrage des weiteren ergab. Eine Besonderheit in diesem Jahr sei, dass die Beeren ausgesprochen gesund zu Rosinen eingetrocknet wären, was hochwertige Weine erwarten lässt. Kennzeichnend für Beerenauslesen ist eine hohe Restsüße, also Zucker, der noch noch nicht zu Alkohol vergoren wurde. Mit meist etwa sieben Prozent Volumengehalt Alkohol sind diese als edelsüß bezeichneten Spezialitäten damit deutlich leichter als andere. Da auch die Säure in den vertrockneten Trauben konzentriert erhalten bliebe, würden Beerenauslesen besonders intensive Aromen ermöglichen. Die meisten Beerenauslesen wurden nach Angaben des Weininstituts mit Riesling-Trauben erzeugt, doch die Winzer reservierten gelegentlich auch Rebstöcke der Sorten Spätburgunder, Scheurebe oder Gewürztraminer für ihre Beerenauslesen. Während noch Trauben für die letzten Trockenbeerenauslesen an den Rebstöcken hängen, werden bereits die ersten Weine des 2018er Jahrgangs in Flaschen abgefüllt. Allein in Rheinland-Pfalz seien bis Anfang November mit 66 000 Hektolitern bereits drei Mal so viel Weine abgefüllt worden wie zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres. Die Traubenlese begann in diesem Jahr schon am 6. August in Lörzweiler in Rheinhessen, so früh wie nie zuvor. (dpa/TH)