Sturm kommt heuer so früh wie selten ins Glas
Wenn man schon demnächst aus allen Ecken der Wirtshäuser in Österreich ein „Mahlzeit“ hört, muss nicht immer eine frisch aufgetragene Speise im Vordergrund stehen. Denn traditionell wird mit dem Sturm, der in Deutschland oder der Schweiz auch „Federweißer“ oder „Sauser“ genannt wird, mit der linken Hand angestoßen und statt „Prost“ heißt es eben „Mahlzeit“. Denn das klassische Zuprosten ist erst mit dem neuen Jungwein erlaubt.
Bedingt durch die hohen Temperaturen ist die Weinlese jedenfalls jetzt schon in vollem Gange. Durch optimale Bedingungen bereits für Austrieb und Blüte wurden auch die früh reifenden Sorten wie Frühroter Veltliner (Malvasier), Bouvier oder Müller-Thurgau (Rivaner), die vorwiegend für Sturm verwendet werden, sehr aromatisch.
Geschmack wechselt beinahe im Stundentakt
Wichtig ist bei der Aufbewahrung von Sturm jedenfalls, das Behältnis aufrecht hinzustellen und nicht fest zu verschließen. Das CO2 im Getränk braucht Platz, um zu entweichen, sonst kann es passieren, dass die Flasche platzt. Ein Stück Alufolie zum Verschließen reicht vollkommen, um den Sturm an einem kühlen Ort ein paar Tage aufzubewahren. Danach ist die Gärung abgeschlossen und aus dem Sturm wird der Staubige – fertig vergorener, aber naturtrüber Wein. Durch diesen Entwicklungsprozess schmeckt der Sturm von Tag zu Tag, oft von Stunde zu Stunde anders. Wie stürmisch es sein soll, kann der Konsument bis zu einem gewissen Grad selbst bestimmen. Ist einem der Sturm noch zu süß, die Flasche an einen warmen Ort stellen, das regt die Hefezellen an. Hat er den persönlichen Idealzustand erreicht, heißt es kühl lagern, um die Hefen wieder einzubremsen und den perfekten Sturm etwas länger genießen zu können. Idealerweise halten sich Süße und Säure die Waage. In diesem Stadium enthält er etwa vier bis fünf Volumenprozent Alkohol. (CK)